Action in Foumban

Dänu, Assana, Nfouapon und der Chef du village sind heute am Morgen nach Foumban gefahren. Im Gepäck hatten sie ein Argumentarium, um den Chef de district de santé (nicht Präfekt, obwohl das viel kürzer wäre), auch ohne infirmère diplomée d’état mit fünf Jahren Erfahrung, von unserer Eröffnung zu überzeugen. Schon kurz nach der Begrüssung durfte das Quartett, beziehungsweise Trio, denn der Chef du village hätte es schon wissen müssen, erfahren, dass die IDE das kleinste Problem darstellt. Das echte, das alles verhindernde Problem ist das Centre Santé Intégré in 150m Entfernung.

Ein Centre Santé Inégré ist ein staatliches Gesundheitszentrum. Ich war gestern mit Dänu dort, in der Hoffnung zu einer Medikamentenbestellliste zu kommen. Begrüsst wurden wir von einem Huhn (wirklich ein Huhn, das Tier mit Schnabel und Federn, das Tier, das ich gerne esse, wenn Wali es für mich zubereitet). Das Huhn trippelte gerade aus dem Centre. Drinnen trafen wir eine junge, sehr sympatische Hebamme an. Sie war alleine und nicht befugt uns mit den Medikamenten zu helfen. Aber sie zeigte uns das Centre. Im Eingangsbereich klafft ein Loch in der Decke, Richtung Strasse gibt es ein Fenster, das wars mit Fenster. In einem Bretterverschlag ist das Büro der Chefin, im nächsten Bretterverschlag das Einzelzimmer, das Bett aus Holz, nur Holz, keine Matratze. Hinter den beiden Bretterverschlägen waren drei weitere „Betten“, ohne Tageslicht. Im Gebärsaal stand ein Möbel, das mir bis anhin fremd war. Ein Gebärbett? So in der Art. Ein flacher Schragen, mit einem schwarzen Überzug, im unteren Drittel war ein grosses Becken eingelassen und zu unterst befanden sich zwei Holzteile, wahrscheinlich die Fussstützen. Gruselig.

Nun versteht ihr den Vorschlag, den der Chef de District der Delegation vom Centre de Santé Mbambuluh gemacht hat: „Schenken Sie das neu gebaute Centre dem Staat, dann können Sie morgen eröffnen und das Centre de Santé Intégré noch heute einziehen.“ Ihr könntet zusammenarbeiten. Fusionieren.

Ein Wechsel wäre sicher nicht zu verachten.

Eine Idee, die zum Glück nicht lange Bestand hatte, die Fusion. Aber, damit war das Problem natürlich nicht gelöst. Die Chefin des Centre de Santé Intégré (CSI), die inzwischen zusammen mit ihrem Chef angereist war, duldet keine Konkurrenz. Zu Recht. Sie hätten keine Kundschaft mehr.
Unsere Konkurrenz wartet auf einen Neubau des Centres, in einer anderen Ecke des Dorfes. Sobald also fünf Kilometer zwischen den beiden Centres liegen, kann Mbabuluh eröffnen (unter der Bedingung, dass wir die berühmte IDE und ihre Papiere haben).

Alle Versuche, irgend einen Weg zu finden, zum Beispiel nur Geburten anzubieten bis das CSI umgezogen ist, scheiterten an dessen Chefin. Sie sah nur eine Möglichkeit: sie ziehen ins Mbambuluh, bis ihr Neubau fertig ist und wir dürfen die Eröffnung machen.

Fazit, der Staat schützt sich vor Konkurrenz und lässt seine Mitmenschen im Siff sitzen. Wir haben also die Eröffnung verschoben.

Aber, das ist der schöne Teil, die Dynamik hat heute Abend eine positive Wende genommen. Wir haben die Aufgaben neu verteilt und eine Zwischennutzung beschlossen.
Das Dorf baut innerhalb eines Monats das neue CSI auf, mit Vertrag. Omar wird den Bau leiten und ich werde ihn unterstützen.
Im Centre wird für einen Monat eine KiTa angeboten, damit die Frauen in Ruhe auf dem Feld arbeiten können. Bezahlung sind Nahrungsmittel, die sie mitbringen, damit wir für die Kinder kochen können.
Zusätzlich gehen wir von Haus zu Haus, besuchen die Bewohner und Bewohnerinnen, sensibilisieren sie für Hygiene, Krankheitsprävention und gleichzeitig bieten wir etwas Unterstützung in der Pflege an. So können die Frauen weiter im Centre arbeiten.

