Bororo

Soll ich mit der Maus anfangen oder zuerst erzählen ob unsere Eröffnung näher rückt? Ich weiss, ich bekomme genau jetzt, keine Antwort. Etwa so geht es uns auch mit dem hoffentlich lieben Delegierten für Gesundheit der Region. Bis jetzt (Redaktionsschluss) keine Neuigkeiten. Es ist vergleichbar, wie wenn man in einem Bewerbungsverfahren ist und gerne anrufen möchte, um noch einmal zu versichern, dass man die Stelle oder die Wohnung unbedingt möchte und man weiss, dass anrufen jetzt falsch wäre, dass man die Leute nur hässig macht und stresst, aber man es fast nicht aushält und hundert Gründe sucht, warum man vielleicht trotzdem anrufen könnte und dann vernünftig bleibt und wartet. Aber etwas tut Omar trotzdem, er ruft noch einmal den Chefsekretär vom Sultan an, heute Abend. Das geht, weil seine Verwandtschaft darf man anrufen.

Und die Maus? Ja, die Maus. Sie gibt nicht auf. Heute am Morgen putzte ich in der Küche – aber wo sind die Schwämme, die ich gekauft habe? – hinter dem Gefrierschrank, in eine Öffnung gestopft habe ich sie gefunden. Ich traute mich nicht, sie heraus zu ziehen. Wer weiss, was dahinter lauert, das ist klar ein Job für Omar. Aber ich habe meine Putzerei mutig beendet und nur den Teil hinter dem Gefrierschrank, den habe ich ausgelassen. Omar hat dann die Schwämme rausgeholt, es waren keine Mäuse dahinter und er hat die Öffnung oben in der Tür verschlossen, die vermeintliche Eintrittsstelle der Maus.

Omar jagte Mäuse, während ich zusammen mit Abdul (mein Türöffner und Übersetzer für Fulfulde) die Bororos besucht habe. Da sie zusammen mit ihren Böhs leben, wohnen sie nur in kleinen Weilern, immer eine Familie, wobei da schon fünfzig Personen zusammen kommen. Früher waren die Bororos Nomaden, in Nigeria sind sie es zum Teil immer noch. Abduls Grossvater wurde 1946 sesshaft. Vorher waren ihre Häuschen nur aus Stroh, jetzt sind sie aus Lehmsteinen mit Strohdach. Die Häuser sind so klein, dass ich mich frage, wie man ausgestreckt darin schlafen kann und es schlafen mehrere Menschen in einem Häuschen. Wie auch auf der anderen Seite der Strasse, wo Rafiatou und ich am Montag waren, sind die ganzen Areale blitzblank, sauber. Und es ist eindrücklich, obwohl die Menschen hier wirklich nichts haben, kein Strom, kein Wasser, keine Autos, durch die Sauberkeit wirkt alles viel weniger arm. Auch die Kinder, die sonst oft schmutzige, kaputte Kleider tragen, sind hier sauber und geflickt.

Die Wanderung durch die Brouse, von einem Familienclan zum nächsten war wunderschön und ich habe sie in vollen Zügen genossen. Die Bororos sind gewohnt viel zu marschieren, mit ihren Böhs laufen sie oft um die zwanzig Kilometer pro Tag. Seit sie sesshaft sind, betreiben sie auch Ackerbau und vor allem die Jungen integrieren sich je länger je mehr in die gesammte Gemeinschft im Noun. Mit Abdula diskutierte ich auf unserer Wanderung über die Politik in Kamerun. Er ist sehr unglücklich und überzeugt, dass Paul Biya die Wahl im Oktober 2018 nicht gewonnen hat. Er ist ein intelligenter, aufgeweckter junger Mann, der gerne viel erreichen möchte und leider keine Chancen hat. Er war im Gymnasium und musste jetzt aussetzen, da er das Schulgeld nicht bezahlen kann. Sobald er genug gespart hat, wird er weiter ins Gymnasium gehen.

La Force de l’expériance mit seiner Angetrauten zur Feier ihrer 25 jährigen Ehe (23.04.19)

Auch wenn Abdula es schafft, eine gute Ausbildung zu bekommen, wird er wahrscheinlich immer noch keinen Job finden und, zwar mit Hochschulabschluss, weiter Böhs züchten und die Äcker seiner Familie bebauen.
Abdula erzählte mir auch, dass es, zu den Zeiten als sein Grossvater in Ngoundoup sesshaft wurde, noch Löwen und Büffel in den Wäldern gelebt haben, die seien aber alle getötet worden und jetzt gebe es keine mehr. Über die wilden Tiere, kamen wir zum Thema Familienplanung, auch hier ist er der Meinung, dass weniger Kinder zu haben besser ist. Meine Einlage, dass 2.1 Kinder pro Familie genügen um die Population zu halten fand er jedoch lustig, ein zehntel Kind ist ihm bisher noch nicht begegnet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert