Sympathie

Nach zehn Jahren Arbeit beim Contact, fingen mich die Junkies an zu nerven. Ich konnte nicht mehr mit der vorherigen Leichtigkeit, dem gleichen Gleichmut, der nie endenden Engelsgeduld arbeiten, ich hatte oft das Gefühl das ganze sei für nichts. Ich litt nie unter einem Helfersyndrom, wollte niemanden retten, meine Motivation war (und ist es nach wie vor), ein Tag mit Lebensqualität ist ein gewonnener Tag. Ich weiss, das ist das Gleiche wie im Poesiealbumspruch, „mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitern Stunden nur“, aber ganz so einfach ist es nicht. Auch jetzt ist meine Motivation nicht helfen, ich stelle mir ein Geben und Nehmen vor. Aber es ist, wie immer, viel komplizierter. Meine Sympathie leidet. An der einen Front, sind die Männer, in meinen Augen, je länger ich hinschaue und hinschauen muss, eher schwache Personen, verhangen in hunderten von Traditionen, kulturellen Hindernissen, generationenalten Opferrollen, mit ausgeprägtem hyrarchischem Glauben, an der anderen Front die Frauen, die zwar den Power hätten, aber sich ebenso keine anderen Bilder als, das ist halt so, das kann man nicht ändern, vorstellen können. Das Ganze wird eingerahmt von einer korrupten Gesellschaft, wobei ein mickrig kleiner Teil profitiert und ein riesig grosser Teil darunter leidet. Aber der riesig grosse Teil beugt sich immer wieder und muckst nur auf, wenn der mickrig kleine Teil nicht hinhört.

Heute waren unsere „Helden“, der Dorfchef und Omar, in Bafoussam, beim Delegierten. Wir werden eröffnen, irgendwann, der Delegierte hatte gemeint, dass das Centre ein grosses Spital sei,- was habt ihr ihm denn erzählt, die vielen Male, die ihr schon dort gewesen seid? – und deshalb habe er bis jetzt keine Bewilligung ausgesprochen, – das waren die Anderen, die gesagt haben, Mbambeluh sei ein grosses Spital – Häää? – aber so sei es in einem Dorf mit 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern sinnvoll zwei Centres zu führen, aber er müsse noch mit dem Chef de District … – hallo? Du bist sein Chef … -.
Der Dorfchef erwartete Applaus für die grosse Errungenschaft, aber ehrlich, ich kann nicht applaudieren, wofür, dafür, dass sie nicht fähig sind die Informationen zum Centre korrekt weiter zu geben oder dafür, dass sie Kommunikationskracks sind? Nein, es geht nicht, ich komme mir langsam vor wie in einem miesen Schmierentheater, eines mit schlechten Schauspielern oder Regisseur. Auch das Versprechen, dass wir nur noch bis Ende Woche warten und am Montag eröffnen, konnte nichts an meiner Unlust zu applaudieren ändern.

Ich war heute früh in einem der illegalen Centres von Koutaba und habe mit dem Chef dort gesprochen. Der Staat, beziehungsweise die Centres de Santé Intégrés wehren sich gegen alle privaten Centres. Das führt dazu, dass kaum ein privates Centre eine Bewilligung hat, gleichzeitig bleiben aber alle offen und werden mit Medikamenten und Impfstoff beliefert, weil der Aufstand der Bevölkerung bei einer Schliessung zu gross wäre und die Behörden das Risiko nicht eingehen wollen. Die CSI stehen überall in einem äusserst schlechten Ruf, da sie die Menschen auf jeder Ebene schlecht empfangen. Für mich heisst das, eröffnen und arbeiten und auf den Staat pfeifen, für den Dorfchef heisst das, kuschen katzbuckeln und gehorchen, dann sind wir etwas Besseres.

Während die Herren in Bassoufam weilten, haben die Damen geputzt. Das Centre glänzt! Wir können eröffnen. Aber auch mit den Frauen ist es nicht einfach. Das Thema Nummer eins, Medikamente! Medikamente! Medikamente! Resistenzen? Eine Erfindung der Schweizer? Wechselwirkungen von Medikamenten? Eine neue Mode? Nebenwirkungen? Risiken? Packungsbeilage? Was diese Europäer sich alles ausdenken, die sind total überreizt. Dabei ist es doch ganz einfach, da sind viele verschiedene Antibiotika, die helfen fast immer, und wenn nicht, dann ein Malariamittel, ein Wurmmittel, ein Pilzmittel und dazu noch ein Schmerzmittel, eine Beruhigungspille und wenn alles nichts hilft, vielleicht ein zweites Antibiotikum, eine andere Malariatherapie, höhere Dosierung beim Wurmmittel, das Pilzmittel direkt in die Vene. Und sowieso, wir wollen Patientinnen und Patienten und die wollen Medikamente, am liebsten Spritzen. Ich: – Ihr wollt anders sein als die anderen Centres, also, hier haben wir eine Chance. Wer einfach Medikamente will, kann ins CSI gehen, dann haben die auch noch etwas zu tun. Unsere Stärke soll eine gute Geburtshilfe sein, eine die sich unter den Frauen herumspricht, ein Ort wo sie gerne ihre Kinder gebären, wo sie ernst genommen werden. – Schweigen. Ich hoffe, das Schweigen bedeutet nicht, hoffentlich hält sie bald den Mund, ich hoffe das Schweigen bedeutet, dass die Zahnräder drehen, dass ein Denkprozess in Gang kommt.

Vorhin hat es geregnet, die Hitze des Tages, das Düppige, Schwüle hat sich aufgelöst und meine Sympathie, wenigstens für die Frauen, ist wieder ein bisschen gestiegen. Ich will hier noch bei ein paar Geburten dabei sein, will noch warten bis der Lavendel, den wir gesäät haben und der tatsächlich wächst, umgepflanzt werden kann. Vom Rosmarin, den wir auch gesäät haben, glaube ich, gibt es noch keine Spur.

Der Kragen

Ich war lange geduldig. Ich, die ich eigentlich nicht zu Diplomatie neige, habe versucht mit Taktgefühl, mit Verständnis für die Traditionen, die kulturellen Unterschiede, Schritt für Schritt in Richtung Eröffnung zu gehen. Heute ist mir der Kragen geplatzt, bildlich, ich trage nämlich einen Rock mit weitem Ausschnitt, also egal wie dick mein Hals wird, der Ausschnitt kann nicht platzen.

Ajara, Mitarbeiterin des Centres und Tochter des Dorfchefs erzählte uns heute eine hübsche Geschichte. Vor einem Jahr, Ajara hatte gerade geboren und weilte fürs Wochenbett im Haus ihrer Mutter, bekam der Dorfchef Besuch. Es war nicht irgendein Besuch, es waren der Chef du District de la Santé, die Chefin vom Centre de Santé Intégré, ihr Chef, noch ein paar weitere aus der Gesundheit und die Königin (die erste Ehefrau vom Sultan). Der Grund des Besuches war, dass sie im neu errichteten Mbambeluh „vorübergehend“ das Centre de Santé Intégré unterbringen wollten. Der Dorfchef hat abgelehnt. So weit so gut. Aber keiner der Partner (die männliche Form ist hier absolut korrekt, denn die Frauen haben eh nichts zu entscheiden) hier in Kamerun kam auf die Idee, Dänu über diesen Besuch zu informieren. Meine Einwände, dass die Geschichte, in der wir jetzt stecken, dort ihren Anfang nahm, wurden als Vermischung von verschiedenen Sachen abgetan. Dass sie nicht informiert haben, sei zum einen, dass es keine Rolle gespielt habe und sie die Königin danach im Palast besucht hätten und diese ihnen versichert habe, dass sie sie verstehe und zum anderen, dass es hier viele Traditionen gebe, die mit uns nichts zu tun haben. Da bin ich ausgeflippt. Das schlimme ist, sie fühlen sich absolut im Recht. Reflexion ist hier ein Fremdwort, ich bin dann einfach die Weisse, die keine Ahnung hat und die man höflich toben lässt.

Frauenpower In Zukunft

Etwas Gutes hat die Geschichte aber trotzdem. Unter den Frauen haben wir nach der Erzählung von Ajara heftig diskutiert und uns allen wurde klar, dass die Zeit der Höflichkeiten vorbei sind. Sie fanden, die schlagen uns, dann schlagen wir auch sie.
Etwas später waren wir beim Dorfchef, der erzählte wieder etwas von höflich sein, von Applaus für die Herren der Regierung, wollte noch einmal mit dem Dossier zum Chef in Foumban gehen, und, und … aber da hatte er nicht mit den Frauen gerechnet. Äusserst lautstark und mit vielen Argumenten bekam er ihre Meinung zu hören. Leider alles in Bamoun. Aber zwischendurch erfuhr ich doch einiges, das Dossier noch einmal einreichen? geht es noch? vielleicht nimmt er es diesmal und dann geht es verloren, man muss direkt zum Delegierten in Baffousam, der soll seine Meinung mit Blickkontakt sagen und entscheiden, und so wie so, die meisten Centres haben keine Bewilligung, wir eröffnen und fangen an zu arbeiten. Dazu muss ich sagen, dass ich nur unter der Bedingung mithelfe, dass ich nicht im Knast lande. Aber alle sagen, dass bei einer Schliessung nur das Haus versiegelt wird. Anscheinend darf der Chef de District nur eröffnen, nicht schliessen, das wäre dann der Delegierte und der müsste dann alle informieren und das wäre gut, weil die Geschichte nicht mehr klammheimlich passieren kann.

Mein Fazit, lasst die Frauen an die Macht! Die haben viel mehr Mut und Schneid!

Drei Mahlzeiten

Ich wanderte zu Omar. Nicht auf der Strasse, das wäre gar nicht lustig, durch das Quartier und durch die Brouse, zusammen mit GoogleMaps. Unter einem Baum habe ich mein PickNick, Resten kalt, aus dem Dupper, gegessen, von meinem selbstgemachten Hybiskussirup getrunken und ein wenig gelesen. Das Gras in der Brouse, das noch vor einem Monat klein und zart war, überragt mich jetzt. Das heisst, die Sicht dehnt sich von Grashalm zu Grashalm, der Pfad, schmal, mitten durchs Gras, immer wieder gekreuzt von Böhtrampelpfaden. Wahrscheinlich bog ich irgendwann, irgendwo auf einen Böhpfad ab und kam so richtig in den Seich … nur noch Sumpf, Wasser, irgendwie rund um mich herum, gefühlt auch in der Richtung aus der ich gekommen bin. Dort drüben, was ist das? Ein Acker? Wo ein Acker ist, ist auch ein Weg. So war es, über das Wasser waren Bretter gelegt und ich konnte das Sumpfgebiet trocken überqueren. Nach 10.3 km kam ich bei Omars Haus an. Ich wurde von seiner Mutter empfangen und ins Wohnzimmer gesetzt. Omars Mutter spricht nur wenig Französisch, so sind wir halt ein wenig da gesessen und haben geschwiegen. Omars Frau, Mimi, begrüsste mich und verschwand in der Küche. Ich konnte mich ausruhen, die Wanderung war streng, die Sonne heiss. Dann bekam ich von Omars Frau, Couscous (das ist hier eine Pampe aus weissem Mais) mit Sauce und Fleisch serviert. Zum Glück holte die Grossmutter auch einen Teller und wir assen zusammen, in schweigender Eintracht.

Gegen Abend fuhren Omar und ich nach Foumban um seinen Schwager, den Attaché vom Sultan, zu besuchen und Neuigkeiten zu unserem Problem zu erfahren. Zuerst zu uns, der Attaché hat in Foumban noch einmal mit dem Delegierten gesprochen und dieser hat mitgeteilt, dass er im Kontakt mit Yaoundé sei und sie zusammen besprechen, wie vorzugehen sei. Der Attaché rechnet mit einer baldigen Antwort. Omar und ich hoffen auf eine sehr baldige Antwort. Um mir zu beweisen wie wichtig er ist, hat der Schwager (ich habe seinen Namen schon wieder vergessen) mir einen Stapel Fotos gegeben, auf denen ist er mit dem Sultan in Yaoundé im Kongresspalast zu sehen. Später kam auch seine Frau Amina dazu, sie ist Polizistin, eines der Fotos zeigt sie in Kampfmontur mit Maschinengewehr, sie verschwand aber bald in der Küche und auch der Schwager verschwand immer wieder und Omar und ich sassen da und warteten, was weiter passiert. Das heisst, ich wartete ohne den Ablauf zu kennen, Omar wusste, dass wir zum Essen dort sind.

Beim Attaché zu Hause

Dann war das Essen bereit, wir wurden zu Tisch gebeten. Hinter einem Vorhang stand ein runder Tisch mit vier Stühlen, zwei davon zum draufsitzen, zwei eingeklemmt zwischen Wand und Tisch, gedeckt war für zwei Personen. Schräg. Essen wir alleine? Und die Familie, inzwischen sind auch noch Kinder und eine Tante dazu gekommen, esst ihr nicht? Doch, doch, wir essen mit euch. Das sah dann so aus, Omar und ich assen am Tisch, hinter dem Vorhang und der Rest der Familie im Wohnzimmer auf den Sofas. Die Gäste essen am Esstisch, leider nur die Gäste.

Die Rückfahrt führte durch die stockfinstere Nacht. Das ist wirklich äusserst gefährlich. Am Strassenrand Fussgängerinnen ohne Ende, auf der Strasse Auto um Auto mit aufgeblendeten Scheinwerfern, oder wie vor uns, Autos ohne Licht, Motos ohne Licht und Schlaglöcher ohne Ende. Das Auto vor uns, ohne Licht, dafür mit Stangen auf dem Dach, die mindestens zwei Meter hinten rausragten, fuhr ohne angehalten zu werden, bei stockdunkler Nacht, durch die Verkehrskontrolle der Polizei, soviel zu Verkehrssicherheit.
Dass ich jetzt schreibe, ist ein gutes Zeichen, es besagt, dass ich heil in Koutaba angekommen bin.

Langeweile

Was schreibt man an einem Tag wie heute? An einem Tag, an dem ich mich, ausser auf dem Markt Erdnüsse, Tomaten, Peperoni, Zwiebel und Kochbanane zu holen und in der Drogenabgabestelle ein Bier, nicht aus der Wohnung bewegt habe? An einem Tag, an dem ich drei WhatsApps beantwortet habe, die Küche geputzt, auf dem Handy gegamet, in einem Krimi gelesen, aus dem gekauften Gemüse etwas gekocht und sonst ganz und gar nichts erlebt habe?

Auf der Papierfront ist wieder einmal Warten angesagt, fürs Spazieren war ich zu träge und seit heute Morgen fliesst kein Wasser. Das ist einer der Tage, da wäre ich gerne zu Hause. Dort schaffe ich es locker einen Tag oder auch mehrere, einfach rumzuhängen und mich keine fünf Meter von der Hauswand zu entfernen. Aber dort ist das Alleinsein irgendwie anders, selbstbestimmter. Ich könnte mich natürlich mehr mit den Leuten, die ich hier kenne treffen, aber da kann ich nie ganz ich sein, da bleibe ich Madame Suzanne, Mama, Mamie, la Blanche, da stecke ich immer in einer Rolle. Die Jungen weigern sich mich zu duzen, weil ich alt bin und bei den Männern, darf ich es nicht anbieten, weil sie dann meinen, ich will etwas von ihnen. Da bleiben dann nur noch Assana und Omar, mit denen ich einfach per Du sein kann, nur dass Assana Dreiviertel von dem was wir sprechen nicht versteht, was bei vielen Frauen der Fall ist und Omar auch noch ein Familienleben hat und nicht mein Alleinunterhalter sein soll.

Kehrichtverbrennung à Cameroun


Es ist die Zeit der Hochzeiten hier. An den Samstagen kommt dann zum üblichen Gehupe noch das Dauerhupen der Hochzeiterinnen und Hochzeiter dazu. Gestern habe ich erfahren, warum im Moment so viele Hochzeiten stattfinden. Am 06. Mai beginnt der Ramadan. Das heisst, dass die Musliminnen und auch die Muslime nur zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang essen dürfen, sie sind hier wenigstens im Vorteil gegenüber Musliminnen in Grönland. Das heisst auch, dass es sich lohnt schon vorzukochen, denn um 05:00 am Morgen hat niemand Lust zu kochen. Die Männer hier kochen jedoch nicht. Entweder, sie gehen zu ihren Mütter zum Essen oder sie haben eine, oder natürlich auch mehrere, Ehefrauen, die für sie kochen. Deshalb versuchen heiratsfähige, unverheiratete, nicht mehr bei der Mutter wohnende Männer vor dem Ramadan noch zu heiraten. Ich sage ja schon immer, ein grosser Teil der Liebe geht durch den Magen. Und ich habe das grosse Glück mit Chrigu, seine Kochkünste schmeicheln meinem Magen sehr.

Morgen brauche ich so etwas!

FIDA

Und wieder einmal bekam die Reiskooperative Besuch. Diesmal von FIDA (Fonds international de développement agricole), einer Zweigstelle der UNO, mit Sitz in Rom. Gestern wurde ich informiert und eingeladen. Heute früh um 07:00 sollten sie kommen. Ich war schon gestern der Meinung, dass um 07:00 niemand da sein wird. Ich fand, die Italiener werden etwa um 07:45 kommen, was ich in meiner Rechnung vergessen hatte, war dass die Chauffeure Afrikaner sind. Sie kamen um 09:08, für hier, voll im Rahmen. Wieder wurde ein Zelt aufgestellt, mit vielen Plastikstühlen drunter und wieder wurden die Sofas aus den Häusern vom Chef geschleppt und für die Gäste drapiert.

Und wieder stellten sich die Männer in einer Reihe auf um die Gäste zu begrüssen, wieder sangen, tanzten und uru-uhten (ich weiss wirklich kein Wort dafür und kreischen ist frech und stimmt auch nicht genau) die Frauen, wieder wurden die Schulkinder herbeordert und sangen, diesmal die Hymne und wieder gab es Reden und eine Besichtigung der Kooperative. Diesmal wurde für die Gäste gekocht, aber die hatten um zehn Uhr noch keine Lust auf Mittagessen und mussten sowieso weiter und so konnten alle anderen Anwesenden essen. Es gab Kochbananen und Fleisch, dass die Reiskooperative, die übrigens einen extrem leckeren Bioreis produziert, mit ganz kleinen Reiskörnern, keinen Reis auftischt, fand ich schon etwas speziell.

Die Reiskooperative ist, wie das Centre de Santé Mbambeluh ein Entwicklungsprojekt des Dorfes. Und sie ist eine Erfolgsgeschichte. Innert fünf Jahren erhöhten sie den Ertrag um das Fünffache. Und das Bio. Einfach mit mehr Wissen und mit einer Reissorte, die zu ihrem Boden passt. Die FIDA hat das Projekt finanziell und mit Wissen unterstützt und kann es mit Stolz als Erfolg verbuchen.

Auch wenn mich das Dorf zwischenzeitlich geärgert hat, im Moment bin ich stolz darauf. Gestern brachte das rote Kreuz Flüchtlinge aus der anglophonen Region nach Ngoundoup. Das Dorf hat sich bereit erklärt sie aufzunehmen und zu integrieren. Bis eine andere Lösung gefunden worden ist, wohnen sie im, noch nicht ganz fertig gebauten, Haus vom Chef. Die Leute aus dem Dorf gehen vorbei um sie zu begrüssen und ihnen Sachen zu bringen. Das hat mich beeindruckt und ich konnte die Momente, in denen ich das Gefühl hatte, die Menschen im Dorf erwarten nur, verzeihen und vergessen. Sie verhalten sich sehr solidarisch und es ist schön, das miterleben zu können.

Auch mit unserer Situation konnte ich mich versöhnen. Der Chefsekretär vom Sultan, er heisst übrigens Attaché, hat uns versichert, dass der Delegierte sich unserer Sache angenommen hat und dass er am Wochenende nach Foumban reisen wird und sie das weitere Vorgehen besprechen und beschliessen werden. Nun ist es einfacher, mich in Geduld zu üben, die richtigen Leute sind am Ball, es passiert etwas, auch wenn es noch ein paar Tage geht, es wird in naher Zukunft entschieden. Und so habe ich heute Nachmittag einen ausgedehnten Spaziergang zu den Reisfeldern gemacht, was nach einem Reismorgen voll Sinn macht, habe unterwegs Mangos zusammengelesen und gegessen und bin durch einen kleinen Mangowald gegangen, habe zwei Herden Böhs gesehen und von einer Herde habe ich den Hirten von meinem gestrigen Besuch gekannt, bin mit zwei singenden Mädchen zurück ins Dorf spaziert und habe im Centre eine Horde Kinder angetroffen, die beim Abwaschbecken auf der Terasse warmes Wasser für ihre Dusche geholt haben, sie sind wie die Hasen auseinander gestoben als sie mich sahen, mussten dann aber zurück kommen, weil ich nicht weg ging.

Bororo

Soll ich mit der Maus anfangen oder zuerst erzählen ob unsere Eröffnung näher rückt? Ich weiss, ich bekomme genau jetzt, keine Antwort. Etwa so geht es uns auch mit dem hoffentlich lieben Delegierten für Gesundheit der Region. Bis jetzt (Redaktionsschluss) keine Neuigkeiten. Es ist vergleichbar, wie wenn man in einem Bewerbungsverfahren ist und gerne anrufen möchte, um noch einmal zu versichern, dass man die Stelle oder die Wohnung unbedingt möchte und man weiss, dass anrufen jetzt falsch wäre, dass man die Leute nur hässig macht und stresst, aber man es fast nicht aushält und hundert Gründe sucht, warum man vielleicht trotzdem anrufen könnte und dann vernünftig bleibt und wartet. Aber etwas tut Omar trotzdem, er ruft noch einmal den Chefsekretär vom Sultan an, heute Abend. Das geht, weil seine Verwandtschaft darf man anrufen.

Und die Maus? Ja, die Maus. Sie gibt nicht auf. Heute am Morgen putzte ich in der Küche – aber wo sind die Schwämme, die ich gekauft habe? – hinter dem Gefrierschrank, in eine Öffnung gestopft habe ich sie gefunden. Ich traute mich nicht, sie heraus zu ziehen. Wer weiss, was dahinter lauert, das ist klar ein Job für Omar. Aber ich habe meine Putzerei mutig beendet und nur den Teil hinter dem Gefrierschrank, den habe ich ausgelassen. Omar hat dann die Schwämme rausgeholt, es waren keine Mäuse dahinter und er hat die Öffnung oben in der Tür verschlossen, die vermeintliche Eintrittsstelle der Maus.

Omar jagte Mäuse, während ich zusammen mit Abdul (mein Türöffner und Übersetzer für Fulfulde) die Bororos besucht habe. Da sie zusammen mit ihren Böhs leben, wohnen sie nur in kleinen Weilern, immer eine Familie, wobei da schon fünfzig Personen zusammen kommen. Früher waren die Bororos Nomaden, in Nigeria sind sie es zum Teil immer noch. Abduls Grossvater wurde 1946 sesshaft. Vorher waren ihre Häuschen nur aus Stroh, jetzt sind sie aus Lehmsteinen mit Strohdach. Die Häuser sind so klein, dass ich mich frage, wie man ausgestreckt darin schlafen kann und es schlafen mehrere Menschen in einem Häuschen. Wie auch auf der anderen Seite der Strasse, wo Rafiatou und ich am Montag waren, sind die ganzen Areale blitzblank, sauber. Und es ist eindrücklich, obwohl die Menschen hier wirklich nichts haben, kein Strom, kein Wasser, keine Autos, durch die Sauberkeit wirkt alles viel weniger arm. Auch die Kinder, die sonst oft schmutzige, kaputte Kleider tragen, sind hier sauber und geflickt.

Die Wanderung durch die Brouse, von einem Familienclan zum nächsten war wunderschön und ich habe sie in vollen Zügen genossen. Die Bororos sind gewohnt viel zu marschieren, mit ihren Böhs laufen sie oft um die zwanzig Kilometer pro Tag. Seit sie sesshaft sind, betreiben sie auch Ackerbau und vor allem die Jungen integrieren sich je länger je mehr in die gesammte Gemeinschft im Noun. Mit Abdula diskutierte ich auf unserer Wanderung über die Politik in Kamerun. Er ist sehr unglücklich und überzeugt, dass Paul Biya die Wahl im Oktober 2018 nicht gewonnen hat. Er ist ein intelligenter, aufgeweckter junger Mann, der gerne viel erreichen möchte und leider keine Chancen hat. Er war im Gymnasium und musste jetzt aussetzen, da er das Schulgeld nicht bezahlen kann. Sobald er genug gespart hat, wird er weiter ins Gymnasium gehen.

La Force de l’expériance mit seiner Angetrauten zur Feier ihrer 25 jährigen Ehe (23.04.19)

Auch wenn Abdula es schafft, eine gute Ausbildung zu bekommen, wird er wahrscheinlich immer noch keinen Job finden und, zwar mit Hochschulabschluss, weiter Böhs züchten und die Äcker seiner Familie bebauen.
Abdula erzählte mir auch, dass es, zu den Zeiten als sein Grossvater in Ngoundoup sesshaft wurde, noch Löwen und Büffel in den Wäldern gelebt haben, die seien aber alle getötet worden und jetzt gebe es keine mehr. Über die wilden Tiere, kamen wir zum Thema Familienplanung, auch hier ist er der Meinung, dass weniger Kinder zu haben besser ist. Meine Einlage, dass 2.1 Kinder pro Familie genügen um die Population zu halten fand er jedoch lustig, ein zehntel Kind ist ihm bisher noch nicht begegnet.

Die ganze Story

Gestern war ich etwas zurückhaltend in meiner Erzählung, ich wollte zuerst Dänu informieren. Also, wie schon erzählt war der Chef du District de la Santé am Unterrichten und nicht ins Büro zurück gekehrt. Die Schule für die Pflegehelferinnen und -helfer liegt gleich hinter dem Büro. Nfouapon und ich sind dorthin spaziert und haben ihm beim Unterrichten zu geschaut. Er kam heraus und erzählte uns noch einmal die gleiche Leier wie vor einem Monat. Das Centre de Santé Intégré … er habe es von Anfang an gesagt, das gehe nicht. Er sei noch beim Souspräfekt gewesen und der sei gleicher Meinung wie er. Das Dorf müsse halt bauen. Er hat sich geweigert das Dossier entgegen zu nehmen.

Zum Glück hatten wir die Maschinerie für diesen Fall schon installiert. Der Souspräfekt, der die Information vom Chef du village (ich muss ein bisschen viel Chef schreiben, hier hat es halt ganz ganz viele davon) schon gestern Abend bekam, reagierte ziemlich wütend auf den Chef du District de la Santé, der sei nie gekommen und er verstehe das Problem überhaupt nicht, das Centre de Santé Intégré hätte schon lange umziehen müssen und es sei nicht am Dorf ein Gebäude zu errichten, sondern am Staat, sprich, seinem Vertreter hier, dem Chef du District de la Santé. Er stehe voll und ganz hinter dem Projekt und wenn die Gesundheitsbehörde ihre Arbeit nicht macht, dann sei das deren Problem.

Omar war heute schon um 06:45 im Sultanspalast in Foumban, wo er dem persönlichen Sekretär des Sultans die ganze Geschichte, vom ersten Tag an, erzählt hat. Dieser hat dann zum Telefon gegriffen und den Chef der Delegierten für Gesundheit in der Region West informiert (die sind einen Stock höher als der Chef du District), welcher sich dem Dossier annehmen wird und uns informiert was er zu tun gedenkt. Heute haben wir leider noch nichts gehört, aber heute ist dort Sitzungstag. Wenn nötig wird der Sultanspalast Kontakt mit dem Gesundheitsminister aufnehmen, aber sie glauben, dass es nicht nötig sein wird.

Vor einem Monat hätten wir dieses Szenarium noch nicht durchspielen können, da unser Dossier, wegen der fehlenden IDE nicht vollständig war. Nun sind aber alle bereit zu helfen.
Nun die Frage, warum bockt der Chef du District de la Santé dermassen? Hatte er doch am Anfang das Projekt unterstützt und Omar bei der Zusammenstellung des Dossiers geholfen. Gestern hatte ich noch kurz gedacht, dass meine Anwesenheit ihn dazu bewogen hat noch einmal die gleiche Geschichte zu erzählen. Gesichtsverlust. Es geht um Gesichtsverlust und es geht um noch mehr. Die Chefin vom CSI und er haben ein Verhältnis. Und es ist sie und nur sie, die das Centre de Santé Mbambeluh um jeden Preis verhindern will. Da der Chef du… mit einer Chefärztin vom Spital Foumban verheiratet ist, macht ihn das Verhältnis erpressbar und dies nutzt die Dame vom CSI gnadenlos aus. Anscheinend erscheint sie alle paar Tage im District de la Santé um Dampf gegen uns zu machen. So viel zum Lokaltratsch, was mich beruhigt hat, ist, dass nicht meine Anwesenheit Schuld am Debakel ist.

Und noch etwas Modeschau. Das sind unsere Arbeitskleider. Eigentlich hätten wir sie schon lange anprobieren können, aber irgendwie war der Moment immer der Falsche, bis heute. Nach ausgiebigem Lokalklatsch zum Thema Chefin vom CSI und Chef vom District und vielen Meinungsäusserungen, war der richtige Moment gekommen für die Anprobe, ausgiebiges posieren für Fotos und ausgelassenes Tanzen für Videos. Die Freude war riesig und die baldige Eröffnung wurde irgendwie konkreter.

Foumban

Also, eigentlich kann ich nichts weiter erzählen als warten, warten, warten …

Das fing am Morgen an, warten auf Nfouapon, er sollte mit mir die Bestellung von Medikamenten ausfüllen. Wir hatten um 09:30 beim Eingang des Distriktspitals von Foumban abgemacht. Ich war natürlich schon zehn Minuten zu früh da, Schweizerin, er kam um 11:30, Afrikaner. Eine Stunde lang bin ich dort gestanden und habe gewartet, nach einer Stunde kam ein netter Herr und bot mir einen Stuhl an, das war dann viel bequemer.

Der Eingang vom Spital

Zusammen mit Nfouapon setzte ich mich in ein kleines Restaurant, dort machten wir zusammen die Liste für die Medikamente. Laut Plan hätten Omar und der Dorfchef auch schon in Foumban sein sollen, waren sie aber nicht. Das war aber nicht so schlimm, da man uns sagte, dass der Chef de District de Santé erst um 15:00 im Büro sei, er sei am unterrichten. Ok. Aber die zwei sollen vor 15:00 bei uns sein, um 15:30 hat der Chef de District de Santé nämlich Feierabend. Um 15:25 kamen die Herren an und ich schäumte! Und dann, der Chef de District de Santé ist gar nicht in sein Büro zurück gekehrt.

Ich hasse das ewige Warten! Ich bin ehrlich sehr froh, dass wir in der Schweiz mehr oder weniger pünktlich sind. Es ist wirklich eine Frage des gegenseitigen Respektes, warten ist irgendwie erniedrigend, du bist blockiert, kannst nichts anderes tun, sogar wenn du liest bist du dauernd vom Warten abgelenkt. Unangenehm. Ich werde mich definitiv nicht dem afrikanischen System anpassen. Ich bleibe schweizerisch.

Auf jeden Fall sind wir mit dem Dossier im Gepäck wieder nach Koutaba zurück gekehrt, unterwegs abgebremst von einer Herde Böhs, die vom Viehmarkt nach Hause marschiert sind. Und was die Geschichte Centre de Santé Mbambeluh anbelangt, morgen mehr.

Good News

Das Beste zuerst! Die Papiere von Awa, unserer IDE sind im Bus von Yaoundé nach Koutaba! Morgen fahren wir, wenn nicht irgendwo noch ein Stein rumliegt, mit dem vollständigen Dossier nach Foumban und reichen es ein. Das heisst, morgen gibts Teil zwei im Strassenfeger „Chef du District de la Santé“ Foumban. Leider ist es oft so, dass der zweite Teil mieser ist als der erste, aber manchmal erleben wir auch eine Steigerung, alle sind etwas älter und reifer. Wir werden sehen und ihr drückt hoffentlich alle die Daumen.

Heute waren Rafitou und ich bei den Bororos. Sensibilisation. Von den Bororos habe ich euch schon erzählt. Sie sind die, die die Böhs züchten. Sie leben in der Brouse, in wunderschönen runden Häusern aus Lehmsteinen und Stroh. Sie sind hier ziemlich am Rande der Gesellschaft, leben ausserhalb der Dörfer in Familiengemeinschaften. Sie sprechen auch eine eigene Sprache. Das heisst, dass vor allem die älteren Menschen, ohne Schulbildung, keine oder wenig Kontakte zur Welt ausserhalb ihrer Kultur haben. Bei den jüngeren Generationen verändert sich vieles und sie öffnen sich für die Welt da draussen. Bildung ist für sie etwas wichtiges und wird wenn möglich, auch von den Eltern gefördert.

Wir wurden extrem herzlich und freudig empfangen. Dass wir die Sensibilisierung nicht nur entlang der geteerten Strasse machen, dass wir zu ihnen kommen, zu Fuss, mit dem Auto ist es nicht möglich, das empfanden die Leute als äusserst wertschätzend. Die Skepsis, die ich nach den Erzählungen und Ratschlägen zu diesen Besuchen, erwartet habe, stellte sich überhaupt nicht ein. Im Gegenteil, das Interesse an unseren Projekt war extrem gross und auch die Bereitschaft etwas beizusteuern echt. Sie fragten genau nach, was, wie, wann sie machen können um uns zu helfen. Sie erzählten uns auch von ihrem Tagesablauf und den möglichen Zeiten wo sie allenfalls helfen könnten. Es war mehr als das übliche Danken und super macht ihr das, wo die Betonung auf dem Ihr liegt. Das Wort Partnerschaftsprojekt, kam sehr gut an und wenn ich erklärte, dass ein Gesundheitszentrum zu unterstützen gerade dann sehr wichtig ist, wenn man gesund ist und eigentlich gar keines braucht, hatte ich das Gefühl, dass kleine Lämpchen angehen und mir tatsächlich so etwas wie Verständnis entgegen kommt.

Die Häuser und die Umgebung sind sehr sauber, etwas ausserhalb des Wohngeländes gibt es ein grosses Loch, wo die Abfälle verbrannt werden. Jede Familie hat einen kleinen Acker auf ihrem Gelände und ein Gehege für die Böhs. Dort sind sie in der Nacht. Bei Tag werden sie von einem Hirten durch die Brouse begleitet.

Es ist sehr wichtig die Bororos auf unserer Seite zu haben, denn bei ihnen gehen die Frauen sonst ganz alleine in den Wald um zu gebären und das zu verhindern, wäre gesund für Mutter und Kind. Obwohl das Leben dort in der Brouse, in den einfachen Häusern ohne Wasser, das holen sie weit von zu Hause an einer Quelle, für mich sehr fremd ist, obwohl ich mir dieses Leben nur theoretisch vorstellen kann, bin ich sehr beeindruckt und hege eine gewisse Sympathie für das Volk, vielleicht auch ein wenig wegen den Böhs, die ich extrem cool finde.

Nach unserem Besuch in der Brouse, haben wir noch gehandwerkert. Zuerst waren die Frauen zwar überzeugt, dass das eine Männerarbeit ist und viel zu schwierig für Frauen, aber das hat sich sehr schnell gelegt und die Freude, etwas zu machen, das nicht ihrer Rolle entspricht hat gewonnen. Das Sägen, Bohren und Schrauben war innert Kürze derart beliebt, dass ausgehandelt wurde, wer wie lange darf. Auch beim Mittagessen, das ich zubereitet habe, es gab Zwiebeln, Süsskartoffeln und unreife Mangos mit Salz zu einem Eintopf verarbeitet (einfach alles was da war), wurde ich mit – das kann man so nicht essen – das ist kein Gericht – zugetextet und dann, haben sie sich die Finger geleckt und zweimal nachgeschöpft und waren erstaunt, dass man einfach etwas kochen kann, das man sich zwei Minuten vorher ausgedacht hat. Wahrscheinlich wird nicht viel von mir hängen bleiben, aber wenn die Frauen nur ein ganz kleines Bisschen entspannter und kreativer durch ihr Leben gehen, dann ist das ein grosser Sieg.

In der Kirche


Ich habe es gemacht. Ich bin heute in die Kirche gegangen. Man hatte mir gesagt, um neun Uhr. Ich war etwa um zehn vor dort. Zwei Herren in weissen Hemden, weissen Hosen, weissen Kitteln und schwarzen spitzen Schuhen begrüssten mich und wiesen mir einen Platz zu. Die Kirche war mehr oder weniger leer. Also auch dort, keine akademische Viertelstunde, eine afrikanische Dreiviertelstunde nach neun Uhr ging es dann los. Mit viel Gesang. Der Vorsänger war zwar nicht ganz so virtuos wie James Brown in Blues Brothers, aber immerhin. Die Frauen strömten nach vorne und berührten ihn und legten ihm Geldscheine auf sein Haupt. Hat mich ein wenig an ein Stripplokal erinnert.


Die Predigt wurde zweisprachig abgehalten, Französisch und Bamoun. In Bamoun war sie sehr schön. Es wurde sehr viel gebetet und viel gesungen, begleitet von einem Synthesizer, mehr störend als unterstützend. Es wurde getanzt, geklatscht und gejubelt. Aber es gab keine Szenen wie in den Filmen wo Gläubige in Ekstase zusammenbrechen.


Dann wurde eine Frau getauft, sie ist jetzt Christin und hat versprochen, die Bibel zu lesen und sich in der Kirche zu engagieren. Wieder Beifall, wieder Jubelrufe, wieder Gesang.


Die Frauen, herausgeputzt, alle mit Kopfbedeckung, viele mit einem weissen Tuch, einige mit kunstvollen Hüten. Eine Gruppe Frauen und Männer ganz in weiss, auch die Frau Täufling, eine andere Gruppe in türkis, weisse Bluse, schwarzer Rock, bunte Bluse, buntes Hemd, schwarze Beinkleider, das waren verschiedene Chöre, Frauenchöre, Männerchor, gemischte Chöre, Diakone und Diakonissen, Honoratiorinnen und Honoratioren.


Nach der Kollekte und weiteren Gesängen, eine Geldsammlung für Bodenplatten für die Kirche. Eine nach der anderen, einer nach dem anderen ging zum Tisch in der Mitte der Kirche, zum Spenden. Am Tisch, der Präsident des Kirchenrates, zwei weitere Herren, eine Dame, vor dem Tisch eine Speakerin und ein Speaker, die Name und Betrag der Spenderin mitteilten, begleitet von Applaus und Jubelrufen. Die Herren und die Dame am Tisch zählten das Geld und führten eine Liste. 8’000CFA für einen Quadratmeter Marmorbodenplatten, dabei ist der rote Boden viel viel schöner!


Es war eine Erfahrung, eine schöne Erfahrung, aber ich werde nicht gläubig, obwohl ich verstehe warum die Kirche hier reger besucht wird, als bei uns. Es ist lebendig, es ist herzlich, es ist ein Fest.

Als ich von den zwei weissen (Kleider) Herren an meinen Platz gebracht wurde, waren noch die Kinder in der Kirche, die haben wohl kirchlichen Unterricht vorher, und als sie gingen, tönte das so – on y va! (Betreuerin) – à deux! (Kinder) – on y va! – à deux! – on y va – … bis sie alle draussen waren. Das Schreien von Antworten im Chor heisst hier Lernen, Bildung, Sensibilisierung.