Die Besteigung des Mbapit

Nachdem wir mit unseren Töffs die Nationalstrasse verlassen hatten, fuhren wir durch Maisfelder und kleine Dörfer. Die Maisfelder sind sehr schön, der Mais ist noch klein und dazwischen wachsen Bananen, Ölpalmen, Mangos und noch viel anderes Grünzeug. Das macht die Felder sehr lebendig und spannend für die Augen. Die Dörfer sind klein und einfach. Im letzten Dorf wurde uns ein Eintrittsgeld für die Besteigung des Mbapit abgenommen. Aber das ist üblich. Jetzt ging es stetig bergauf, die Wege wurden schlechter. Wir fuhren an einem Bororodorf vorbei, mit lustigen Strohhäusern. Überall weideten Herden von Böhs..

Auf einmal hatten wir das Ziel unserer Fahrt vor Augen. Eine lange, lange Treppe, die schnurgerade den Berg hinauf führt. Im Niemandsland, ohne Zufahrtsstrasse, einfach eine lange, lange Treppe aus Beton. Auf halber Höhe, ein Gebäude, zu oberst noch einmal eines.

Da wollen wir rauf, Tritt um Tritt, es sind viele, ich habe sie dummerweise nicht gezählt. Aber es sind wirklich sehr viele. Die Gebäude dienen zum Ausruhen. Sie bieten Schatten, sind so etwas wie eine Herzinfarktprophylaxe. Unten sind die Stufen sauber, man kann gut einen Schritt nach dem anderen machen, die Umgebung geniessen, das Grün, das Gebirge rund herum, die Bäume, Palmen…
Oben sind die Tritte voller kleiner, runder schwarzer Steine. Es wird rutschig. Die Umgebung wird zweitrangig, die Konzentration auf die einzelnen Tritte gelenkt.
Jede Treppe hat ein Ende, und ähnlich wie beim Creu du vent, steigst du auch noch den letzten Tritt hinauf und weisst nicht was dich erwartet.

Und dann siehst du das.

Es ist der magische See. Der Krater eines erloschenen Vulkans. Ein tiefes Blau, eine unbeschreibliche Ruhe (soviel wie ich von Ruhe schreibe, könnt ihr euch vielleicht etwas besser vorstellen wie laut es hier ist), es ist wirklich magisch und ich möchte sofort hinein springen. Leider ist der See aber weit, weit unten und umgeben von Felswänden. Es gibt einen Pfad nach unten, den werden wir später testen. Zuerst ist jedoch Fototermin.

Jaja, Sherifa und Omar beim Selfie machen.
Nächstes Selfie.

Die Treppe entpuppte sich als harmlos. Die Umrundung des Kraters hiess, zuerst eine brutale, gefühlt nie endende Steigung überwinden. Mit hochrotem Kopf, klopfendem Herzen, tropfendem Schweiss und rebellierender langjähriger Raucherinnenlunge, ein wenig über mich fluchend, stieg ich, Schritt für Schritt nach oben. Jaja trabte hoch wie eine Bergziege und Omar versuchte es ihm gleich zu tun, was ihm nicht so recht gelang und Sherifa solidarisierte sich mit mir. Warum tut man so etwas? Wegen der spektakulären Aussicht, wegen dem kühlenden Wind auf der Krete, wegen dem Hochgefühl, wenn man oben ist.

Ich weiss nicht ob es sich um ein Naturgesetz handelt, aber es kann grundsätzlich nie einfach rauf und dann runter gehen (ausser vielleicht beim Niesen). Es geht immer rauf und wieder runter und wieder rauf und dann wieder runter. Aber es war wunderschön. Auf der einen Seite sahen wir Koutaba und Foumbot und weit weg ein Gewässer und weitere Berge, auf der anderen Seite den hinreissenden Kratersee.

Der Versuch zum See runter zu kommen scheiterte. Nachdem wir schon ein gutes Stück runtergeklettert waren (es brauchte Nerven, ein falscher Schritt und du stürzst fünfzig Meter in die Tiefe), stellte sich heraus, dass der Pfad derart überwuchert war, dass wir ihn nicht mehr sahen. Es war zu gefährlich. Schade, ich wäre gerne im See geschwommen.

Als wir wieder oben an der Treppe angekommen waren, fühlten sich meine Beine wie Kaugummi an. Aber ich habe auch die lange, lange Treppe noch geschafft und wir haben ihn getroffen:

Er ist wie ein Kunstwerk von jemandem, der gerne Muster macht. Er erinnert mich ein wenig an langweilige Sitzungen, in denen man sich mit kritzeln wach hält.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert