Der neue Weg ins Centre

Nachdem mein üblicher Weg von Ngoundoup nach Koutaba hinter einer Graswand veschwunden ist, habe ich heute eine neue Variante ausprobiert. Ich bin am Morgen Richtung Centre losmarschiert, am Morgen wegen der Sonne, sie scheint im Moment richtig fest. Bis jetzt habe ich mich meistens südlich der Strasse (ich habe auf der Karte geschaut) bewegt, heute blieb ich nördlich. Das war richtig spannend, je mehr ich Koutaba hinter mir liess, desto mehr Schweine sah ich oder roch ich. Die Schweine werden in ganz fiese Holzkäfige auf Stelzen gesperrt. Sie laufen nicht frei herum. Es war klar, hier bin ich in christlichem Gebiet. Auf dieser Seite der Strasse wohnen die Minderheiten und viele Armeeangehörige. Die Leute waren anders gekleidet, die Stimmung war anders. Das ist mir das letzte Mal so nicht aufgefallen.

Vorhin habe ich mit Dänu telefoniert. Er sitzt in Burkina Faso fest. Der Corona Test ist positiv ausgefallen und er kann nicht nach Hause reisen. Ich hoffe für ihn, dass der nächste Test dann negativ sein wird, denn ich habe gelesen, dass es manchmal lange dauern kann bis keine Viren mehr nachweisbar sind. Das ist schon etwas stressig.

Wir haben noch über die Finanzen im Centre gesprochen. Leider sind nicht so viele Spenden hereingekommen wie in den Jahren vorher. Das heisst konkret, dass die Finanzierung wackelig wird. Ich hoffe, dass wir es schaffen das nötige Geld zusammenzubringen, weil ich bin überzeugt, dass es eine gute Sache ist, die hier gemacht wird. Wir bezahlen hier etwa 1’400 Franken Löhne pro Monat, davon leben 8 Familien. Eigentlich krass. Das Centre selber wird sich nie und nimmer selber finanzieren können. Dafür sind die Tarife, die die Patientinnen bezahlen viel zu tief. Wenn man die Tarife jedoch erhöht, das heisst statt wie jetzt, für eine Konsultation 60 Rappen, zum Beispiel 80 Rappen verlangt, fallen viele wieder durch die Netze. Man kann es drehen und wenden wie man will, auf einen grünen Zweig wird man nicht kommen. Kurz, ich gehe davon aus, dass wir es schaffen müssen, diese Löhne zu finanzieren. Falls ihr Ideen habt, wie man ein Foundraising aufbaut, ohne dass man mehr Geld ausgibt, als man einnimmt, dann ab in die Kommentare.

Und zurück zu meinem Job hier. Heute hatten wir wieder eine Schwangerenkontrolle, Appoline machte ihre Arbeit wieder sehr gut. Ich konnte ihr aufzeigen wo sie noch mehr Beratung einflechten kann, wie zum Beispiel die Ernährung oder Bewegung. Aber ausserdem musste ich nichts hinzufügen. Die Frau wird auch an der Gruppenkontrolle teilnehmen.

Eine Diskussion, die wir heute geführt haben, war der Unterschied zwischen pflegen und behandeln, beziehungsweise zwischen Behandlungspflege und Grundpflege. Hier wird eigentlich nur Behandlungspflege angeboten, das heisst die Patientin bekommt ihre Medikamente oder wird zusammengenäht. Ich versuchte zu beschreiben, wie wertvoll es ist, wenn die ganze Patientin in die Pflege einbezogen wird, wenn wir sie in ihrem Wohlergehen unterstützen. Ich denke es braucht noch einige solche Diskussionen. Aber sie sind schon beeindruckt, wenn ich dann, statt der Frau ein Dafalgan zu geben, ihr das Kreuz massiere. Und vielleicht schaffe ich es, ihnen die Freude an genau diesem Teil der Pflege weiterzugeben.

Grundsätzlich ist die Stimmung im Centre aber sehr gut und die Frauen begegnen den Patientinnen mit Wertschätzung. Das alleine ist schon ein grosser Erfolg und überhaupt nicht selbstverständlich.

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