Keine fünf Meter

Keine fünf Meter habe ich mich heute von der Hausmauer entfernt. Das heisst jedoch überhaupt nicht, dass ich rumgefault habe. Ich habe nämlich die Wohnung geputzt, mit dem schlechtesten Besen aller Zeiten, was mir den Schweiss aus allen Poren getrieben hat und mit der zweitschlechtesten Kehrichtschaufel aller Zeiten habe ich versucht das Zusammengewischte vom Boden zu entfernen.  Wie soll man in einem Land, in dem du nirgends vernünftige Putzutensilien kaufen kannst, in dem du immer wieder Wasser holen musst, indem es weder Waschmaschine (die läuft ohne fliessendes Wasser sowieso nicht), noch einen Staubsauger oder eine anständige Fegbürste gibt, wie sollst du da die Hygieneregeln einhalten? Das ist mir ein Rätsel. Weiter habe ich auch noch die Wäsche gewaschen. Meine Jeans auf den Badezimmerboden gelegt, Wasser und Seife drauf getan und dann mit einer Bürste tracktiert. Sie sind nicht mehr rot.

Gestern im Restaurant haben Omar und ich einen Plan ausgeheckt. Omar war der Ansicht, dass er vielleicht auch etwas tun könnte um dem Projekt mehr Reichweite zu geben. So planten wir, dass er seine Facebookseite dazu nutzt, regelmässig aus seinem Alltag im Projekt zu erzählen und dass wir möglichst viele Freundinnen und Freunde in der Schweiz finden müssen. Und das taten wir heute. Mit schleppender Internetgeschwindigkeit, haben wir Leute gesucht, deren Freunde durchforstet und Freundschaftsanfragen verschickt. Falls ihr auch auf Facebook seid, ich bin es nämlich nicht, also kann es gut sein, dass auch ihr dort nicht mitmacht, aber falls doch und Omar euch keine Freundschaftsanfrage geschickt hat, dann könnt ihr ihn fragen in dem ihr Omar Kouanga sucht.

Es ist schon wieder die Zeit der Hochzeiten. Also, vielleicht ist immer Zeit der Hochzeiten, weil, der Ramadan fängt erst am 02. April an und wie ihr euch vielleicht erinnert, wollen da besonders viele Männer verheiratet sein, damit für sie gekocht wird. Wenn Hochzeiten stattfinden, dann fahren alle Gäste, wobei es sind so wie es aussieht vorallem die Frauen, zur Braut um diese abzuholen. Sie fahren dann entweder in Autokolonnen, mit Busen oder Töffkonvois durch Koutaba und kreischen den ganzen Weg. Ich habe, glaube ich, schon geschrieben, dass es hier sehr laut ist. Die Hochzeiten sind lediglich ein weiteres Element. Und das sind dann nicht zehn, zwanzig Frauen, die kreischend durchs Dorf gefahren werden, manchmal sind das drei bis vier grosse Busse, vollgestopft. Kreischend tönt etwas gemein, aber ich finde einfach kein anderes Wort, das zu diesem hohen, durchdringenden Laut passt.

Im Centre sind heute alle Glühbirnen durchgebrannt. Nach wochenlanger Stromabsenz haben sie heute versucht zu kompensieren und etwas mehr Strom durch die Leitungen gejagt. Und flusch, neun Glühbirnen bissen ins Gras.

Immerhin habe ich noch das Nähatelier besucht, es liegt aber in den gleichen Mauern und zählt deshalb nicht. Wir haben das Projekt Rucksack gestartet. Morgen nähen sie einen Prototypen. Sobald er fertig ist, werde ich ihn euch präsentieren.

Eigentlich hätte ich mich noch von der Hausmauer entfernen wollen und auf den Markt gehen wollen. Aber ich hatte noch so viel Reste, auf die ich eigentlich keine Lust mehr hatte, aber in einem Land in dem die Leute eher zu wenig zu Essen haben, kann ich unmöglich Essensresten entsorgen. Um nicht schwach zu werden, habe ich den Markt auf morgen verschoben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert