An einem Tag in Afrika, an jedem Tag in Afrika

Der Ort ist klein, die N6, die Hauptstrasse in den Norden des Landes führt durch den Ort. Sie ist stark befahren, Lastwagen, Busse, die kleinen und die grossen, Buschtaxis, Autos, Töffs, Fussgänger mit und ohne Anhänger, Schubkarren und sogar vereinzelte Fahrräder sind auf dieser Strasse unterwegs. Früh am Morgen wird die Strasse von den Soldaten erobert, um mal in Jogging-Kleidung, mal in Vollmontur mit Rucksack, lautstark ihre Macht zu demonstrieren. Einmal in der Woche gehört sie am Morgen in die eine Richtung und am Abend in die andere Richtung den Böhs, die zum Markt und wieder zurück wandern.

Die Fussgänger und die Böhs, sie sind ruhig, gemächlich, Schritt für Schritt. Der Verkehr passt sich dem Tempo der Böhs an, keiner hupt, keiner wird ungeduldig. Denn die Böhs sind wichtig, ohne Böhs kein Fleisch. Anders mit den Fussgängern, die sind im Weg, die werden ausgehupt, umgefahren, weggescheucht. Alles wird ausgehupt, ausser den Böhs. Der Verkehr hat immer Vortritt, darf dir über die Füsse rollen, darf dich wegscheuchen, überall, immer. Und es hupt und hupt, jeder hupt und wer heiratet hupt noch mehr.

Der Rand der Strasse ist vollgeparkt, mit Autos, Lastwagen, Kanistern, Säcken, dazwischen schlängeln sich die Fussgängerinnen, die Fussgänger durch die Lücken, den Blick in alle Richtungen schweifend, zielstrebig. Frauen und Kinder tragen Tabletts mit Früchten, mit Gemüse, mit Fisch auf den Köpfen, Eimer mit Wasser, Säcke mit Marktwaren. Elegant schlängeln sie, elegant lassen sie ihre Blicke schweifen, hoch aufgerichtet, sicher. Die Männer laden Waren aus, Waren ein, füllen Benzin um, stehen am Strassenrand mit ihren Gebetsketten und tun nichts.

Die Strasse wird von Bretterbuden gesäumt, Getränkehandlungen, Seifenladen, Beignets, Grills, Metzgereien, Bars, Handy-Guthaben-Anbieter, einer Tankstelle, Horden von Mottotaxis, die Fahrer drapiert wie für einen Play-Girl Kalender. Die Pneus für die Motos, hängen eingewickelt in buntes, glitzerndes Papier an der Aussenwand der Buden, Geschenke für einen Kindergeburtstag. Am Strassenrand suchen Hühner nach etwas Fressbarem, Pfützen erinnern an den Regen in der letzten Nacht, Schlosser hämmern und schweissen immer gleiche Türen, Schreiner bauen pompöse Möbelstücke, so schwer, dass man sie nie mehr aus der Wohnung trägt.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit, füllt sich die Strasse mit Bussen, mit Marktfrauen in bunten Kleidern, mit Kindern, Männern, Körben mit Hühnern, Säcken. Langsam stopfen sich alle in die Busse, nebeneinander und übereinander, langsam leert sich der Ort, zurückbleiben die Hiesigen. Mit der Dunkelheit verschwinden die Motos, viele Autos. Grosse Lastwagen und Busse donnern in der Dunkelheit durch den Ort, hupend, viel zu schnell. Nun gehört die Strasse den Schwergewichten. Aus einer Disco am Strassenrand dröhnt zwischen Huptönen Raga, etwas weiter weg wird gesungen. Bis auf einmal die Wolken kesselweise Wasser ausschütten, der Strom ausgeht und alles ruhig wird. Nur noch Wasser ist zu hören,laut, mächtig…

Zum Abschluss noch ein Update zur Situation: Wir haben jetzt eine konkrete, lebendige IDE gefunden. Sie macht sich nächste Woche an ihre Papiere. Es braucht zwar noch etwas Zeit, sie arbeitet, aber sobald sie Frei hat, geht sie auf die diversen Büros. Sie weiss jedoch erst am Montag wie sie nächste Woche arbeiten wird. Geduld, Geduld, Geduld …

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