Es heiligt so Abend

Ein Mützig, erinnert ihr euch? Drogenabgabestelle, die Frau die hinter Gitter Bier verkauft. Also, ein Mützig, die erste Avocado und das Ipad, so beginne ich den heiligen Abend.

Heute am Morgen wurde ich von unerträglicher Chrismas-Musik empfangen, abgespielt unter meinem Balkon und das nach einer Disco Nacht bis es hell wurde. Ok, die Chrismas Dings, Musik ist irgenwie das falsche Wort, haben erst etwa um acht Uhr raufgetönt. Ich hatte knapp zwei Stunden Ruhe, immerhin. Das war eine richtige Scheissnacht. Sämi (der von Anna) hat mir Ohrstöpsel mitgegeben, die schliessen wirklich super, man hört nichts mehr von aussen, nur noch von innen, das war aber nicht das Problem, das Hören von innen, die Stöpsel an den Stöpseln,die waren das Problem. Diese Stöpsel schauen aus den Ohren, was eigentlich sinnvoll scheint, ausser wenn man auf der Seite schlafen möchte…

Im Centre war es recht speziell. Da war Rafiatou, die Verantwortliche des Tages, da war Fatimatou, die Laborantin des Tages und da waren fünf junge Praktikantinnen, da war aber keine Patientin und auch kein Patient. Gut, eine der Praktikantinnen hat Zwillinge, die hätte sowieso kaum Zeit zum arbeiten gehabt, da sie die Beiden abwechslungsweise stillen musste, eine weitere musste ebenso oft stillen und Fatimatou hat auch endlich wieder ein Kind. Übersetzt, neben sieben Frauen waren auch noch vier Kinder anwesend. Und immer noch keine Patientin. Speziell. Omar forderte die Praktikantinnen auf den Esstisch zu putzen und schwups haben sie zu dritt den Landiklapptisch geschruppt. Ich habe mich im Gebärklo umgeschaut und überlegt, wie wir die Situation verbessern können, da viel mir auf, dass alles ziemlich schmudelig ist und dringend eine Reinigung verträgt und schwups waren sie zu fünft drinn um zu putzen. Der Raum ist zwei mal zwei Meter gross, darin steht eine Kloschüssel, ein Lavabo, eine grosse Wickelkommode, der Lindenhofgebärschragen, eine fahrbare Lampe, eine Wärmelampe und zwei grosse Eimer, vielleicht kann mir jemand erklären, wie da noch fünf Frauen hinein passen und es erst noch sauber werden soll. Na, ja, da wartet noch etwas auf mich.

Hier hätte ich gerne ein Foto von mir und Raffiatou gepostet, aber es geht leider nicht, weil hässlich…

Omar fand, dass die Frauen untereinander sehr schlecht organisiert sind. Ich habe ihm dann erklärt, dass Zuständigkeiten definiert sein müssen und dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, ein Team zu organisieren, von einer Basisdemokratie, bis hin zu einer klaren Hyrarchie. Dass der Entscheid wie das Centre organisiert sein soll, hier bei ihnen liege und den Gegebenheiten angepasst werden müsse. Omar entschied sich klar für ein hyrarchisches Modell. Gemeinsam haben wir das Modell aufgezeichnet. Nun muss Omar produzieren, Stellenbeschriebe, angefangen bei sich selber, weiter über die Chèfe du Centre, ihre Stellvertreterin, die Laborantin, die Pflegehelferinnen, die Praktikantinnen… Ressorts definieren, Dienstwege, Mitarbeiterinnengespräche, etc. Ich werde ihn natürlich unterstützen, aber das System kann nur funktionieren wenn er, in Zusammenarbeit mit den Frauen, das Konzept erarbeitet.

Aber zurück zum patientinnenfreien Centre. Omar ist überzeugt, dass es mit der finanziellen Flaute zusammenhängt, dass die Leute lieber Dafalgan einwerfen als ins Centre zu gehen. Das kann sehr gut ein Grund sein, aber ich glaube nicht, dass es der Einzige ist. Da stehen, sitzen, liegen zu viele Frauen aus dem Dorf herum, ich bin nicht so sicher, ob die Leute im Dorf ihre Krankheiten im ganzen Dorf veröffentlichen möchten, Themen wie Schweigepflicht werden bei dieser Flut an äusserst jungen Praktikantinnen wichtig. Ich habe Omar gefragt ob, wenn er einen Abszess an seinem Penis hätte, er nicht vielleicht lieber in ein Centre ginge wo ihn niemand kennt. Er gab mir den Punkt. Das Centre muss in diesem Bereich zuverlässig wirken, sonst gehen die Leute anderswo hin oder behandeln sich selber. Hinzu kommt, dass diese Flut an Praktikantinnen auch nicht seriös ausgebildet werden kann und so hängen sie in ihrer Arbeitsmontur im Centre herum und schlafen mitten im Nachmittag.

Und noch etwas zu Baschi, er wird es lesen, er wird benachrichtigt sobald etwas über ihn geschrieben wird. Er kam heute am Morgen zu mir und sagte, dass ich gestern geschrieben hätte, dass er seine Geschenke abgeholt habe. Er wusste noch anderes über meinen Blog (das mit den Mäusen) und das, obwohl er kein Deutsch versteht. Kuul!

Der Hauptgang war eine Pfanne aus Kartoffeln, Kochbananen, Paprikaschoten, Zwiebeln, Erdnüssen, Ananas und Tomaten. Es ist ein bisschen dunkel geraten, aber war sehr lecker. Draussen hat die erste Disco aufgedreht, aber ich habe inzwischen mein Fenster mit Schaumstoff abgedichtet, das hat schon beim ersten Besuch in Koutaba geholfen. In dem Sinne wünsche ich euch einen heiligen, heiligen Abend, oder so.

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