Der Schreiner

Also ganz ehrlich, ich glaube könnte hier in einigen Berufen bestehen. Der Schreiner hatte den Auftrag im Gebärraum einen Klapptisch einzubauen, da es wirklich sehr eng ist, gibt dieser etwas Flexibiltät. Nun wird es kompliziert, der Klapptisch braucht zwei Stützen, auf denen er liegt wenn er ausgeklappt ist und diese zwei Stützen brauchen Platz, wenn der Tisch nicht ausgeklappt ist. Das heisst, dass an der Wand ein kleiner Teil nicht geklappt werden kann, weil dort die Stützen ruhen. Für mich logisch. Nicht für den Schreiner, er musste erstaunt feststellen, dass der Tisch nicht klappen kann, wenn die Stützen im Weg sind und er wusste keine Lösung. Omar hat ihm dann auf die Sprünge geholfen. Und der liebe Schreiner hat sich heute bei mir entschuldigt, dass an der Wand ein kleines Absätzchen ist unter dem die Stützen ruhen.

Er sollte ein Schränkchen unters Lavabo bauen. Er hat etwas zusammengenagelt, jedoch rundherum zu. Und wie öffne ich das Schränkchen nun? Das muss man nicht öffnen, man kann es einfach wegziehen. Zum Glück hatte er eine Stichsäge dabei und Scharniere, die nicht einmal so viel zu gross waren. Es hat jetzt ein Türchen. Und weiter geht es. Ihr wisst ja, wir sind im ehemaligen Klo, das heisst, es hat eine Kloschüssel. Und die hatte einen billigen, zu kleinen, kaputten, schmudeligen Deckel. Einer aus Holz könnte etwas schöner sein und auch praktischer, weil man sich draufsetzen kann, wenn er geschlossen ist. Der ist wirklich schön geworden, der Deckel und hatte nur ein kleines Problem, er wollte die Brille fix auf die Schüssel montieren, so dass man zwischen Brille und Schüssel nicht mehr putzen kann. Naja, mit seiner Stichsäge und den Scharnieren lässt sich vieles wieder retten. Ich musste immer wieder raus, an Anna denken und Luft schnappen und rumgehen und lachen und mein Verlangen, ihm die Arbeit aus der Hand zu nehmen unterdrücken. Aber er ist sehr sympathisch und er gibt sich Mühe.

 

Ich bin dann mal gegangen. Ich ging zur Reiskooperative, die arbeiten am Dienstag und am Samstag, ich wollte Reis kaufen gehen. Dazu kam es aber nicht, sie hatte keinen abgepackten Reis. Die Reisdreschmaschine lief. Die ist eindrucksvoll, extrem laut und stinkt. Man kann nicht miteinander sprechen (auch nicht schreien) dort drinn, der Motor läuft mit Diesel und stösst schwarzen Rauch aus. Ich stand am sicheren Eingang und schaute zu, das ging leider nicht, ich musste rein, ich sollte die Maschine aus der Nähe schauen, ich sollte Fotos machen. Frauen kamen mit einem Sack geerntetem Reis auf dem Kopf, der wurde oben in die Maschiene geleert und unten wieder aufgefangen, ging zurück in den Sack, auf den Kopf der Frau und nach Hause.

Nächste Woche müssen wir noch Dreharbeiten erledigen. Meine Bitte um Tipps für die Geldbeschaffung hat Früchte getragen und jetzt brauchen wir einen kleinen Werbefilm. Ich versuche mich also im Drehbuch schreiben. Es wird nicht einfach, in drei Minuten eine Geschichte, die überzeugt zu erzählen, aber ich habe schon die ersten Schritte gemacht und denke, dass etwas daraus werden kann. Und wenn wir Glück haben, hilft uns der Journalist beim drehen. Er hat eine anständige Kamera. Beim Drehbuch schreiben, fiel mir auf dass ich keine Ahnung habe, wie eigentlich Dänu damals hier gelandet ist. Darum habe ich Omar beiseite genommen und ihn gefragt.

Der Cousin von Omar lebt in Südafrika und verkauft dort Kunst. Omar hat ihm erzählt, dass er ein Projekt starten möchte, damit sein Dorf sich entwickeln kann. Vielleicht erinnert ihr euch noch, wie ich vor drei Jahren erzählte wie Omar mit sechzehn einen Verein zur Förderung der Schule gründete. Item, der Cousin in Südafrika hatte einen Kunden aus der Schweiz, der heisst Nussli (mehr weiss ich nicht) und sagte Omar, er solle sich an den wenden. Omar setzte sich hin, nahm seinen Bic und beschrieb das Projekt, das er vor Augen hatte. Er wollte das Dorf in der Landwirtschaft weiterbringen, wollte Trinkwasser für alle ermöglichen und etwas für die Gesundheit tun. Er schrieb und schrieb. Dann reiste er mit seinem Cousin nach Foumban um dort in ein Cyber Cafe zu gehen. Dort wurde der Text gescannt und per Email an Nussli geschickt, das kostete 5000 CFA. Nussli zeigte das Projekt Dänu und dieser nutzte seine Reise nach Kribi um auch nach Koutaba zu fahren und Omar und das Dorf kennenzulernen. So einfach.

Heute war es soweit

Wann habt ihr mit den Frauen abgemacht? Wann ist unsere erste Gruppenvorsorge? Um acht Uhr, aber es macht nichts wenn du erst gegen neun Uhr kommst, die Frauen werden wahrscheinlich auch erst dann da sein. Ich war natürlich um Punkt acht Uhr im Centre, schliesslich mussten wir noch einiges vorbereiten. Die Nachtwache war da und ein Kind mit Mutter im Krankenzimmer, vom Tagpersonal keine Spur, dabei haben sie mir gesagt, dass die Arbeit um acht Uhr anfängt. Um halbneun trudelte dann Rafiatou mit ihren zwei Töchtern ein, gegen neun kamen Appoline mit ihren zwei Söhnen, Fatimatou mit einem Sohn und zwei Praktikantinnen, die Dritte kam gegen zehn Uhr. Nach der Ankunft mussten die Kinder als erstes frühstücken, schwangere Frauen, Fehlanzeige, abgesehen von Appoline. Gegen halb elf kam die erste Schwangere und bis halb zwölf waren es zehn Frauen, die zur Gruppe gekommen sind. Ein voller Erfolg! Wenn auch das Zeitmanagement der Frauen zu wünschen übrig lässt. Aber um ehrlich zu sein, ausser mir, ist es keiner aufgefallen und ich bin hier definitiv kein Massstab.

Ich erklärte den Frauen was wir vorhaben und Appoline übersetzte. Es war sehr still. Dann bat ich die Frauen um eine kurze Vorstellungsrunde, einfach ihren Namen, aus welchem Quartier sie kommen und das wievielte Kind sie bekommen. Ich begann mit mir, dann kam Appoline, dann hörte man nur noch piepsiges Flüstern, Appoline musste als Lautsprecherin fungieren. Die Kontrollen liefen nicht ganz wie geplant, aber doch sehr entspannt. Ich pendelte zwischen unserem Gebärraum, wo Appoline die Bäuche und Brüste kontrollierte und dem überdeckten Bereich, wo die Gruppe Blutdruck und ähnliches untersuchte, hin und her. Wenn die Frauen nichts zu tun hatten, sassen sie da und warteten. Ich stellte Fragen, versuchte sie aus der Reserve zu locken. Es war eine Art Sisyphusarbeit. Ich brachte sie immerhin dazu, ihre Beine auf Oedeme zu überprüfen und einige lernten, ihr Schwangerschaftsalter von der Scheibe abzulesen. Eine Frau fragte mich während der individuellen Untersuchung, warum sie wohl immer beim Gebären Bauchschmerzen bekommt. Ich trug diese Frage in die Runde. Die Frauen hatten keine Ahnung warum sie Bauchschmerzen bekommen. Das Einzige was sie der Frau mit der Frage mitgeben konnten war, dass auch sie Bauchschmerzen bekommen. Und so musste ich wohl oder übel erklären. Die Hoffnung, dass viel Wissen bei diesen Frauen selber liegt, die bleibt natürlich, aber es gibt Wissen, das nicht aus Erfahrung oder einem Bauchgefühl heraus entsteht, es gibt Wissen, das muss man vermitteln. Rafiatou, die Pflegehilfe, die auch Geburten leitet, hat immerhin vermutet, dass es etwas mit der Gebärmutter zu tun hat und mit Kontaktionen. Und Appoline wollte, dass sie es von mir hört, damit sie lernen kann.

Dann kamen die Fragen, aber die Antworten wurden von mir erwartet. Wenn ich die Frage zurück gab, prallte sie an einer würdevollen Wand des Schweigens ab. Omar brachte etwas zu Essen für die Frauen, weil es das erste Mal war, weil es ein besonderer Moment war und das Essen lockerte die Stimmung und die Frauen begannen zwar zögerlich, sich auszutauschen. Sie wollen in einem Monat wieder kommen. Und wer weiss, wenn die weisse allwissende Frau nicht dort sitzt, vielleicht sind sie dann lockerer. Ich hoffe es für sie.

Warum habe ich so viele Kartoffeln gekauft? Wobei im Becken auf dem Markt sahen sie nicht so zahlreich aus. Und warum sind die Bauern hier so intelligent, dass ihre Kartoffeln so klein geraten sind? Man schält und schält… es hört nicht auf. Aber der Kartoffelsalat ist lecker, nach meinem Gang auf die Waage heute (ich musste sie für die Kontrolle testen), entschied ich mich, Mayo zu kaufen. Jetzt ist ein halbes Glas im Salat, Er ist so, wie Dävu und Chrigu ihn nicht so gerne haben und ich ihn liebe. Dass es hier Mayo gibt fand ich gestern heraus. Appoline hat sich gestern zum Frühstück Avocados geschnitten und Jaja machte sie darauf aufmerksam, dass sie dick werde mit so viel Avocado. Ich sagte, dass Avocados nicht dick machen, da sie zwar fett sind, aber das Fett gesund ist. Jaja blieb bei seiner Meinung. Ich fand dann heraus, dass der Grund warum Avocados dick machen in der Mayo liegt. Sie werden damit ertränkt und ja, in dem Fall hat er recht, so machen Avocados dick. Und es hat einige Frauen im Centre, denen täte etwas mehr Bewegung und etwas weniger Mayo und Zucker nicht schlecht. Omar sagte, das sei ein Problem, weil man müsse dauernd grössere Arbeitskleider nähen. Und ja, ich habe schon ein paar geplatze Nähte gesehen.

