Der erste Tag

Ich muss mich definitiv wieder an das komplizierte Leben gewöhnen. Und dabei habe ich hier vieles, was andere nicht haben. Ich habe oft Strom, bin ausgerüstet mit Notfallstromquellen und Notfalllichtquellen, ich habe oft fliessendes Wasser und bin ausgerüstet mit Notfallwasserkesseln und zwei Notfallwassertonnen. Und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen? All diese Notfallutensilien müssen gefüllt werden, mit Strom oder mit Wasser und das möglichst schnell wenn das Eine oder der Andere verfügbar ist. Und genau jetzt wo ich darüber schreibe, hat sich der Strom abgemeldet. Aber wie schon gesagt, ich bin ausgerüstet, bewege mich mit Licht in meiner Nähe. Es wird nämlich stockdunkel, etwa wie in der blinden Kuh.

 

 

Aber zurück zum komplizierten Leben, das mit dem Hände waschen zum Beispiel, es ist so einfach die Hände unter fliessendem Wasser zu waschen. Einfach den Hahn aufdrehen, die Hände befeuchten, einseifen, zweimal Happy Birthday singen und abspülen. Mit einer Flasche oder einem Krug wird es schon schwieriger, zuerst die eine Hand anfeuchten, dann die andere Hand, dann einseifen Happy Dings singen, zweimal, und dann, das Problem, beide Hände sind eingeseift. Soll ich jetzt den Krug mit der eingeseiften Hand nehmen und die Andere abwaschen um dann mit der abgewaschten Hand wieder die Seife auf dem Krug… schwierig. Und schon bin ich in der Situation, dass ich meine Hände weniger oft, weniger gründlich wasche. Ich glaube Berset wäre enttäuscht von mir.

Ich habe Omar einen neuen Laptop mitgebracht. Heute habe ich ihn übergeben, das war richtig schön, Omar hat gestrahlt als ob sein Geburtstag und das Ende des Ramadans gleich heute sind.

Dann haben wir noch vieles besprochen und ich bin Auto gefahren. Ich war ziemlich nervös, es hat wirklich sehr viel Verkehr, viele Töffs und Fussgänger. Das Problem ist nicht, wenn du schon auf der Strasse bist, da kannst du auch einfach gemütlich, langsam fahren. Das Problem ist es, auf die Strasse zu kommen, da muss man sich zuerst eine Stufe hinauf quälen um sich dann einreihen zu können und das muss dann plötzlich sehr schnell gehen, sonst hast du die kleine Lücke verpasst und alles fängt wieder von vorne an. Aber ich habe es geschafft, bin die Stufe hochgebraust und war auf der Strasse, keine Gefährdung von Leben, alles sicher.

Im Centre haben wir eine riesen Crew angetroffen, aber keine Patientin, keinen Patienten. Die Leute haben im Moment anscheinend kein Geld für medizinische Behandlungen, in anderen Centres sei auch Flaute. Es sei Hochsaison der Automedikation, sagen sie. Ich bin da ehrlich gesagt etwas skeptisch, bei einem Einzugsgebiet von gut tausend Menschen kann ich mir das fast nicht vorstellen. Ich werde dem nachgehen.

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