Flaute im Centre

Heute habe ich endlich eine plausible Antwort auf die Frage, warum hat es hier keine Patientin, bekommen. Es sei, weil jetzt Trockenzeit ist, da bekommen die Leute höchstens Schnupfen, Husten, gripale Infekte und halt die altbekannten Coronaviren. Mit diesen Leiden gehe man hier nicht zur Ärztin oder ins Centre, da schlucke man ein Dafalgan. Malaria und Typhus sind Krankheiten der Regenzeit, jetzt nur sehr selten.

Ajara war heute am arbeiten und es war sie, die mir diese Antwort gegeben hat. Für mich heisst das, dass diese Saisonabhängigkeit nur mit einer guten Geburtshilfe aufgefangen werden kann. Gebären hat nämlich das ganze Jahr Saison, es ist bei uns nicht wie bei den Schafen, wie Chrigu bemerkte, wir können uns das Gebären das ganze Jahr über leisten. Und hier kommt meine Idee ins Spiel.

Ich musste kurz zurück schauen ob ich nicht schon darüber geschrieben habe, weil, bei aller Renundanz, Wiederholungen sind langweilig. Ich habe noch nicht darüber geschrieben, dafür darüber gesprochen, mit den Frauen im Centre, denen die ich bisher angetroffen habe und mit Omar.

Also. Die Idee ist, Gruppenkontrollen in der Schwangerschaft und eventuell auch im Wochenbett anzubieten. Das tönt jetzt noch nicht besonders knackig ich weiss. Aber es wird besser. Die Frauen kommen nicht einzeln zur Kontrolle, sondern in der Gruppe, alle etwa gleich weit in ihrer Schwangerschaft. In einem ersten Teil finden die Kontrollen statt. Was die Frauen selber machen können, wie zum Beispiel sich wägen, machen sie selber und tragen es in ihren Unterlagen ein, falls nötig mit Unterstützung. Jede Frau geht auch zur Hebamme und wird individuell unter Wahrung ihrer Intimsphäre untersucht. Im zweiten Teil treffen sich die Frauen in der Runde, hier können sie alle allgemeinen Fragen an die Hebamme stellen, so dass alle Frauen profitieren. Danach wird ein Thema, das für die Frauen wichtig ist, diskutiert. Das heisst, die Hebamme steuert als Expertin die Theorie bei und die Frauen diskutieren dann untereinander, was das für sie jetzt heisst und wie sie das allenfalls umsetzen können.

Die Idee stammt natürlich nicht von mir. Es handelt sich hier um das Centering Pregnancy Model von Sharon Schindler Rising und Charlotte Houde Quimby.

Die Frauen übernehmen, so die Evaluationen, mehr Verantwortung für sich, aber auch für die anderen Frauen in der Gruppe. Sie sind besser informiert, da in der Gruppe mehr Fragen zusammenkommen und die Hebamme muss weniger oft auf die gleichen Fragen antworten, das heisst, es wird Zeit gewonnen, die den Frauen zu Gute kommt.

Wie kommen wir zu diesen Gruppen, wenn die Frauen oft aus finanziellen Gründen auf die Schwangerenvorsorge verzichten? Wir laden sie ein, das Angebot kostet sie nichts. Nur spezielle Untersuchungen, wie Ultraschall oder Blutuntersuchungen und die Geburt müssen sie bezahlen. Damit aber für die Frauen kein Knebelvertrag entsteht, steht es ihnen offen sowohl für diese Untersuchungen, wie auch für die Geburt in ein anderes Centre zu gehen.

Bisher ist die Idee sehr gut angekommen. Ich hoffe, dass ich sie einfädeln kann. Ich habe bisher mit Rafiatou, Ramatou und Ajara darüber gesprochen und sie waren mit mir einig, dass Sensibilisation, wie sie hier gemacht wird, das heisst hingehen und sagen wie die Leute es machen sollen, nichts bringt. So besteht die Hoffnung, dass in der Diskussion, im Miteinander mehr herauskommt.

Es ist extrem trocken hier. Ich trinke und trinke und kaum habe ich getrunken habe ich wieder einen trockenen Mund, Tag und Nacht. Und ich habe Heuschnupfen! Zuerst dachte ich es ist vielleicht Covid, dann schwenkte ich in Richtung Malaria, bis ich mich entschied ein Heuschnupfentablettli (ich habe sie tatsächlich eingepackt) zu schlucken.

Und noch zur neusten Jagd in der Wohnung. Nein, nein, nein es sind keine Mäuse – bisher. Es sind Kakerlaken. Auch gruslig. Ich habe überall Gläser deponiert und wenn ich eine sehe, schwupp stülpe ich das Glas über sie. Omar entsorgt sie dann. Er bringt sie weit weg von der Wohnung. Ich gebe es zu, es ist keine Invasion, es waren bisher erst drei, aber eine war gefühlt handtellergross (von Chrigus Händen) und irgendwie war mir, dass ich einmal gelesen habe, dass man sie nicht tottreten darf, da sonst die Eier rauskommen und man dann tatsächlich eine Invasion hat. Vielleicht ist das ein Märchen, aber besser vorsichtig bleiben…

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