Party

Draussen ist Party, alle jubeln, wir stehen in der 59sten Minute im Spiel Kamerun gegen Äthiopien und Kamerun führt 3:1. Und es gibt Strom, sie müssen nicht mehr lange durchhalten, mit dem Strom…

so leben die Schweine

Mein Bauch ist wieder normal. Darum bin ich heute wieder zu Fuss ins Centre gegangen. Das Gehen tut gut, ich kann da ein wenig rumschauen, meine Bonjour, Merci und meine Mercibonjour (man bedankt sich hier für ein Bonjour) verteilen und meinen Gedanken nachhängen. Ich habe den Weg ohne Zusatzschlaufe geschafft. Ok, zweimal habe ich mich auf dem Handy vergewissert, aber ich hatte richtig entschieden. Der letzte Teil des Weges führt mich über einen Hügel mit einem alleinstehenden Haus mit zwei Hunden. Bisher blieben die Hunde ums Haus und haben von dort aus gebellt, nicht heute, heute rannten sie mir bellend und knurrend entgegen und ich machte mir fast in die Hosen vor Angst. Aber die 180 Franken, die wir für die Hundeschule von Frida ausgegeben haben, haben sich spätestens heute ausbezahlt. Ich blieb stehen, fing an meine Lippen zu lecken, schaute von den Hunden weg, gähnte wie wild und kurz darauf verloren sie das Interesse an mir und trotteten zum Haus zurück. Das war Deeskaltion in Hundesprache, ich war ein wenig stolz.

Es ist 4:1 und die Freude immer noch gross und der Strom immer noch da. Was in meinem Kopf vorgeht, wenn ich am Gehen bin? Ich überlege mir wie es sein kann, dass die grösste Banknote 10’000 CFA keine zwanzig Franken wert ist und die Leute nicht einmal auf 500 herausgeben können. Es ist wirklich äusserst schwierig zu Kleingeld zu kommen und man muss immer taktisch überlegen, wo man die grossen Noten los wird. Und dann muss man hoffen, dass man möglichst kleine Noten heraus bekommt und nicht 5000er oder 2000er, weil auf dem Markt sind die, als hättest du kein Geld.

Oder ich überlege mir, wie ich meine Ideen am nachhaltigsten mitteilen kann. Weil, einfach einen Vortrag halten geht nicht, die Frauen zur Mitarbeit zu bringen ist aber sehr sehr harzig. Sie kennen das so nicht, schon in der Schule wurde einfach alles vorgesagt und sie mussten es nachreden. Darum will ich heute das Spiel zur Pflegeplanung mit den Frauen wiederholen. Wie es gelaufen ist? Eigentlich nicht so schlecht, Ajara war die Patientin, sie hatte Typhus und ihre Rolle gut gespielt, aber mit der Zeit sind alle eingenickt, was nicht für die Qualität meines Unterrichts spricht. Wobei ich zu meiner Verteidigung sagen muss, dass die Frauen hier zu jeder Gelegenheit und in jeder Stellung einschlafen. Es ist also kein grosses Ding. Aber es ist klar, ich muss weiter an meinen methodischen und didaktischen Fähigkeiten arbeiten. Andererseits nehme ich es auch als Kompliment, ich strahle halt eine grosse Ruhe aus.

Jaja hat heute unser Gebärklo rosa gekalkt. Es sieht sehr schön und einladend aus und ist somit kein Gebärklo mehr. Ich werde morgen ein Foto machen, aber es muss zuerst noch geputzt werden. Das Rosa zusammen mit den grauen Kacheln gibt dem Raum etwas edles. Ich hatte eine richtige Scheissfreude!

Jetzt rennen die Menschen die Strasse hoch und runter, mit den Tröten, mit Trommeln, mit Pfannendeckeln, das Spiel ist aus, Kamerun hat 4:1 gewonnen.

Und fast pünktlich zum Ende des Matchs war der Strom weg. Die Strasse ist immer noch voll, die Autos müssen endlich mal langsam fahren und der Lärm, wenn sie hier durchrennen, ist mächtig. Aber anders als sonst, voller Freude!

Langsam geht es wieder bergauf

Es rumpelt zwar immer noch im Bauch, aber ich versuche das jetzt mit einem Mützig zu betäuben. Mal schauen ob es klappt. Vielleicht sind die Bohnen, die ich seit zwei Tagen in verschiedesten Varianten esse nicht die optimale Diätkost, wer weiss das schon? Sie sind auf jeden Fall lecker und es hat Papaya drinn und die ist bekanntlich gut für die Verdauung.

Das mit dem Strom und dem Wasser ist ehrlich gesagt schon ziemlich mühsam. Alles wäre da, aber es geht nicht. Und dabei möchten die Leute Fussball schauen. Ich versuche mir vorzustellen wie das bei uns ankäme, es ist Europameisterschaft und wir können jedes zweite Spiel nicht schauen, weil der Strom schon wieder nicht geht. Ich glaube, das gäbe ein Aufstand. Hier bleibt es ruhig. Als ich einmal einen Monat in Buenos Aires war, gab es im Viertel etwa zwei Tage keinen Strom. Die Leute haben ihre Kochtöpfe genommen und draufgeschlagen bis der Strom wieder da war, Tag und Nacht, ohne Pause. Und hier gehört es halt zum Alltag. Omar hatte von mir den Auftrag seine und Jajas Stellenbeschreibung bis vorgestern zu schicken, er musste bis um 22h00 warten um Strom fürs Schreiben zu haben, kurz nach Mitternacht hat er die Beschriebe geschickt. Alle Handwerker, die Maschinen haben die Strom fressen, haben vorgestern und heute nicht gearbeitet. Die Frauen im Nähatelier haben Tretmaschinen, sie sind von daher unabhängig, wobei sie ohne Strom in schlechten Lichtverhältnissen arbeiten müssen, aber wenigstens die Nähmaschinen laufen. Und ich rege mich auf, ich die ausgerüstet bin wie für eine Überlebensmission, drei ladbare Lampen, zwei Strombarren, Handy, Ereader und Ipad mit Akkus, ich jammere wenn der Strom weg ist und finde es eine Frechheit. Trotzdem es ist eine Frechheit.

Meine Arbeit schreitet voran, nicht nur in Tagen, auch als Fortschritt. Am Freitag gibt es die erste Gruppenkontrolle. Ich freue mich! Anscheinend kommen zehn Frauen. Ausserdem habe ich heute mit Omar Pflegeplanung geübt. Er war der Kranke, Malaria und Husten, 39.5°C Fieber. Es ist wichtig, dass Omar die Sachen auch versteht, weil er kann sie in der Muttersprache der Frauen vermitteln. Jetzt werde ich täglich mit den Frauen individuell üben, wäre schön, wenn etwas hängen bleibt. Aber Omar war begeistert von der Planung und es ging ihm danach wieder so gut wie vorher, die Malaria war wie weggeblasen, er hustete nicht mehr und seine Temperatur war absolut normal, da sieht man, was ein gutes Gespräch und sich kümmern bewirken kann… Er will dran bleiben und seinen Teil beitragen.

Übrigens noch zu denen, die mir einen Kommentar geschickt haben, danke! Ich gehe jeden Morgen kurz auf die Seite und schaue, ob jemand geschrieben hat. Ich musste nämlich die Einstellungen so ändern, dass ich die Kommentare freigebe, weil sonst werden wir mit Werbung für Dildos und Co. überschwemmt. Im Moment ist es die Familie Gak, die es täglich versucht, immer mit neuen Vornamen und es gibt sehr viele Vornamen.

Bauchweh und Dünnpfiff

Eigentlich sagt der Titel schon alles. Einen guten Teil des Morgens habe ich auf dem Klo verbracht. Dazwischen habe ich versucht dem armen Darm etwas Nachschub zu liefern und vor allem den Flüssigkeitshaushalt flüssig zu halten. Dann kam Omar und ich habe ein wenig gejammert, ging ab und zu aufs Klo und legte mich dazwischen in die Hängematte auf dem Balkon. Die Hängematte hatte ich schon das letzte Mal dabei und sie war meine Rettung, es gibt nämlich ausser unbequemen Holzstühlen keine anständige Sitzgelegenheit. Ein Hoch auf alle Sofas dieser Welt! Dann kam Père Innocent zum Smaltalk, eigentlich hätte ich mich gefreut, aber mit meinem Bauch war der Besuch eher mühsam. Er wollte, dass ich einen Investor suche, der auf dem Hügel hinter Ngoundoup ein Hotel bauen will. Wer dort übernachten soll, ist mir ein Rätsel, in Koutaba gibt es schon zwei Hotels und die sehen jetzt nie besonders überfüllt aus. Aber Innocent glaubt, es habe genug Touristen hier. Das kenne ich schon von Kribi, wenn dort zwanzig Touristen rumlaufen, haben die Leute das Gefühl, Kribi sei überlaufen. Ich versicherte Innocent, dass ich niemanden mit dem nötigen Kleingeld für ein Hotel mitten in der Pampa kenne. Also, ich habe es ein bisschen diplomatischer gesagt. Er will das Hotel nicht führen, er möchte es bauen.

Dann war ich im Nähatelier und habe einen Grossauftrag aufgegeben. Weitere 11 Rucksäcke werden genäht. Und weiter ging es ins Centre zur Sitzung. Mit nur einer halben Stunde Verspätung waren alle da und wir konnten anfangen. Es ging um Sicherheit, das heisst, darum dass man eine Infusionsnadel nicht mehrmals brauchen kann wenn man daneben sticht und darum dass es sinnvoll ist wenn immer zwei Frauen anwesend sind, also Tag und Nacht, ich habe von den Stellenbeschrieben erzählt, die heute Richtung Bern geflattert sind und von Wali in Form gebracht werden und ich habe mit ihnen übers Pflegen gesprochen, darüber, dass die Patientinnen mehr brauchen als bloss ihre Medikamente, darüber, dass unsere grosse Stärke genau dort liegt und dass wir hier den Unterschied machen können. Ich habe dann gefragt, was sie alles verstanden haben, es war spärlich. Bei Rafiatou ist immerhin hängen geblieben, dass man neue Nadeln braucht, dass sie zu zweit arbeiten sollen und dass man auch mal eine Massage machen kann und einem Kind eine Geschichte erzählen kann und dass das bei der Genesung hilft. Bei den anderen blieb eigentlich nur der Teil mit den Nadeln hängen. Ja, und das mit Bauchkrämpfen.

Wieder zu Hause holte Omar mir Bananen und Papayas für den Bauch und Avocados fürs Herz. Seither liege ich auf dem Bett herum und leide still vor mich hin. Nein, es ist nicht mehr so schlimm, der Durchfall hat sich in äusserst schlecht riechende Luft verwandelt und der Bauch tut immer noch weh, aber die Banane und die halbe Papaya haben gut getan. Und wie ihr lesen könnt, bin ich am Schreiben und sitze auf einem dieser Holzstühle.

Todmüed

Ich glaube ich habe ein wenig einen Sonnenstich und ich bin todmüde. Ich bin vom Centre zurück zur Wohnung gelaufen. Meine Tasche mit den schweren Sachen habe ich Omar mitgegeben. Darin war auch mein Handy, das heisst, meine Orientierungshilfe, mein Fotoapparat. Bis jetzt bin ich den neuen Weg nur von Koutaba nach Ngoundoup gelaufen, nie umgekehrt. Umgekehrt sieht alles anders aus, irgendwie umgekehrt. Auf jeden Fall, sah es immer mehr anders aus, viel anderser, als nur umgekehrt und ich konnte nicht auf mein Kartenmaterial zurückgreifen. Aber ich habe die Wohnung gefunden, bin aber gefühlt einiges weiter gelaufen als beim Hinweg und das obwohl ich beim Hinweg gestern auch eine Schlaufe eingebaut habe. Ihr denkt jetzt vielleicht dass ich eine hoffnungslose Orientierungskatastrophe bin, ihr habt recht, das bin ich, aber es sieht auch überall ähnlich aus, festgestampfte rote Erde, rote Backsteinhäuser, graue Backsteinhäuser, rote und graue Backsteinhausleichen, viele Ziegen, Hühner, Enten und Kinder, da ist es nicht so einfach sich zu orientieren und man sieht immer nur ein Stück weit, weil dort wo keine Häuser stehen, gibt es Gras, das höher ist als ich.

An meinem Rücken baumelte der Prototyp des Rucksacks, beladen mit einem Ladebalken fürs nicht vorhandene Handy und meiner Wasserflasche. Er funktioniert und ich finde ihn schön!

Heute am Morgen habe ich mich auf die Sitzung vom Nachmittag vorbereitet, die Sitzung hat dann wegen einem Missverständnis nicht stattgefunden, sie wird dann morgen sein. Als ich am Küchentisch sass und mir Notizen machte, kam Sherifa zu Besuch. Vielleicht erinnert ihr euch an sie, sie war bei meinem ersten Aufenthalt oft hier, sie machte damals ihr Bac. Nun möchte sie die Pflegefachfrauenausbildung machen, hat aber das Geld dafür noch nicht zusammen. Die Ausbildung kostet etwa 1’000 CHF pro Jahr, das ist ein Betrag, den sich kaum eine Familie leisten kann. Ich finde es schrecklich, dass Bildung hier so vielen unmöglich gemacht wird. So kann ein Land nie und nimmer aus seinem Elend kommen. Die jungen Menschen treten in die Fussstapfen ihrer Eltern und machen genau gleich weiter, sie leben von Tag zu Tag und machen viele Kinder.

Gestern habe ich eine Frau in Burka gesehen. Ich war schockiert. Omar hat mich dann beruhigt und versichert, dass die Leute das hier nicht wollen. Hoffen wir. Für die Frauen hier, wäre das eine Katastrophe, immerhin sind in vielen Familien sie es, die den Alltag schmeissen, das Geld verdienen. Das kann ein Vorteil sein, die Männer wissen, dass sie ihre Frauen nicht zu sehr unterdrücken dürfen, weil sonst funktioniert bald nichts mehr.

Ich sitze im Dunkeln. Seit heute Morgen gibt es keinen Strom. Das ist ziemlich mühsam. Aber ausser zu warten bis er wieder kommt, bleibt mir nichts. Zum Kochen habe ich keine Lust, ohne Licht ist es mühsam, aber zum Glück habe ich noch eine Avocado und ein Mützig, die Kalorien sollten reichen.

Kamerun

Kamerun hat die Grenzen seit zwei Jahren geschlossen. Ich bin mit einer Spezialbewilligung eingereist, habe es nur nicht bemerkt, das war ein zusätzlicher Zettel in meinem Pass, ich habe ihm keine Beachtung geschenkt und es wollte ihn auch niemand sehen, ich dachte es sei eine Quittung. Das heisst, alles was ich geschrieben habe, war nur heisse Luft, wenn auch so heiss, dass sie mich ziemlich gestresst hat. Ich habe heute mit Dävu telefoniert, er hatte dummerweise bis jetzt nicht in meinem Blog gelesen und deshalb bis jetzt auch keine Entwarnung gegeben, aber jetzt weiss ich es. Im Moment bekommt man sein Visum einfach zusammen mit der Sondergenehmigung, so einfach geht das.