Ich werde die Behördengänge übernehmen und schauen, dass wir, sobald das CSI ins neue Gebäude gezogen ist, den Stempel bekommen und eröffnen können.

Le chef du district de la santé.

Es war eine Katastrophe, die letzten Tage, der heutige Tag … bis zu unserer Rückfahrt aus Foumban (ich bin im Laufe des Tages auch zur Delegation gestossen), im Auto hat es noch ein wenig gebebt, dann fingen wir an vorwärts zu schauen. Es geht uns wieder gut.

Was bisher geschah…

Nichts. Nichts. Nichts.

So könnte man es sehen, im Moment. Aber so stimmt es natürlich nicht. Ein wirklich schönes Centre ist gebaut worden. Es ist eingerichtet, fast. Es hat Personal, fast genug. Es bekommt eine Bewilligung, bald.

Aber jetzt kommt der etwas verzweifelte Teil, der Teil der Nerven kostet, der Teil, der einen schneller altern lässt. Ihr wisst, dass wir auf der Suche nach einer infirmière d’état sind, ihr wisst dass eine Frau aus Yaoundé sich interessiert. Sie muss aber noch ihre Papiere legalisieren. Das heisst, sie muss die Papiere in der Schule für infirmières beglaubigen lassen. Heute hat sie den ganzen Tag dort gewartet. Gegen Feierabend konnte sie die Papiere abgeben. Morgen kann sie sie abholen, gegen 120’000CFA. Wir haben die Frau noch nie gesehen. Sie hat natürlich keine 120’000 CFA. Für die, die es nicht wissen, das sind etwa 240CHF. Und wie gesagt, wir haben diese Frau noch nie gesehen. Das heisst, ich versuche jetzt, jemanden in Yaoundé zu organisieren, der sie mit dem Geld begleitet.

Kurz, wir haben noch keine Papiere. Wir haben auch noch keine Medikamente. Das war heute dann irgenwie noch der Supergau. Für die Eröffnung des Centres brauchen wir noch einiges an Material, unter anderem Medikamente. Ich hatte Omar x-Mal gefragt, ob man die wirklich einfach holen kann. Er sagte ja, kein Problem.

Heute dann, sind Omar, Dänu und Adele nach Baffousam gefahren um die Medikamente zu holen. Wer staunt, wenn ich sage, dass niemand einfach in die zentrale Apotheke der Gesundheitsbehörde marschieren kann und ohne Bewilligung, für knapp 1’000CHF, Medikamente holen kann? Auch das Trio hat das nicht geschafft. Das war der nächste Eklat, nach dem Besuch vom Chef und Omar beim Präfekt in Foumban. Dänu, wieder an der Decke und immer verzweifelter.

Mbambeluh, wir glauben weiter an deine Eröffnung.

Während die drei in Baffousam zusammen, aber nicht mehr gemeinsam durch die Hölle gingen, warteten Assana und ich auf Monsieur Nfouapon. Er wurde von Marie-Thérèse geschickt.
Monsieur Nfouapon ist leider nicht infirmière diplomé d’état, aber Monsieur Nfouapon ist sehr sympathisch und weiss, wie man wann, wo und bei wem muss. Er ist zwar Pflegefachmann, aber nicht staatlich geprüft. Aber er will uns helfen. Als das Telefon über die Katastrophe in Baffousam uns erreichte, war der Kommentar der Beiden, Assana und Nfouapon: Logisch, dazu braucht es eine Bewilligung. Das heisst, das Wissen wäre vorhanden gewesen.

Monsieur Nfouapon

Das Problem ist, dass die Informationen nicht fliessen. Viele sagen dir das, was Du hören möchtest. Ich bekomme immer nur ein halbes Häuschen von einer Tafel Schokolade und das Häuschen ist wahrscheinlich auch noch von einer anderen Tafel.

Dänu kümmert sich morgen zusammen mit Monsieur Nfouapon und dem Chef du village weiter um die Bewilligung und Omar und ich arbeiten im Centre. Es gibt nämlich noch unendlich viel zu tun, wenn wir am Freitag eröffnen wollen. Und, falls morgen alles nicht klappt, haben wir doch etwas Konstruktives gemacht.

