Todmüed

Ich glaube ich habe ein wenig einen Sonnenstich und ich bin todmüde. Ich bin vom Centre zurück zur Wohnung gelaufen. Meine Tasche mit den schweren Sachen habe ich Omar mitgegeben. Darin war auch mein Handy, das heisst, meine Orientierungshilfe, mein Fotoapparat. Bis jetzt bin ich den neuen Weg nur von Koutaba nach Ngoundoup gelaufen, nie umgekehrt. Umgekehrt sieht alles anders aus, irgendwie umgekehrt. Auf jeden Fall, sah es immer mehr anders aus, viel anderser, als nur umgekehrt und ich konnte nicht auf mein Kartenmaterial zurückgreifen. Aber ich habe die Wohnung gefunden, bin aber gefühlt einiges weiter gelaufen als beim Hinweg und das obwohl ich beim Hinweg gestern auch eine Schlaufe eingebaut habe. Ihr denkt jetzt vielleicht dass ich eine hoffnungslose Orientierungskatastrophe bin, ihr habt recht, das bin ich, aber es sieht auch überall ähnlich aus, festgestampfte rote Erde, rote Backsteinhäuser, graue Backsteinhäuser, rote und graue Backsteinhausleichen, viele Ziegen, Hühner, Enten und Kinder, da ist es nicht so einfach sich zu orientieren und man sieht immer nur ein Stück weit, weil dort wo keine Häuser stehen, gibt es Gras, das höher ist als ich.

An meinem Rücken baumelte der Prototyp des Rucksacks, beladen mit einem Ladebalken fürs nicht vorhandene Handy und meiner Wasserflasche. Er funktioniert und ich finde ihn schön!

Heute am Morgen habe ich mich auf die Sitzung vom Nachmittag vorbereitet, die Sitzung hat dann wegen einem Missverständnis nicht stattgefunden, sie wird dann morgen sein. Als ich am Küchentisch sass und mir Notizen machte, kam Sherifa zu Besuch. Vielleicht erinnert ihr euch an sie, sie war bei meinem ersten Aufenthalt oft hier, sie machte damals ihr Bac. Nun möchte sie die Pflegefachfrauenausbildung machen, hat aber das Geld dafür noch nicht zusammen. Die Ausbildung kostet etwa 1’000 CHF pro Jahr, das ist ein Betrag, den sich kaum eine Familie leisten kann. Ich finde es schrecklich, dass Bildung hier so vielen unmöglich gemacht wird. So kann ein Land nie und nimmer aus seinem Elend kommen. Die jungen Menschen treten in die Fussstapfen ihrer Eltern und machen genau gleich weiter, sie leben von Tag zu Tag und machen viele Kinder.

Gestern habe ich eine Frau in Burka gesehen. Ich war schockiert. Omar hat mich dann beruhigt und versichert, dass die Leute das hier nicht wollen. Hoffen wir. Für die Frauen hier, wäre das eine Katastrophe, immerhin sind in vielen Familien sie es, die den Alltag schmeissen, das Geld verdienen. Das kann ein Vorteil sein, die Männer wissen, dass sie ihre Frauen nicht zu sehr unterdrücken dürfen, weil sonst funktioniert bald nichts mehr.

Ich sitze im Dunkeln. Seit heute Morgen gibt es keinen Strom. Das ist ziemlich mühsam. Aber ausser zu warten bis er wieder kommt, bleibt mir nichts. Zum Kochen habe ich keine Lust, ohne Licht ist es mühsam, aber zum Glück habe ich noch eine Avocado und ein Mützig, die Kalorien sollten reichen.

Ein Gedanke zu „Todmüed“

  1. Hei Susle, die Rucksäcklein sind super! Ich bestelle gleich eins oder zwei.
    Gestern war ich froh zu lesen, dass es „normal“ ist, dass Kameruns Grenzen dicht sind, und wir uns also um deine Rückkehr nicht Sorgen machen müssen.
    Dass du heute todmüde bist, ist kein Wunder. Schlaf gut, trotz Lärmpegel und hoffentlich ohne tierischen Besuch. Muntsch

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