Kamerun hat Simbabwe geschlagen, 2:1, während dem Match war es vor meinem Haus extrem angenehm ruhig, alle sassen irgendwo vor einer Glotze. Vor dem Match sind die Leute mit diesen unsäglichen Vuvuelas durchs Kaff gezogen und jetzt nach dem Match sind möglicherweise ein paar hupend durch Koutaba gefahren. Wobei, da bin ich nicht so sicher, weil sie fahren immer hupend durch, in der Nacht drücken sie am Ortseingang auf die Hupe, rasen mit achzig durchs Dorf und lassen erst am Dorfausgang wieder los.

Woran merkt man hier, dass Sonntag ist? Also wenn ich mich nicht aus dem Haus bewegen würde, aber das war heute keine Option, weil die habe ich schon gestern aufgebraucht, aber wenn es so wäre, dann würde ich nicht merken, dass Sonntag ist. Alles ist wie immer, der Lärm, die Leute am Brunnen vor dem Haus, die Töffmechs gegenüber, die Knaben am Autos und Töffs waschen neben dem Haus, die Frauen im Nähatelier, kein Unterschied. Aber auf meinem Weg ins Centre, zu Fuss, habe ich die Zeichen gesehen. Menschen schön gekleidet auf dem Weg zur Kirche und überall Wäsche aufgehängt oder ausgelegt auf Büschen, auf der Strasse, Sonntag ist noch mehr Waschtag als andere Tage. Vor allem werden am Sonntag die Schuhe gewaschen. Vor jedem Haus stehen sie dann, aufgereit, nach Paaren geordnet und warten auf die neue Woche. Das ist Sonntag.

Auch auf meinem Weg ins Centre habe ich eine Ziege getroffen mit sieben Jungen. Die waren noch sehr klein, sind immer wieder eingeknickt, aber schon überall hochgesprungen und rauf geklettert. Ich hätte meinen Tag problemlos mit den Ziegen verbringen können. Die waren wirklich soooo süüsss! Ich habe nicht gewusst, dass Ziegen so viele Junge haben können.

Im Centre gab es wieder zu viel Strom und es sind noch mehr Glühbirnen durchgebrannt. Aber es sind zwei Stromer gekommen und haben rumgeschraubt. Jetzt sollte es funktionieren. Es kam ausserdem ein Mädchen, ihm wurde mit der Machete ins Handgelenk gehackt. Es war kein Gewaltakt, es war einfach ein Unfall und sie musste genäht werden. Sie war sehr tapfer, dafür hat ihre kleine Schwester geschrien wie am Spiess, sie wollte nicht im Centre sein, sie hatte Angst, dass auch sie genäht wird.

Und ich habe Muskelkater wie blöd. Ich habe nach einer längeren Pause wieder mit Yoga angefangen. Es ist sehr sanft und doch spüre ich es in vielen Muskeln. Fies!

Keine fünf Meter

Keine fünf Meter habe ich mich heute von der Hausmauer entfernt. Das heisst jedoch überhaupt nicht, dass ich rumgefault habe. Ich habe nämlich die Wohnung geputzt, mit dem schlechtesten Besen aller Zeiten, was mir den Schweiss aus allen Poren getrieben hat und mit der zweitschlechtesten Kehrichtschaufel aller Zeiten habe ich versucht das Zusammengewischte vom Boden zu entfernen.  Wie soll man in einem Land, in dem du nirgends vernünftige Putzutensilien kaufen kannst, in dem du immer wieder Wasser holen musst, indem es weder Waschmaschine (die läuft ohne fliessendes Wasser sowieso nicht), noch einen Staubsauger oder eine anständige Fegbürste gibt, wie sollst du da die Hygieneregeln einhalten? Das ist mir ein Rätsel. Weiter habe ich auch noch die Wäsche gewaschen. Meine Jeans auf den Badezimmerboden gelegt, Wasser und Seife drauf getan und dann mit einer Bürste tracktiert. Sie sind nicht mehr rot.

Gestern im Restaurant haben Omar und ich einen Plan ausgeheckt. Omar war der Ansicht, dass er vielleicht auch etwas tun könnte um dem Projekt mehr Reichweite zu geben. So planten wir, dass er seine Facebookseite dazu nutzt, regelmässig aus seinem Alltag im Projekt zu erzählen und dass wir möglichst viele Freundinnen und Freunde in der Schweiz finden müssen. Und das taten wir heute. Mit schleppender Internetgeschwindigkeit, haben wir Leute gesucht, deren Freunde durchforstet und Freundschaftsanfragen verschickt. Falls ihr auch auf Facebook seid, ich bin es nämlich nicht, also kann es gut sein, dass auch ihr dort nicht mitmacht, aber falls doch und Omar euch keine Freundschaftsanfrage geschickt hat, dann könnt ihr ihn fragen in dem ihr Omar Kouanga sucht.

Es ist schon wieder die Zeit der Hochzeiten. Also, vielleicht ist immer Zeit der Hochzeiten, weil, der Ramadan fängt erst am 02. April an und wie ihr euch vielleicht erinnert, wollen da besonders viele Männer verheiratet sein, damit für sie gekocht wird. Wenn Hochzeiten stattfinden, dann fahren alle Gäste, wobei es sind so wie es aussieht vorallem die Frauen, zur Braut um diese abzuholen. Sie fahren dann entweder in Autokolonnen, mit Busen oder Töffkonvois durch Koutaba und kreischen den ganzen Weg. Ich habe, glaube ich, schon geschrieben, dass es hier sehr laut ist. Die Hochzeiten sind lediglich ein weiteres Element. Und das sind dann nicht zehn, zwanzig Frauen, die kreischend durchs Dorf gefahren werden, manchmal sind das drei bis vier grosse Busse, vollgestopft. Kreischend tönt etwas gemein, aber ich finde einfach kein anderes Wort, das zu diesem hohen, durchdringenden Laut passt.

Im Centre sind heute alle Glühbirnen durchgebrannt. Nach wochenlanger Stromabsenz haben sie heute versucht zu kompensieren und etwas mehr Strom durch die Leitungen gejagt. Und flusch, neun Glühbirnen bissen ins Gras.

Immerhin habe ich noch das Nähatelier besucht, es liegt aber in den gleichen Mauern und zählt deshalb nicht. Wir haben das Projekt Rucksack gestartet. Morgen nähen sie einen Prototypen. Sobald er fertig ist, werde ich ihn euch präsentieren.

Eigentlich hätte ich mich noch von der Hausmauer entfernen wollen und auf den Markt gehen wollen. Aber ich hatte noch so viel Reste, auf die ich eigentlich keine Lust mehr hatte, aber in einem Land in dem die Leute eher zu wenig zu Essen haben, kann ich unmöglich Essensresten entsorgen. Um nicht schwach zu werden, habe ich den Markt auf morgen verschoben.

Grenzen sind dicht

Vorhin hat Dänu mir eine Sprachnachricht geschickt. Laut Globetrotter sind die Grenzen nach Kamerun dicht gemacht worden. Man kommt nur noch mit einer Sonderbewilligung hinein. Ich gehe mal davon aus, dass man noch rauskommt. Wenn sie niemanden drinn wollen, dann sind sie doch froh um alle die freiwillig gehen. Aber es ist schon etwas mulmig in einem Land zu sein, in das Keiner mehr reinkommt und es ist nicht das Land in dem du normalerweise lebst. Leider nervt das Internet, aber sobald es wieder etwas geschmeidiger arbeitet werde ich forschen, was das für mich heissen könnte. Ich wollte schon mit forschen anfangen, aber ich finde nichts und es geht ganz langsam. Auf einmal ist mir in den Sinn gekommen, dass, wenn niemand reindarf, auch keine Flieger reinkommen und somit auch keine rausfliegen. Ich habe noch fast drei Wochen Zeit, es kommt schon gut.

Wir waren in Bafoussam, ich wollte dort Stoff kaufen. Ich habe nämlich so einen Rucksack, der als Notfalltasche konzipiert ist und ich möchte schauen, ob die Frauen im Nähatelier solche Rucksäcke nähen könnten. Er ist wirklich cool und passt in die Hosentasche. Diese Rucksäcke könnte man dann bei uns verkaufen und der Erlös flösse dann ins Projekt. So mein Plan. Aber zurück nach Baffousam, es war sehr, sehr laut. Bafoussam hat anscheinend etwa drei Milionen Einwohnerinnen, also fast zehmal Bern mit Aglo, das heisst, es hat sehr viele Autos, sehr viele Töffs und sehr viele Menschen und am Montag findet das erste Fussballspiel von diesem Afrikacup im neuen Stadion (das wurde von den Chinesen gebaut) statt und um die Leute zum Kommen zu motivieren, hat die Gemeinde anscheinend Vuvuelas (die Tröten aus Südaffrika) verteilt und so tönen die jetzt auch noch. Erwachsene Männer laufen mit diesen Tröten durch die Gegend und tröten.

Der Markt ist riesig und er ist gedeckt, also er ist irgendwie drinnen und auf mehreren Stockwerken, aber man geht immer über die festgetretene rote Erde, es ist eng, es ist voll und ich war dankbar, dass ich Omar folgen konnte, ich hätte nie und nimmer wieder rausgefunden. Man kann dort eigentlich alles kaufen, ausser man hat einen konkreten Plan. Hier in der Wohnung gibt es einen Messbecher, ein Küchenutensil, das meiner Meinung nach sehr sinnvoll ist, zum Beispiel kann ich damit korrekt eine Portion Isostar herstellen, aber dieser Messbecher ist leck, er rünnt. Und genau das gibt es nicht in Bafoussam. Schade. Wenigstens habe ich einen Schwingbesen gefunden, der ist nämlich auch in einem bemitleidenswerten Zustand.

Auf dem Rückweg waren wir noch in Foumbot im Retaurant essen, im ersten Stock, mit Blick auf den Markt dort. Es war gemütlich, das Essen halt hiesig, es ist ok, aber keine Offenbarung.

Trotz Mützig und trotz Schreiben, mein Kopf bleibt bei der Grenzschliessung. Es ist schon krass wie selbstverständlich man annimmt, dass man nach einer Reise, wohin auch immer, wieder nach Hause kommen kann und wie unangenehm das Gefühl ist, wenn man auf einmal zweifelt. Ich hatte von dieser Grenzschliessung beim auswärtigen Amt der Deutschen gelesen, aber Omar fand, das müsste er doch wissen, er lese schliesslich regelmässig die Zeitung und die Kamerunerinnen würden doch über einen solchen Schritt informiert. Anscheinend nicht.

Währenddessen geht hier das Leben seinen gewohnten Gang. Draussen tönt es wie immer, es ist weder ruhiger noch lauter. Während wir wahrscheinlich oft eher überinformiert sind, haben die Leute hier meist keine Ahnung was ihre Regierung gerade ausheckt.

 

 

Der neue Weg ins Centre

Nachdem mein üblicher Weg von Ngoundoup nach Koutaba hinter einer Graswand veschwunden ist, habe ich heute eine neue Variante ausprobiert. Ich bin am Morgen Richtung Centre losmarschiert, am Morgen wegen der Sonne, sie scheint im Moment richtig fest. Bis jetzt habe ich mich meistens südlich der Strasse (ich habe auf der Karte geschaut) bewegt, heute blieb ich nördlich. Das war richtig spannend, je mehr ich Koutaba hinter mir liess, desto mehr Schweine sah ich oder roch ich. Die Schweine werden in ganz fiese Holzkäfige auf Stelzen gesperrt. Sie laufen nicht frei herum. Es war klar, hier bin ich in christlichem Gebiet. Auf dieser Seite der Strasse wohnen die Minderheiten und viele Armeeangehörige. Die Leute waren anders gekleidet, die Stimmung war anders. Das ist mir das letzte Mal so nicht aufgefallen.

Vorhin habe ich mit Dänu telefoniert. Er sitzt in Burkina Faso fest. Der Corona Test ist positiv ausgefallen und er kann nicht nach Hause reisen. Ich hoffe für ihn, dass der nächste Test dann negativ sein wird, denn ich habe gelesen, dass es manchmal lange dauern kann bis keine Viren mehr nachweisbar sind. Das ist schon etwas stressig.

Wir haben noch über die Finanzen im Centre gesprochen. Leider sind nicht so viele Spenden hereingekommen wie in den Jahren vorher. Das heisst konkret, dass die Finanzierung wackelig wird. Ich hoffe, dass wir es schaffen das nötige Geld zusammenzubringen, weil ich bin überzeugt, dass es eine gute Sache ist, die hier gemacht wird. Wir bezahlen hier etwa 1’400 Franken Löhne pro Monat, davon leben 8 Familien. Eigentlich krass. Das Centre selber wird sich nie und nimmer selber finanzieren können. Dafür sind die Tarife, die die Patientinnen bezahlen viel zu tief. Wenn man die Tarife jedoch erhöht, das heisst statt wie jetzt, für eine Konsultation 60 Rappen, zum Beispiel 80 Rappen verlangt, fallen viele wieder durch die Netze. Man kann es drehen und wenden wie man will, auf einen grünen Zweig wird man nicht kommen. Kurz, ich gehe davon aus, dass wir es schaffen müssen, diese Löhne zu finanzieren. Falls ihr Ideen habt, wie man ein Foundraising aufbaut, ohne dass man mehr Geld ausgibt, als man einnimmt, dann ab in die Kommentare.

Und zurück zu meinem Job hier. Heute hatten wir wieder eine Schwangerenkontrolle, Appoline machte ihre Arbeit wieder sehr gut. Ich konnte ihr aufzeigen wo sie noch mehr Beratung einflechten kann, wie zum Beispiel die Ernährung oder Bewegung. Aber ausserdem musste ich nichts hinzufügen. Die Frau wird auch an der Gruppenkontrolle teilnehmen.

Eine Diskussion, die wir heute geführt haben, war der Unterschied zwischen pflegen und behandeln, beziehungsweise zwischen Behandlungspflege und Grundpflege. Hier wird eigentlich nur Behandlungspflege angeboten, das heisst die Patientin bekommt ihre Medikamente oder wird zusammengenäht. Ich versuchte zu beschreiben, wie wertvoll es ist, wenn die ganze Patientin in die Pflege einbezogen wird, wenn wir sie in ihrem Wohlergehen unterstützen. Ich denke es braucht noch einige solche Diskussionen. Aber sie sind schon beeindruckt, wenn ich dann, statt der Frau ein Dafalgan zu geben, ihr das Kreuz massiere. Und vielleicht schaffe ich es, ihnen die Freude an genau diesem Teil der Pflege weiterzugeben.

Grundsätzlich ist die Stimmung im Centre aber sehr gut und die Frauen begegnen den Patientinnen mit Wertschätzung. Das alleine ist schon ein grosser Erfolg und überhaupt nicht selbstverständlich.