Party

Draussen ist Party, alle jubeln, wir stehen in der 59sten Minute im Spiel Kamerun gegen Äthiopien und Kamerun führt 3:1. Und es gibt Strom, sie müssen nicht mehr lange durchhalten, mit dem Strom…

so leben die Schweine

Mein Bauch ist wieder normal. Darum bin ich heute wieder zu Fuss ins Centre gegangen. Das Gehen tut gut, ich kann da ein wenig rumschauen, meine Bonjour, Merci und meine Mercibonjour (man bedankt sich hier für ein Bonjour) verteilen und meinen Gedanken nachhängen. Ich habe den Weg ohne Zusatzschlaufe geschafft. Ok, zweimal habe ich mich auf dem Handy vergewissert, aber ich hatte richtig entschieden. Der letzte Teil des Weges führt mich über einen Hügel mit einem alleinstehenden Haus mit zwei Hunden. Bisher blieben die Hunde ums Haus und haben von dort aus gebellt, nicht heute, heute rannten sie mir bellend und knurrend entgegen und ich machte mir fast in die Hosen vor Angst. Aber die 180 Franken, die wir für die Hundeschule von Frida ausgegeben haben, haben sich spätestens heute ausbezahlt. Ich blieb stehen, fing an meine Lippen zu lecken, schaute von den Hunden weg, gähnte wie wild und kurz darauf verloren sie das Interesse an mir und trotteten zum Haus zurück. Das war Deeskaltion in Hundesprache, ich war ein wenig stolz.

Es ist 4:1 und die Freude immer noch gross und der Strom immer noch da. Was in meinem Kopf vorgeht, wenn ich am Gehen bin? Ich überlege mir wie es sein kann, dass die grösste Banknote 10’000 CFA keine zwanzig Franken wert ist und die Leute nicht einmal auf 500 herausgeben können. Es ist wirklich äusserst schwierig zu Kleingeld zu kommen und man muss immer taktisch überlegen, wo man die grossen Noten los wird. Und dann muss man hoffen, dass man möglichst kleine Noten heraus bekommt und nicht 5000er oder 2000er, weil auf dem Markt sind die, als hättest du kein Geld.

Oder ich überlege mir, wie ich meine Ideen am nachhaltigsten mitteilen kann. Weil, einfach einen Vortrag halten geht nicht, die Frauen zur Mitarbeit zu bringen ist aber sehr sehr harzig. Sie kennen das so nicht, schon in der Schule wurde einfach alles vorgesagt und sie mussten es nachreden. Darum will ich heute das Spiel zur Pflegeplanung mit den Frauen wiederholen. Wie es gelaufen ist? Eigentlich nicht so schlecht, Ajara war die Patientin, sie hatte Typhus und ihre Rolle gut gespielt, aber mit der Zeit sind alle eingenickt, was nicht für die Qualität meines Unterrichts spricht. Wobei ich zu meiner Verteidigung sagen muss, dass die Frauen hier zu jeder Gelegenheit und in jeder Stellung einschlafen. Es ist also kein grosses Ding. Aber es ist klar, ich muss weiter an meinen methodischen und didaktischen Fähigkeiten arbeiten. Andererseits nehme ich es auch als Kompliment, ich strahle halt eine grosse Ruhe aus.

Jaja hat heute unser Gebärklo rosa gekalkt. Es sieht sehr schön und einladend aus und ist somit kein Gebärklo mehr. Ich werde morgen ein Foto machen, aber es muss zuerst noch geputzt werden. Das Rosa zusammen mit den grauen Kacheln gibt dem Raum etwas edles. Ich hatte eine richtige Scheissfreude!

Jetzt rennen die Menschen die Strasse hoch und runter, mit den Tröten, mit Trommeln, mit Pfannendeckeln, das Spiel ist aus, Kamerun hat 4:1 gewonnen.

Und fast pünktlich zum Ende des Matchs war der Strom weg. Die Strasse ist immer noch voll, die Autos müssen endlich mal langsam fahren und der Lärm, wenn sie hier durchrennen, ist mächtig. Aber anders als sonst, voller Freude!

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