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Heute fühlte ich mich ausgeruht und bereit für den Kampf für die Bewilligung. Es war sehr gut, mich am Wochenende zu bewegen und das Desaster hier für einige Stunden hinter mir zu lassen. Es ist äusserst schwierig, in einem Staat etwas zu erreichen, der derart korrupt ist. Aber wir haben vor es zu schaffen.

Zuerst werden wir das Dossier vervollständigen. Das heisst, wir brauchen immer noch diese ominöse staatlich diplomierte Pflegefachperson mit fünf Jahren Erfahrung und einer Bewilligung in einem privaten Gesundheitszentrum zu arbeiten. Im Moment haben wir zwei mögliche Kandidatinnen. Rabiatou, die eine hat zwölf Jahre Erfahrung. Ihre Familie lebt in Foumban und sie selbst arbeitet in Yaoundé und würde sich sehr freuen wieder in Foumban zu leben. Ihre Kinder leben dort. Wenn mit ihren Papieren alles klappt, wird sie wahrscheinlich unsere sehnlichst gesuchte Person sein. Die zweite Frau, Ida, lebt in Yaoundé und hat auch ihre Familie dort. Sie ist sich noch nicht ganz sicher, ob sie tatsächlich umziehen möchte. Die Bewilligung in einem privaten Gesundheitszentrum zu arbeiten kann man anscheinend nur einmal im Leben hinterlegen. Das heisst, dass der Entscheid, die Papiere im Mbambeluh zu hinterlegen, lebenswegweisend ist.

Auch Assana braucht noch eine Bewilligung um in einem privaten Zentrum zu arbeiten. Sie meinte jedoch, das sei kein Problem, sie könne das morgen organisieren. Sobald wir diese Papiere haben, ist unser Dossier vollständig. Dann gehen wir wieder zum netten korrupten Herr Chef du District de la Santé und reichen das Dossier ein. Dort erhalten wir eine Quittung für das eingereichte Dossier. Mit der arbeiten wir dann weiter.

Assana ist eine Prinzessin, sie ist die Nichte vom Sultan. Sie kann uns die Türen öffnen. Aber wir müssen uns noch etwas gedulden, der Sultan weilt nämlich in Yaoundé im Parlament. Er wird Ende Monat zurück kommen. Assana hat schon mit den Königinnen gesprochen. Ich weiss nicht genau mit wie vielen. Der Sultan hat über zwanzig Frauen. Das tönt doch wie 1001 Nacht?
Zum Glück hören die jungen Männer langsam mit der Polygamie auf. Es ist fürchterlich! Finde ich.

Mit den Frauen im Centre haben wir den Start der KiTa für morgen organisiert. Mal sehen, vielleicht haben wir Kinder, die kommen. Es wäre schön. Ab übermorgen beginnen wir auch mit den Hausbesuchen. Ich hoffe, dass ich da dann vieles erzählen kann.

Rafiatou. Sie war heute die Schönste!

Es ist schön, dass die Frauen mitmachen! In einer Welt, in der die Menschen gerne alles wie immer hätten, ist es eine grosse Leistung, wenn du statt in der Pflege zu arbeiten, aufeinmal Kinder betreust. Aber ich glaube, sie freuen sich. Sie sind auf jedenfall motiviert durchzuhalten und wollen das Zentrum.
Es ist schon klar, dass sie uns gefallen wollen und wahrscheinlich nicht immer genau das sagen was sie denken. Aber es ist auch so, dass man es sofort merkt. Haltung, Augen und Mimik strafen die Aussage sofort Lüge. Sie haben gemerkt, dass ich zu höre und sie ihre Meinung sagen können, dass ich zu Kompromissen bereit bin.

Nachdem die Frauen nach Hause gegangen sind, blieben Assana und ich noch eine Weile im Centre und plauderten. Da erfuhr ich von ihrem Leben, von ihren Kindern und ihrem Mann. Assana war schon einmal verheiratet. Aus dieser Ehe hat sie einen Sohn. Der Mann hat sie verlassen weil sie nicht mehr schwanger wurde. Später bekam sie eine Tochter mit einem Mann, den sie jedoch nicht heiratete. Ihr jetziger Mann hat mit ihr drei Frauen. Sie hat mit ihm keine Kinder, sie hat ihn gern und er sie auch. Eine andere Welt ist das.

Nach einer Weile kamen zwei Jungen, der eine vielleicht zehn Jahre, der andere etwa sieben. Sie hatten einen selbst gebauten Bus dabei. Sie haben den Bus mal hier mal dort hingestellt und sind um uns herum gestrichen. Auf einmal sagte der Grössere ganz leise, vendre. Sie wollten den Bus an mich verkaufen. Er hatte keine Räder, ich machte sie darauf aufmerksam. Sie drucksten weiter herum, stellten dann den Bus hin und verschwanden. Wenig später kamen sie zurück, mit Rädern. Der Kleinere montierte sie. Ich konnte nicht mehr anders, ich musste den Bus kaufen. Ich fragte sie, was sie mit dem Geld machen wollen, Hefte kaufen, antworteten sie.

Avenir voyage.

Und wieder müssen die Kinder selber für ihr Schulmaterial aufkommen. Ich kann das nicht verstehen, ich kann nicht verstehen, dass ein Staat seine Kinder einfach sitzen lässt.

Ein Gedanke zu „Weiter“

  1. Liebi suzle
    Ich freue mich jeden Tag deine tollen Berichte zu lesen. Du machst das wunderbar. Ich wünsche dir viel Kraft für die nächsten Aufgaben.
    Liebe Gruesse von Tante Trudle

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