So viel gewartet wie hier in Koutaba, habe ich noch selten. Das fängt an mit der Pünktlichkeit und geht damit weiter, dass jedes Mal wenn du den Kopf drehst, die Leute weggelaufen sind.

Die Zeit heute, die ich mit Assana und Monsieur Nfouapon verwartet habe, war dafür sehr kurzweilig. Durch Nfouapon habe ich endlich einges über das System hier erfahren. Wenn ich Assana und ihm zugehört habe, war es nicht mehr erstaunlich, dass jemand, der vom Gesundheitswesen hier nur wenig weiss, überfordert ist und in die Fettnäpfchen tritt.

Ich, als staatlich geprüfte Kampfoptimistin, mit weit über fünfzig Jahren Erfahrung, glaube weiter, dass wir es noch schaffen. Die Frau aus Yaoundé … LiveTicker: Rabiatu, die Frau aus Yaoundé müsste 620’000CFA bezahlen. Sie hat sich zurück gezogen, beziehungsweise, sie nimmt sich mehr Zeit um eine günstigere Lösung zu finden. Assana hat mich grad informiert. Dänu schläft. Ich lasse ihn schlafen und euch auch.

Infirmière diplomé d’état

Das war ein Tag. Die intensive Suche nach einer staatlich diplomierten Pflegefachkraft hat sich gelohnt. Heute schon, stellte sich ein Mann vor. Ich bin mir nicht so sicher bei ihm. Er hat etwas machohaftes. Aber vielleicht ist es nur ein Vorurteil. Morgen kommt ein weiterer Mann, aus Foumban, Marie-Thérèse, kurz MT, die Mutter von Nérisa hat ihn vemittelt. Und möglicherweise kommt noch eine Frau aus Yaoundé zum Vorstellungsgespräch.

Ich gebe es zu, ich hätte viel lieber eine Frau. Ich hätte gerne ein Zentrum mit Frauenpower. Es macht mir ein wenig Angst, wenn die bestausgebildete und bezahlte Person ein Mann ist. Ich habe das Gefühl, dass die Hirarchie dadurch verstärkt wird. Die hiesigen Männer sind der Meinung, dass es im Team einen Mann braucht für die Autounfälle und ähnliches. Aber in Greys Anatomy schaffen das auch die Frauen. Da sollte es doch auch hier möglich sein.

Aber, die gute Nachricht ist, dass wir nun mit grosser Wahrscheinlichkeit am Freitag eröffnen. Es war alles in allem sehr eindrücklich wie einige Leute den Finger aus dem A… nahmen und wie alle, die wir um Hilfe gebeten haben, MT, Roger und Reginamaria Eder sofort bei der Suche mitgeholfen haben. Danke!
Der Präsident von der Reiscooperation, Père Innocent, Ngoundoup, ist mit dem Mototaxi losgefahren um verschiedene Centre de Santé zu besuchen und um Hilfe zu bitten.

Auf dem Balkon im ersten Stock finden die Vorstellungsgespräche statt.

Und ich? Ich habe weitere Papiere für das Centre produziert. Auf dem Papier ist es dort jetzt sehr sauber! Die Realität findet hoffentlich ab Freitag statt. Auch der Eintritt und der Austritt einer Patientin, eines Patienten funktioniert auf dem Papier perfekt.
Dann habe ich noch abgewaschen, Brot gebacken, bin mit dem Präsidenten der Reiscooperation spazieren gegangen, habe Vorstellungsgespräche geführt und rumtelefoniert.


Baschi.

Baschi ist ein Junge aus der Nachbarschaft. Er arbeitet hier vor dem Haus. Er wäscht Autos und Töffe und nimmt jede erdenkliche Arbeit an. Baschi war seit einer Woche nicht mehr in der Schule. Er durfte nicht mehr hingehen, weil er das Semestergeld, etwa 30 Franken, noch nicht bezahlt hatte. Er arbeitet, um sich die Schule leisten zu können. Er ist der fünft Beste in seiner Klasse. Er ist stolz darauf. Baschi liebt die Schule! Am Sonntag war Dänu bei seiner Mutter, sie hat vier Kinder, keinen Vater, der ist in den Norden gezogen, sie hat nichts. Dänu hat die 30 Franken für die Schule bezahlt, er hat das Geld aber nicht Baschis Mutter geben können, sie hätte es für wichtigere Dinge gebraucht. Nun geht Baschi wieder in die Schule und ist glücklich. Nach der Schule arbeitet er weiter als Auto- und Töffwäscher. Er spart für das nächste Semester, er gibt einen Teil seiner Mutter.
Wie Baschi arbeiten viele Kinder um ihr Schulgeld zu verdienen.

Das sind die Momente wo ich mir viel bewusster werde, wie gross unser Glück ist, in einem Land geboren zu sein, wo wir gratis in die Schule gehen können. Wir können uns den Luxus leisten, die Schule doof zu finden.

Selvie mit Adele und Susle

Ich wollte euch noch zeigen, dass es mich noch gibt und dass ich jetzt auch zu den Selviemithelferinnen gehöre.

Krise

Heute ist der grosse Tag der Krise. Die Eröffnung des Centres war vorgesehen für Mittwoch. Gestern teilte uns Omar mit, dass er heute mit dem Dorfchef zum Präfekt von Foumban geht, wegen der Eröffnung. Ich war zusammen mit den Frauen im Centre, wir haben Kommunikation geübt, über den inflationären Einsatz von Antibiotika in Kamerun diskutiert und Lavendel und Rosmarin gesäät. Wir waren also, alle bester Laune, am sääen, als der Monsieur Chef und Omar mit dem Auto vorbei fuhren. Freudige Begrüssung unsererseits, betretene Gesichter ihrer seits. Der Präfekt habe erklärt, dass wir zwar von ihm aus eröffnen können, aber nicht ohne den neuen Minister für Gesundheit in Yaounde gefragt zu haben. Nun waren auch unsere Gesichter betreten.

Die Frauen waren der Ansicht, dass Der Dorfchef noch heute nach Yaounde fahren soll und morgen zum Minister gehen muss. Gut, der Dorfchef war bereit zu fahren. Aber er kann erst morgen gehen, da er noch ein Papier vom Präfekt braucht. Dass man das schon heute hätte verlangen können, das ist natürlich zu viel verlangt. Dänu war … kann man nicht mehr wirklich beschreiben. Aber es kommt noch besser. Nachdem der Austausch immer heftiger und lauter wurde, kam dann heraus, dass der Grund, dass man die Bewilligung des Ministers brauche die fehlende staatlich diplomierte Pflegefachperson mit fünf Jahren Berufserfahrung ist. Super, bis heute wurde uns gesagt, das sei kein Problem, man könne das nachholen und trotzdem eröffnen. Wir hatten mehrmals auf diesen Makel aufmerksam gemacht und ja, wir hätten schon länger intensiv suchen können.

Vielleicht müssen wir jetzt doch auf die fürchterlichen Masken hoffen.

Nun haben wir sämtliche Komtakte in Kamerun auf die Suche nach einer staatlich diplomierten Pflegefachkraft mit fünf Jahren Erfahrung geschickt. Einige würden jetzt sagen, da hilft nur noch abwarten und beten. Andere, dass auch das nicht hilft. Und der Dorfchef findet, si dieu veux.

Heute sind die Welten, die uns trennen, mit grosser Wucht aufeinander geprallt. Sachen, die uns selbstverständlich scheinen, sind es nicht.

Aber dafür, dank Dänu, der in seiner Krise etwas tun musste, ist jetzt die Wohnung mäusesicher. Er hat alle Türen mit Eisenplatten abgedichtet.

Von Mäusen und Ratten

Die Geschichte beginnt in der Schweiz. Dänu erzählte mir, dass in der Wohnung in Koutaba eine ganz niedliche Maus lebe. Er habe sie regelmässig gefüttert. Dies veranlasste mich, Omar eine Email zu schreiben. Ich bat ihn, doch bitte eine Katze einzuladen, damit diese die Maus jagen kann. Er schrieb, das sei kein Problem, er werde die Maus jagen. Soweit so gut. Ich komme also in Koutaba an und Omar erzählt mir von der Mäusejagd. Sie sei nach draussen geflüchtet.

Die meisten von euch kennen meine Reaktion auf Mäuse – schnell auf den Tisch und nie mehr runter. In meiner Zeit alleine hier in der Wohnung, liess ich kein Körnchen Reis, nichts unverschlossen, alles mäusesicher weggesperrt. Ich habe sogar jeden Abend abgewaschen um die Maus nicht in Versuchung zu bringen meinen Teller auszuschlecken. Einmal putzte ich ein paar Mäusegägel weg, sind vielleicht noch von vor meiner Ankunft. Dem war aber nicht so. Als ich das Zimmer für Dänu putzte war es voll von Mäuseschissen. Ich war mir immer sicherer, dass die Maus, nach einem ausgiebigen Ausgang und dem Verschwinden der Mäusejäger wieder nach Hause kam.

Dann, die erste Nacht von Dänu und die Bestätigung. Die Maus wohnt in diesem Zimmer. Letzte Nacht konnte er sie rausjagen. Mit Tüchern und Flipflop verstopfte er die Türritzen. Aber diese Maus ist eine Kampfsau. Sie frass einfach ein Stück Flipflop weg und kam wieder rein. Am Morgen konnte er sie wieder rausjagen. Aber da waren noch ihre acht Kinder. Die packte er in eine Kartonkiste und brachte sie zum Militärcamp. Ein Teil der Jungen lebte in einem Plastiksack, die waren schnell verpackt.

Nun fehlt nur noch die Mutter. Aber für sie hat Dänu eine Eimerfalle mit Käse gebaut. Wir werden sehen.

Und als ob das noch nicht genug wäre, lief heute ein Verkäufer den ganzen Tag mit Megaphon, flachen, getrockneten, toten Ratten und Rattenfallen durchs Dorf. Aber ich nehme es mit Humor.

Nach all den Mäusen, nach stundenlangem Listen schreiben, Brot backen, Kochen, Abwaschen, war ich lange spazieren. Es war sehr schön! Jetzt tun mir aber die Füsse weh und ich bin müde.

Antibiotika, Antibiotika … das sind die beliebtesten Medikamente. Omar zum Beispiel nimmt im Schnitt viermal pro Jahr Antibiotika. Wenn ein Baby ein rotes Füdli hat, bekommt es einfach ein Pilzmittel, als Tablette. Das wird schwierig und wahrscheinlich etwas hoffnungslos. Aber, aber … eine Tablette weniger, ist eine Tablette weniger.

Foumban

Premiere! Heute fuhr ich mit Adele mit dem Sammeltaxi nach Foumban. Vier erwachsene Menschen sassen vorne und vier hinten. Das war ein bisschen eng. Aber es geht und das freut mich. Foumban hat mir nämlich sehr gefallen. Und auch die Fahrt war schön, es hatte Pinien unterwegs. Das war irgendwie ein wenig heimelig.

Teil des Sultanpalastes in Foumban

Angekommen sind wir beim Eingang zum Sultanpalast. Das heisst, es handelt sich hier um das neue Museum. Darauf sind die Leute sehr stolz.

Ein Verkäufer von furchtbaren Afrikamasken führte uns im Hof des Palastes herum. Es gibt dort eine Ahnengalerie. Die Dauer der Regentenzeit der diversen Sultane ist unter dem entsprechenden Porträt festgehalten. Ein Bild stellt eine Frau dar, Goungoure, sie war 30 Minuten Sultanin.

Etwas älter, dieser Teil des Palastes.

Natürlich mussten wir nach dem Rundgang im Hof des Palastes mit unserem Führer seine furchtbaren Afrikamasken anschauen gehen. Eigentlich hätten wir eine dieser furchtbaren Masken kaufen sollen. Aber ich erklärte, dass die furchtbaren Masken mir Angst machen und ich alles Andere, Halsketten, Nashörner und Elefanten schon besitze. Sie verstanden es nicht wirklich, aber nach dem ich an jeder Bude auf dem kleinen Touristenmarkt vor dem Palast das Gleiche gesagt habe, durften wir weiter gehen.

Der Markt in Foumban ist – soo schöön! Im Inneren hat es keine Autos, keine Töffs, keine toten flachen Ratten, keine Lautsprecher. Er ist sehr bunt und trotz der vielen Leute sehr ruhig. Alles ist sauber und schön präsentiert. Ganz anders als die Anderen. Ich werde noch oft nach Foumban fahren. Wir haben für unser Znacht eingekauft. Bei Metzger Ibrahim, zähes Rindfilet.

Metzger Ibrahim, himself.

Apropos Metzger Ibrahim, als wir vom Busstopp zur Wohnung zurück gegangen sind, sahen wir die „Boucherie Anticrise“.

Ich muss euch noch ein Bild zeigen, es geht um eine Kieslieferung in der Nähe von Yaounde:

Ohne Kommentar.

Den Nachmittag habe ich mit Arbeiten verbracht. Hygiene Konzepte schreiben, Umgang mit Automedikation, Medikamentenliste und so. Es war ein produktiver Nachmittag. Während ich arbeitete bekam ich ein Telefon von einer der Mitarbeiterinnen im Centre (dem Früchtchen). Sie wollte nur rasch fragen wie es mir geht. Das war sehr schön.

Kassenbuch

Der Tag war anstrengend. Es gibt noch sehr viel zu tun und alles ist sehr kompliziert hier. Eigentlich möchte ich gerne verschiedene Papiere erstellen. Aber, obwohl vier Lapptops rumstehen, geht keiner. Das heisst, jetzt geht vielleicht einer, Omar war bei einem Crack. Einen Drucker haben wir nicht und ein Stick um auswärts zu drucken fehlt auch.

Ich weiss, man kann die Listen auch von Hand schreiben. Aber nicht ich, immer nach einem Drittel mache ich einen Fehler und es sieht nicht mehr schön aus. So blöd!

Mit Engelsgeduld, etwa aus hundert Richtungen erklärte ich den Frauen im Centre heute, wie sie ein Kassenbuch führen müssen. Es ging darum die Eingänge, die Ausgänge und den Saldo hineinzuschreiben. Zuerst haben sie mich angeschaut als hätte ich einen Flick weg. Dann, als würde ich von ihnen verlangen eine Abhandlung zur Relativitätstheorie zu schreiben. Mit der Zeit dann, ein leichtes Verstehen, ganz sanft, wie Flaum. Noch einmal gingen wir den Vorgang Schritt für Schritt durch. Die Patientin bezahlt eine Behandlung, bekommt eine Quittung und wir bekommen das Geld. Das Geld geht in die Kasse, jetzt ist mehr Geld in der Kasse als vorher. Das schreiben wir in das Buch. Und endlich, eine der Frauen strahlt (das Früchtchen) und begreift. Dann erklärt sie das Ganze den anderen Frauen in ihrer Muttersprache. Alle strahlen, finden das Kassenbuch sehr hilfreich.

Beim Mittagessen haben wir „ich sehe etwas, das du nicht siehst und es ist blau“ gespielt. Das war sehr sehr lustig und die Frauen haben das Spiel genossen.

Heute gibt es Kartoffelstock (richtigen) mit Sauceneiern. Dänu kocht.

Le ministre de l’agriculture et du développement rural

Heute war der Tag an dem Doktor Suzanne Lancer zum Empfang mit dem Landwirtschaftsminister eingeladen war. Heute durfte ich das politische Kamerun kennen lernen. Und es war sehr spannend. Das Programm sah vor, dass um acht Uhr die Stühle hingestellt werden. Es handelte sich dabei um die üblichen Plastikstühle, die möglicherweise etwas mit dem Äquator zu tun haben, denn in Myanmar und in Kamerun sind es die gleichen Plastikstühle. Auch die Zelte zum Schutz vor der Sonne wurden aufgestellt. Und, jetzt kommt es, die Sofas und Fauteuils wurden aus dem Haus des Chefs aufs Festgelände getragen, als Sitzgelegenheit für den Minister und seine Entourage. Um neun Uhr dreissig wurden die Tanzgruppen, die geladenen Gäste und die Kinder installiert. Um zehn Uhr mussten die lokalen Autoritäten installiert werden. Um zehn Uhr dreissig fand der Empfang der verschiedenen Delegationen statt. Und um elf Uhr sollte er kommen, der Minister. Die Dorfhonoratorien stellten sich in eine Reihe auf, die Frauen der Kooperative vis à vis. Etwa nach 20 Minuten durften sie wieder in den Schatten.

Um zwölf Uhr, neue Reihen. Und dann kam er. Stellt euch ein kleines Dorf vor, stellt euch eine Piste vor, kaum befahrbar. Und nun, stellt euch über zehn Panzer (SUVs) vor, die daher gerauscht kommen. Die Reihen mit den Frauen und den Honoratorien mussten immer weiter nach hinten rücken um Platz für den Konvoi zu schaffen.

Die Kinder sangen die Hymne, der Maire von Koutaba hielt eine Rede, der Präsident von der Kooperative hielt eine gute Rede und die Delegierte von, ich weiss nicht mehr genau was, hielt eine kurze Rede. Und dann hielt der Minister seine Rede. Und, obwohl ich gerne spotten würde, er war sehr warmherzig und man hatte das Gefühl, dass ihn die Leute berührt haben.

Der Minister und seine Frau.

Und wie ging es Doktor Suzanne Lancer? Sie stand bei der Ankunft des Ministers etwa in der dritten Reihe und machte sich ein wenig lustig über die Szene. Die Frau des Ministers steuerte auf sie zu, verscheuchte die Leute rundherum um Frau Doktor Suzanne Lancer die Hand zu reichen.

Besichtigung der Kooperative und Vorführung der Reisschälmaschine.

Heute ist Dänu angekommen. Ich war nicht ganz sicher ob er zügelt, als ich sein Gepäck sah. Er hatte die obligaten zwei Koffer dabei und ausserdem Douala leergekauft. Er kam mit Simplice, den ich schon kenne und Adele aus Yaounde. Es ist jetzt ganz anders hier in der Wohnung, aber das Leben tut gut.

Im Centre wurde auch heute tüchtig vorbereitet. Die Frauen gewöhnen sich langsam an mich und ich gewöhne mich an sie. Aber ich muss etwas von dieser Sprache lernen. Es ist wie bei uns, wenn wir immer wieder ins Berndeutsche fallen.

Es ist für mich wichtig, dass sie in ihrer Muttersprache diskutieren können, sonst komme ich mir vor wie eine Kolonisatorin. Aber es ist sehr unangenehm. Wenn ich überhaupt nichts verstehe.

Bafoussam

Der Tag begann mit Putzen. Morgen kommt Dänu, so habe ich die Wohnung geputzt. Das ist sehr aufwändig! Schon nur, bis genug Wasser im Kessel ist, um den Boden aufzunehmen, geht es ewig. Die Putzgeräte, ich meine nicht Staubsauger, Dampfreiniger und Co., die simplen, wie Besen, Kehrichtschaufel und Fegbürste, unbrauchbar. Aber ich habe es geschafft.

Geografische Orientierung für euch.

Danach fuhren Omar und ich nach Bafoussam um einige Besorgungen fürs Centre zu machen. Die Stadt hat mir sehr gefallen. Sie hat zwei gedeckte Märkte, den marché A und den marché B. Der Unterschied liege in der Qualität der Ware. Heute sind wir am marché A nur vorbei gefahren, aber ich werde ihn sicher bald besuchen. Wir waren in zwei Supermärkten, à la Afrika. Im Einen gab es eine Möbelabteilung mit Brockenstubenmöbeln, die aber zu Preisen verkauft wurden als wären sie neu. Zuerst war ich geschockt, dann rechnete ich ein wenig. Falls die Möbel tatsächlich aus Europa nach Kamerun geschafft wurden, ja, dann werden sie tatsächlich sehr teuer.

Bafoussam

Heute ist mein zweiter Mittwoch. Das heisst, wieder Markttag. Da ich mich nicht traue, einfach Fotos zu machen, versuche ich Euch den Markt zu beschreiben. Obwohl er eigentlich unbeschreiblich ist. Über die vielen Menschen und den Lärm habe ich schon oft geschrieben. Aber an diesem Tag gibt es noch etwas anderes, die Gerüche. Jeder Teil riecht anders. Mal liegt etwas würziges, ein wenig wie Curry, in der Luft, dann wird es abgelöst von gegrilltem Fleisch, vom Schweiss der Menschen, Bananenduft, alte Socken und je näher die Strasse kommt, Diesel … die Nase wird, wie auch die Ohren und die Augen, mit vielen Eindrücken gelockt, verscheucht, gefordert, überwältigt.

Die Augen können sich zwischendurch kaum satt sehen, all das Gemüse, die Stoffe, die Kleider, das Fleisch und widerliche kleine getrocknete Fische, die Frauen in ihren bunten Kleidern, mit den Babys am Rücken, die Männer in den kunstvollen Djellabas, die Kinder, die Mädchen mit eindrücklichen Frisuren. Heute habe ich die toten, flachen, getrockneten Ratten zum Glück nicht gesehen. Dafür weiss ich jetzt wozu sie dienen. Das ist ein Rattengiftverkäufer.

Die allgegenwärtigen Mottotaxis.

Ich möchte nicht mit den toten, flachen, getrockneten Ratten aufhören. Das ist gruselig.

Heute feiern die Borobos ihr Fest. Die Borobos sind eine der zahlreichen Ethnien, die hier leben. Sie sind Viehzüchter und leben im Busch. Die Frauen gehen für die Geburt ihrer Kinder alleine in den Busch. Mal kommen sie mit Kind zurück, mal ohne oder gar nicht mehr.
Das mit den Ethnien ist verwirrlich. Omar hat mir aufgeschrieben wer alles hier lebt.
Neben den Bororos leben auch noch die Foubles und die Haoussas von der Viehzucht. Die Foubles und Haoussas leben jedoch in der Stadt und geben ihre Herden den Bororos in Pflege. Die Anglophonen, eigentlich auch eine Gruppe aus verschiedenen Ethnien, sind Geschäftsleute, Prostituierte, Ärztinnen und Hebämmer. Die Bamilékés sind auch Geschäftsleute. Und Omar gehört zu den Bamoun, die in der Landwirtschaft tätig sind. Die Bamoun hatten, laut Wikipedia, bis 1884 ein unabhängiges Königreich hier im Noun. Das Königreich Bamum.

Réunion

Damit ist nicht die Insel gemeint. Obwohl, die ganz schön sein soll. Aber halt auch von hier, sehr, sehr weit. Dann bleibe ich besser gleich hier in Koutaba. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie gut es mir tut im Centre zu arbeiten. Und ich sage euch, das ist Knochenarbeit.

Heute am Morgen habe ich die Aufgaben an die Frauen verteilt. Wir müssen putzen, einrichten und die Administration vorbereiten. Während bei den Einen der Auftrag einfach ankommt, braucht es bei der Anderen schon etwas mehr Nerven. Eine Aufgabe war, eine Liste der notwendigen Medikamente zu erstellen. Für mich eigentlich sehr klar, dass das von einer diplomierten Pflegefachfrau erledigt wird und nicht von einer Pflegeassistentin. Aber das mit den Medikamenten ist gefühlt das Einzige was die Damen am Centre interessiert. Nun gut. Ich dachte, ich hätte das geklärt. Aber als ich wieder ins Acceuil kam, war besagte Assistentin bei der Pflegefachfrau um über die Medikamentenliste zu diskutieren. Sie hatte riesige Angst, dass zuwenig Medikamente bestellt werden. Mein Hinweis, dass sie eine andere Aufgabe zu erledigen habe, wurde mit einem der wird erledigt, beantwortet. Im Patientinnenzimmer waren zwei Knaben aus dem Dorf dabei die Betten zu putzen. Sie hat sie kurzerhand engagiert um bei den Medis ja nichts zu verpassen. Was lernen wir daraus? Die junge Frau ist sehr innovativ.

Gegen Mittag kam die Schneiderin um die Arbeitskleider zu messen. Das nächste Hallo der Dame. Warum werden die Kleider nicht weiss, hier in Kamerun sind alle weiss. Darf ich dann in weissen Kleidern kommen?

Nun endlich zur Réunion. Habt ihr schon einmal eine Sitzung geleitet, in der alle Diskussionen in einer, euch unverständlichen, Sprache stattfanden? Ich kann euch nur sagen, das ist eine echte Herausforderung. Wirklich! Aber wir haben es geschafft Ressorts zu definieren und zu verteilen.

Vorbereitung der Register

Noch etwas zu den Registern. Wenn ihr je wieder jammert wir hätten zu viel Schreibkram, dann erinnert euch an die kamerunischen Register. Alle Eintragungen ins Patientdossier kommen noch ins Gesuundheitsheft der Patientin und in mindestens zwei Register. Es ist unmöglich, diese Register (wir werden sicher fünf haben) zu vereinheitlichen und in eines zusamnmen zu fassen. Das ist als wenn ihr etwas ganz, ganz Schlimmes machen möchtet, eine Art Sakrileg.
Die Register werden in riesigen Büchern (eines davon hat 1000 Seiten) angelegt. Mit Lineal und Kugelschreiber.

Aber es ist auch eine lustige Truppe, die viele Gefühle zeigt. Und heute war erst der zweite Tag der Zusammenarbeit. Ich habe noch viel, viel Zeit.

Acceuil

Am Donnerstag werde ich übrigens etwas ganz besonderes erleben. Gestern habe ich folgende Einladung erhalten:

Da wird man plötzlich VIP