In der Kirche


Ich habe es gemacht. Ich bin heute in die Kirche gegangen. Man hatte mir gesagt, um neun Uhr. Ich war etwa um zehn vor dort. Zwei Herren in weissen Hemden, weissen Hosen, weissen Kitteln und schwarzen spitzen Schuhen begrüssten mich und wiesen mir einen Platz zu. Die Kirche war mehr oder weniger leer. Also auch dort, keine akademische Viertelstunde, eine afrikanische Dreiviertelstunde nach neun Uhr ging es dann los. Mit viel Gesang. Der Vorsänger war zwar nicht ganz so virtuos wie James Brown in Blues Brothers, aber immerhin. Die Frauen strömten nach vorne und berührten ihn und legten ihm Geldscheine auf sein Haupt. Hat mich ein wenig an ein Stripplokal erinnert.


Die Predigt wurde zweisprachig abgehalten, Französisch und Bamoun. In Bamoun war sie sehr schön. Es wurde sehr viel gebetet und viel gesungen, begleitet von einem Synthesizer, mehr störend als unterstützend. Es wurde getanzt, geklatscht und gejubelt. Aber es gab keine Szenen wie in den Filmen wo Gläubige in Ekstase zusammenbrechen.


Dann wurde eine Frau getauft, sie ist jetzt Christin und hat versprochen, die Bibel zu lesen und sich in der Kirche zu engagieren. Wieder Beifall, wieder Jubelrufe, wieder Gesang.


Die Frauen, herausgeputzt, alle mit Kopfbedeckung, viele mit einem weissen Tuch, einige mit kunstvollen Hüten. Eine Gruppe Frauen und Männer ganz in weiss, auch die Frau Täufling, eine andere Gruppe in türkis, weisse Bluse, schwarzer Rock, bunte Bluse, buntes Hemd, schwarze Beinkleider, das waren verschiedene Chöre, Frauenchöre, Männerchor, gemischte Chöre, Diakone und Diakonissen, Honoratiorinnen und Honoratioren.


Nach der Kollekte und weiteren Gesängen, eine Geldsammlung für Bodenplatten für die Kirche. Eine nach der anderen, einer nach dem anderen ging zum Tisch in der Mitte der Kirche, zum Spenden. Am Tisch, der Präsident des Kirchenrates, zwei weitere Herren, eine Dame, vor dem Tisch eine Speakerin und ein Speaker, die Name und Betrag der Spenderin mitteilten, begleitet von Applaus und Jubelrufen. Die Herren und die Dame am Tisch zählten das Geld und führten eine Liste. 8’000CFA für einen Quadratmeter Marmorbodenplatten, dabei ist der rote Boden viel viel schöner!


Es war eine Erfahrung, eine schöne Erfahrung, aber ich werde nicht gläubig, obwohl ich verstehe warum die Kirche hier reger besucht wird, als bei uns. Es ist lebendig, es ist herzlich, es ist ein Fest.

Als ich von den zwei weissen (Kleider) Herren an meinen Platz gebracht wurde, waren noch die Kinder in der Kirche, die haben wohl kirchlichen Unterricht vorher, und als sie gingen, tönte das so – on y va! (Betreuerin) – à deux! (Kinder) – on y va! – à deux! – on y va – … bis sie alle draussen waren. Das Schreien von Antworten im Chor heisst hier Lernen, Bildung, Sensibilisierung.

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