Filmen

Ich muss mich beeilen mit schreiben. Ich bin bei Omars zum Znacht eingeladen.

Heute haben wir gefilmt. Es war lustig. Alle waren nervös, auch Omar, der kleine Schweisströpfchen auf der Stirn und tatsächlich auch nicht mehr ganz eine volle Stimme hatte. Der Journalist, Mohamed, kam fast pünktlich. Er arbeitet bei einer privaten Fernsehstation und er nahm seine Arbeit sehr ernst. Das Mikrofon, das er dabei hatte musste immer tip top ausgerichtet sein, damit alle genau sehen wer hier filmt.

Als erstes gingen wir zu Rafiatou nach Hause. Sie hatte sich so richtig herausgeputzt. Sie hat sich gut überlegt was sie sagen will. Unter einem grossen Mangobaum wurde sie dann gefilmt. Und sie hat ihre Sache gut gemacht. Und weiter zu Ramatou, die war nicht zu Hause. Sie kommt in zehn Minuten, also zu Bijou, auch herausgeputzt! Auch sie hat sich überlegt, was sie sagen will. Ramatou, nicht herausgeputzt, hat sich überlegt, dass sie gerne im Centre arbeitet. Das haben wir dann, mit ein paar Fragen noch etwas spezifischer beantwortet bekommen. Dann haben wir im Centre weitergedreht, mit Ajara, die gestern mehr Lohn verlangt hatte und heute sagte, wie zufrieden sie mit ihrem Lohn sei, mit Fatimatou, die sich ins Labor gestellt hat und Appoline im Acceuil. Und die Praktikantinnen wollten das Filmen filmen, aber Mohamed wurde wütend, das sei geheim. Na dann. Zuletzt kam Omar an die Reihe, er stand mit dem Rücken zum Centre, für eine schöne Sicht darauf.

Jetzt müssen die Filmchen nur noch zu mir kommen. Mal schauen ob wir das schaffen, Mohamed hat schon versucht Geld daraus zu machen, aber er ist irgendwie in unserer Schuld, wie weiss ich auch nicht und will es auch nicht wissen, darum wird er wohl kein Geld daraus schlagen können.

Im Centre läuft übrigens seit zwei Wochen wieder viel mehr und es hat im Moment immer mindestens eine Person im Spital. Heute durfte die kleine Schwester vom Masernbuben nach Hause, sie war überglücklich. Jetzt liegt noch eine Frau im Spital mit Malaria. Sie hat extrem viele Enkel, die sie im Pulk besuchen. Wenn sie aus dem Krankenzimmer kommen, denkt man eher an ein Schulzimmer, das sich leert. Aber so lebt das Centre und das ist wichtig.

Der kleine Brandon, der wahrscheinlich gar nicht so heisst, war heute auf meinem Schoss eingeschlafen. Danach wollte er mich nicht mehr verlassen und ich musste ihn schreiend übergeben. Aber er hat sich dann beruhigt.

So, jetzt bereite ich mich auf meinen Ausgang vor. Den ersten, seit ich hier bin. Abendeinladungen sind hier nicht die Regel und in die Disco will ich definitiv nicht gehen.

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