Kochen

Ich koche und koche und koche… Es hört irgendwie nicht auf. Aber von vorn. Zuerst waren wir beim Metzger, ich hatte Omar gefragt ob er mich begleitet, weil ich wusste, dass ich sonst ohne Fleisch zurück komme. Weiser Entscheid! Die Metzger, warum die diesen Titel tragen dürfen ist mir ein Rätsel, sind in der Strasse vor dem Markt, einer nach dem anderen, ein Eldorado für Fliegen. Ohne Begleitung würde ich die Bude des Ersten anschauen und es würde mich grausen, beim Nächsten ginge es mir nicht besser, sondern ein wenig schlechter und so ginge ich von Metzger zu Metzger, ich hätte noch nichts gekauft und beim Letzten wäre es mir so schlecht, dass ich auf einen Fleischkauf verzichten würde. Omar kennt einen der Metzger und findet ihn gut. Das ist sehr gut, weil so wird er der erste und der letzte Metzger sein, zu dem ich gehe. Und es graust mich nur. Es graust mir vor den Fliegen, es graust mir vor den Fleischstücken, die überhaupt nicht aussehen wie bei uns und es graust mich vor den vielen Böschwänzen (die, die auch die Bökühe haben). Was tut also ein Metzger hier? Er killt zuerst das Tier, das machen sie bei uns übrigens auch, dann nimmt er die Machete und zerhackt es in Stücke, irgendwie. Die Stücke heissen dann Charré, tönt nobel, ist es aber nicht. Ausserdem kann man auch noch Innereien haben, beliebt sind Därme, die werden gebraten und sehen aus wie Calamares, sind aber überhaupt nicht fein und eben die Schwänze, die braucht man für Ochsenschwanzsuppe, die gibt es bei uns von Knorr, aber ich denke auch bei Migros.

Warum habe ich Fleisch gekauft, ganze zweieinhalb Kilo? Morgen gibt es im Centre ein Abschiedsessen und für Gäste kocht man Fleisch. Zurück in der Wohnung musste ich das Fleisch bearbeiten, über eine Stunde lang habe ich Sehnen, Fett und so Schlaberzeug weggeschnitten. Das Bororomesser, das ich auf dem Viehmarkt gekauft hatte und von dem Omar behauptete, es sei sehr scharf, war unbrauchbar. Ich bräuchte jetzt ganz dringend eine Nackenmassage, weil die Schneiderei hat alles verspannt. Und was koche ich? Spaghetti Bolo ohne Käse, dafür mit Scharf. Darum habe ich auch noch ganz viele Tomaten gekauft, die zum Teil voller Würmer waren und die Schneiderei noch ausgedehnt haben und ich habe eine Ladung Paprikaschöttchen gekauft, die ich zuerst gerüstet habe und mit denen ich zum Zerquetschen noch einmal auf den Markt gegangen bin und die ich nun noch entwässern muss und mit Öl anreichern. Drei Kilo Spaghetti habe ich natürlich auch noch gekauft und noch ganz viel Getränke und Hibiskus, der jetzt auf dem Kochherd steht und der zu einem leckeren Drink verarbeitet werden will. Ihr seht, ich koche, koche, koche…

Ich weiss, euch interessiert meine Einladung gestern. Ich habe das beste Huhn ever gegessen! Wali, es tut mir schrecklich leid, aber dein Poulet ist auf den zweiten Platz gerutscht, aber du kannst nichts dafür. Ich werde mich weiter extrem freuen, wenn du ein Poulet für mich machst. Der Grund, warum du nicht mehr gewinnst ist, das Poulet hier ist viel „chüstiger“, das Fleisch ist auch weniger weiss, es ist satter, anders. Omar und seine Frau Mimi haben mir ein Poulet aus ihrer eigenen Zucht vorgesetzt, dazu gab es gebratene Kochbananen, frittierte Kartoffeln und Avocado, alles Bio, von ihrem Grundstück. Es war lecker! Ich habe zusammen mit Omar und Mimi gespiesen, die Kinder waren zuvor schon mit Mais gefüttert worden, ein bisschen gemein, aber so ist das halt.

Omar wohnt im Moment im Haus seiner Grossmutter, das Haus ist ziemlich klein, aber ok. Ich habe natürlich nur das Wohnzimmer gesehen, das ist hier überall der erste Raum, wenn man ein Haus betritt. Im Gegensatz zur Wohnung hier, gibt es dort Sofas, dafür keinen Esstisch. Aber ganz ehrlich, wenn ich nicht für beides Platz hätte, ich hätte auch Sofas. Das Essen schmeckt auch auf einem Sofa hervorragend, während das chillen ohne Sofa, auf extrem unbequemen Holzstühlen, linde gesagt, anstrengend ist.

Omar holte noch seinen Hahn aus dem Schlaf. Ein Riesenhahn, er kommt ihm bis zu den Knien. Eine kleine Geschichte: Eine Nachbarin kommt zu Omar und bedankt sich bei ihm. Wofür? Warum? Dein Hahn. Er hat meine Henne begattet und ich konnte zwei Hähne verkaufen und bekam fünftausend dafür, etwa viermal mehr als normalerweise.

Hinter diesem Haus ist Omar am Bauen, er will ein eigenes Familienhaus. Die Fundamente stehen schon und er hat schon eine grosse Menge an Backsteinen aus der roten Erde produziert, und die ersten Betonsäulen zur Stabilisierung gegossen. Er will das Haus zweistöckig bauen, oben ein Zimmer mit Küche, Bad und Terasse, damit ich das nächste Mal nicht mehr neben der Disco schlafen muss und trotzdem Unabhängig bin, natürlich auch für andere Gäste. Es war schon Nacht als er mir den Bauplatz gezeigt hatte, der Mond war fast voll und sehr schön, ich habe ihn bisher noch gar nicht gesehen, da ich in der Nacht zu Hause bin. Und bei der Rückkehr zum Haus, was rannte dort, immens riesig vor uns weg? Nein, es war keine Maus, es war eine mutierte Monsterratte, ehrlich, ich dachte zuerst an ein Wiesel, aber der Schwanz… die kommt aus dem Busch, aber wir haben im Quartier eine Katze, war Omars Kommentar.

Ein Gedanke zu „Kochen“

  1. Liebe Susle, deine Mutter hat eine ziemlich lange Leitung, erst jetzt, also sozusagen am Ende deines Aufenthaltes hat sie herausgefunden, dass du wieder schreibst. Wunderbar, schade aber, dass ich Aperitif, Vor-Haupt- und Nachspeise gleichzeitig geniessen musste. Es war trotzdem sehr gut!
    Mundsch Mue

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