Mein erster Arbeitstag

war ein Schock. Hier willst Du nicht gebären.

Stell Dir vor, Deine Hebamme ist ein junger Mann, der Arzt ein Kind und die Pflegehelferin sehr laut. Stell Dir vor, immer wieder geht die Türe auf und jemand kommt rein, oder geht raus, die Anwesenden diskutieren, lachen, der Arzt lässt seine Finger in deiner Scheide, der Hebammer zupft an Deinem Bauch um die Wehen anzuregen, sie lachen weiter, diskutieren über die Vorteile acht Frauen zu heiraten, der Arzt und der Hebammer tragen Gummistiefel und dicke Plastikschürzen. Stell Dir vor sie leiten Dich mit den Worten, scheiss endlich, zum Pressen an. Und nun stell Dir bitte nicht vor, dass das eine Metzgerei ist, es ist ein Gebärsaal.

Auch nach der Geburt wird es in keiner Weise besser, der Horror geht weiter. Stell Dir vor, dass die Frauen nichts anderes kennen, es ist normal.

Ich war bei der grossen Visite dabei. Das ist eine Show wie in einem uralten Film.

Im Centre de santé de l’arondissement hat es ein Labor, eine Apotheke (in einem kleinen Kabäuschen), einen Operationssaal (etwas gruslig), einen Gebärsaal (sehr gruslig) eine Beobachtungsstation mit vier Betten, gemischt, ein Männer- ein Kinder- und einen Frauensaal, eine Risikoschwangerenabteilung mit zwei Betten, ein Wehenzimmer mit zwei Betten und das Wöchnerinnenzimmer mit etwa sechs Betten. Es ist also ziemlich gross.

Auf dem Areal findet man noch Felder wo die Pflegefachleute Mais anbauen können. Der Lohn ist nämlich hundsmiserabel.

Bei den Schwangerenkontrollen hat heute eine Frau auf einen Schlag acht Jahre ihres Lebens verloren. Der Hebammer fragte sie, wie alt sie sei. 22 war die Antwort. Dann fragte er nach ihrem Geburtsdatum und Jahr. 1989 sei sie geboren, sagte sie, was ihr einen ziemlich verwirrten Blick sowohl vom Hebammer, wie auch von mir einbrachte. Der Hebammer klärte sie dann über ihr Alter auf, verwirrter Blick von ihr…

Es wird eine harte Woche werden. Aber etwas habe ich heute gelernt. In Ngoundou wird eine Geburtshilfe angeboten werden, die über die Grenzen des Arondissements hinaus berühmt werden wird. Dänu kann schon bald eine Matérnitée bauen und dort werden die Hebammen und die Frauen sagen wie sie sich Geburtshilfe vorstellen. So schlimm das erlebte war, es hat eine sehr gute Seite. Ich weiss jetzt genau warum ich hier bin!

Letzte Nacht hatte ich übrigens Ruhe. Ich weiss jedoch noch nicht ob meine Isolation dafür verantwortlich ist, oder ob die Disco gestern wegen Regen leiser war.

5 Gedanken zu „Mein erster Arbeitstag“

  1. Liebe Suzla, Fredu hat mir beigebracht wie ich zu deinem Blog komme. Eine wunderbare Idee ! Wenn du weiter so diszipliniert interessante, lebendige Beiträge schreibst, dürfen wir auch ein bisschen dabei sein! Mach’s guet ! Herzlich Mue

  2. liebi susle
    spannend tönt das bi dir im süde!
    ig fröie mi, dass ig ou chly a dym ufenthaut cha teilha… und derwyle chunsch eifach in gedanke mit i d‘souna.
    härzlech, lotta

  3. ciao suzla

    Heute habe ich mit dem Sauerteigpulver Brot gebacken. Jetzt bin ich gespannt, wie’s wird. ..

    e Gruess a d’Wärmi, bi üs ist es heute schw….kalt.
    Christine

  4. Liebe Suzle
    Deine Berichte beeindrucken mich sehr, danke dafür, schreib weiter! Ich gönne den Leuten in Koutaba dein Wirken, du bietest sehr viel, nicht zuletzt wegen deiner unkonventionellen Art!

    Liebe Grüsse
    Regina

  5. liebi susle komplimänt ha gar nid grüsst wi gute du schribsch. Danke das du üs ermüglischt a dim abentür teil zha. verstah dini träne am afang so ischs mir zkanada ergange. Hoffe du chasch viu bewege, viu muet mir däiche a di Härzlech Käthi + Felix

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