Réunion

Sitzungen sind immer eine Herausforderung. Sie sollen ja etwas bringen, mehr sein als nur das Sitzen. Damit die Sitzung heute ein Erfolg wird, habe ich mir viel, wirklich viel überlegt. Mein Ziel war, dass die Frauen diskutieren, dass sie selber Lösungen präsentieren, dass die Sitzung zu einem Ergebnis oder wenigstens zu einem Ziel führt. Ich habe die Frauen zur Sitzung willkommen geheissen, erklärt dass wir zwei Themen bearbeiten, die Hygiene und die Gruppenkontrollen und dann die Frage in die Runde geworfen, warum Hygiene denn eigentlich wichtig sei, in einem Centre de Santé. Schweigen, Schweigen, Schweigen… Was denkt ihr, warum Hygiene? Schweigen. Ich möchte gerne mit euch darüber sprechen, was könnt ihr mir dazu sagen? Schweigen. Omar musste einspringen, meine Fragen übersetzen und erklären, dass sie versuchen sollen zu antworten, dass das Ziel eine Diskussion ist. Endlich tröpfelten die Antworten, endlich konnten wir das Thema bearbeiten und tatsächlich haben die Frauen es geschafft eigene Lösungen zu kreieren und endlich war die Diskussion am laufen.

Als ich dann die Gruppenkontrollen vorgestellt habe, war besonders interessant, dass die Frauen, die selber nur eine kurze Ausbildung genossen haben, die Idee, dass die Schwangeren die Antworten zu ihren Fragen, die Wege zur Lösung ihrer Herausforderungen bei sich und in der Gruppe und nicht bei den Expertinnen finden, schneller begriffen haben, als die gut ausgebildete Pflegefachfrau. Im Nachgang der Sitzung, als ich mit Chrigu darüber gesprochen habe, wurde mir klar, dass die Pflegehelferinnen in ihrer Arbeit wahrscheinlich öfter auf die Expertise der Patientin hören, als die Pflegefachfrau, die ja alles weiss. Während Ramatou, Ajara, Fatimatou und Rafiatou sofort verstanden haben, dass sie die Frauen einladen an der Gruppe teilzunehmen, dass die Gruppe wie eine Freundinnengruppe funktioniert, war Apoline noch im Modus, dass man die Schwangeren sensibilisieren muss, dass sie ins Centre kommen müssen, dass sie die einmalige Chance haben eine Hebamme aus der Schweiz anzutreffen, dass, dass… Zum Glück hatte ich Omar vor der Sitzung gut auf die Gruppenkontrollen eingestimmt, er wird noch zum Profi! Nach zehn Minuten Bamoun, hat auch Apoline verstanden.

Sie werden jetzt die Frauen in ihren Quartieren aufspüren und einladen. Und, wer weiss, vielleicht erlebe ich die erste Gruppe. Aber noch einmal zurück, als ich erklärte wie so eine Gruppe funktioniert, habe ich gesagt, dass ich es mit ihnen, zu Beginn der Sitzung ausprobiert habe. Und hat es geklappt? Überhaupt nicht. Gelächter. Und schon hatten wir die Möglichkeit über Wege, zu den Frauen vorzudringen, zu diskutieren.

Zum Abschluss der Sitzung gab es Soja (ist immer noch das Fleisch vom Böh vom Grill und keine Vegifleischersatzvariante), Platanos (das sind Kochbananen) und Jus (das ist Pläterliwasser mit Chuscht) und wie die Tigerinnen haben wir uns darauf gestürzt. Es war lecker.

Am Morgen habe ich mich dem Haushalt gewidmet. Das ist immer noch genau gleich anstrengend wie das letzte Mal. Wäsche waschen, von Hand, Wasser filtern, abkochen, in Flaschen abfüllen und mit einem Besen ohne Borsten und einem zu kurzen Stiel den Boden wischen. Jetzt ist es wieder einigermassen sauber. Bis zur nächsten Sandinvasion.

Fotos folgen. Omar hat gemacht. Aber sie sind noch nicht bei mir.

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