Mützig

Es ist Mittwoch, Markttag. Und ich habe keine toten, flachen Ratten gesehen, bis jetzt und jetzt müsste mich der Rattengiftverkäufer in die Wohnung verfolgen. Aber er kommt nicht rein.
Pädu fragte mich, ob die toten, flachen Ratten wenigstens knusprig seinen. Spontan antwortete ich, dass sie nicht frittiert seien, aber dann hat mich das Thema doch noch beschäftigt. Also, ich denke die toten, flachen Ratten sind eher so wie die Drachenschwänze vom Bärner Münstergassmärit von Res Bärtschi (ich denke jetzt bekomme ich nie mehr Rabatt), zäh und faserig. Ob sie ebenso viel Chuscht (gibt es ein entsprechendes Wort in Hochdeutsch?) haben, ich weiss nicht. Ratten sind zwar Allesfresser, da könnte man eine reichhaltige Palette an Aromen (das hochdeutsche Wort, aber weniger schön und klar) erwarten, aber trotzdem, ich weiss nicht. Ausserdem sind die toten, flachen Ratten haarig, die Drachenschwänze nicht, man muss also nicht dauernd Haare aus dem Mund zupfen beim Essen. Ich weiss auch nicht genau warum diese toten Ratten flach sind, vielleicht ist es das Gift, das ihnen alle Flüssigkeit entzieht, vielleicht ist es der Rattengiftverkäufer, der einen Autofahrer bittet, füre, zrügg, füre, zrügg, über die tote Ratte zu fahren. Aber eigentlich ist es manchmal ganz schön nicht alles zu wissen.

Mützig ist Bier. Als Nachbarin einer Brauerei gönne ich mir auch hier gerne ab und zu ein Feierabendbier. Der Kauf dieses Biers hat etwas abenteuerliches und es ist auch ein wenig, wie wenn ich in die Methadonabgabe gehen würde. Ich packe zwei leere Flaschen in meine Tasche, gehe aus der Wohnung, überquere die Strasse und gehe etwa hundert Meter Richtung Foumban. Dort gibt es eine kleine Kneipe, ich gehe hinein. Die Kneipe hat einen kleinen, gedeckten „Vorgarten“ und einen schummrigen Hauptraum. Zuhinterst ist ein Verschlag mit Holzgittern und dort ist das kühle Bier. Wenn ich hinein komme, egal wie viele Leute vor dem Verschlag Schlange stehen, werde ich sofort bedient. Omar hat das organisiert (ohne meine Einwilligung). Die Kellnerin, ich habe ihren Namen leider vergessen, ruft mich sofort zu sich. Ich glaube das Ziel ist, dass ich mich nicht zu lange in diesem anrüchigen Lokal aufhalten muss. Ich gebe ihr meine zwei leeren Flaschen, bekomme zwei volle Flaschen in meine Tasche, bezahle und gehe wieder.

Das Müsig!

Es ist nicht wie in Marokko, wo du dich nicht mit Alkohol sehen lassen kannst, aber trotzdem hat es für mich etwas von einer Drogenabgabestelle.

Heute fühlte ich mich wie ein Hamster in seinem Rad. Es geht vorwärts und doch hast du das Gefühl auf der Stelle zu treten. Wir sind nach wie vor mit der Suche nach einer IDE (Infirmière diplomée d’état) beschäftigt. Die Informationen bekomme ich immer nur häppchenweise. So ist es extrem schwierig Schritte zu planen. Was ich neu weiss ist, dass es die Ausbildung zur IDE erst seit fünfzehn Jahren gibt und damit alle älteren Semester wegfallen. Das heisst auch, dass die Anzahl der IDE mit fünf Jahren Berufserfahrung sehr beschränkt ist. Ausserdem lohnt es sich für die IDE für den Staat zu arbeiten, da sie dort eine Altersvorsorge haben. Das brauchen wir auch! Ansonsten ist es wie, wenn du freiwillig ins Gefängnis gehst, wenn du beim Staat arbeitest. Du kannst zwar nicht gekündigt werden, aber du kannst selber auch fast nicht kündigen. Morgen kommt Rabiatou, die IDE aus Yaoundé mit Familie in Foumban. Sie möchte am liebsten, vom Staat angestellt werden, das heisst für uns, wir müssen billieren.

Der Brunnen vor dem Centre.

Omar wünscht sich von Herzen ein Dorf, das sich entwickelt. Er erzählte mir heute die Geschichte vom Centre de Santé Integrée (CSI) im Dorf. Die Dorfbevölkerung tat sich zusammen um ein Gebäude für das CSI zu errichten. Dann kam der „Wahlkampf“. Die Delegationen stürmten das Dorf und erklärten, dass die Dorfbewohner nicht bauen müssen, dass der Staat das Geld für den Bau gesprochen habe und selber baue. Dann waren die Wahlen und danach nichts mehr. Immer wieder stehen sie da und müssen von vorne beginnen mit der Motivation der Dorfbevölkerung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert