Abschied

Es war schön, es war traurig und es war ein überwältigender Stress, meine Abschiedsparty, die Frauen haben mir traditionelle Schuhe gekauft, Gemüse mitgebracht, mich umarmt und geherzt, fast hätte ich weinen müssen, ich freue mich auf die Rückkehr ins vertraute Leben und dennoch bin ich traurig über den Abschied. Um mich zu verabschieden habe ich etwa dreissig Leute zu einem Essen im Centre eingeladen, von diesen dreissig Leuten kannte ich nicht alle, da waren auch die Männer und die Frauen, die Kinder von denen die ich kenne, aber irgendwie kamen immer mehr Leute, die ich nicht kannte und nirgends zuordnen konnte, es hörte nicht auf, und noch mehr und noch mehr und solche, die ich kannte, aber nicht eingeladen hatte und dann doch noch die Notablen und alle Frauen vom Chef und alle Kinder und noch mehr Frauen und immer mehr Männer und Kinder wie Sand am Meer, ich hatte dreissig eingeladen, es kamen etwa hundertzwanzig Leute und zum Abschluss kam auch noch der Fussballclub Ngoundoup, der ein Tournier gewonnen hatte und seinen Pokal dem Chef zeigen wollte, mit einem Mbambeluh Schlachtlied.

Wie schon gesagt, ich hatte dreissig eingeladen, Essen hatten wir etwa für fünfzig, der Besucherinnenstrom, der irgendwie nicht versiegen wollte, brachte mich doch ein wenig in Stress, das Essen wird nie reichen, was werden die Leute nur denken, vor allem die, die ich eingeladen habe wenn die, die ich nicht eingeladen habe schon alles aufgegessen haben? Aber das war für alle kein Problem, niemand war beleidigt, alle zufrieden und auch das letzte Restchen gegessen. Es sei eine Ehre, dass so viele Menschen gekommen sind, hiess es, ich persönlich hätte nichts gegen den kleineren Rahmen gehabt, aber fürs Mbambeluh war es sicher gut.

Nun bin ich zurück in der Wohnung, wieder alleine, die Koffer sind gepackt, das mit dem Putzen will nicht klappen, seit drei Tagen bekomme ich kaum Wasser, und das Problem mit der Maus hat sich an meinem letzten Abend gelöst. Das elende Vieh kam nicht durch irgendwelche Ritzen in Tür oder Fenster rein, nein, es kannte einen Weg, den wir nicht in Betracht gezogen hatten. Omar gehörte zu den geladenen Gästen, die essenstechnisch leer ausgingen, da er sowieso schon dünn ist, habe ich ihm von meinem Reis mit Gemüse und Erdnüsschen angeboten. Nach dem Essen trug er seinen Teller in die Küche, und wer sass dort? die Maus! Er schloss die Türe und begann mit der Jagd und ich setzte mich auf den Esstisch im Wohnzimmer, es rumpste und pumpste und ich wartete und hoffte, und endlich kam Omar, nach erfolgreicher Jagd und mit dem längst fälligen Wissen über den Weg der Maus. Das Loch, das für das Abwasserrohr im Boden ist, ist grösser als das Abwasserrohr, gross genug für das kleine, hinterlistige Vieh, das sich wahrscheinlich über unsere diversen Barikaden ins Fäustchen gelacht hatte, oder, noch fieser, die Barikaden gar nie bemerkt hatte. Damit schliesst sich der Kreis irgendwie, Omar hat das Loch verstopft, möglicherweise ist die Wohnung jetzt endlich mausfrei und ich reise ab.

Mbambeluhteam

Für die, die traurig sind, dass ihr abendliches Leseritual ein Ende findet, ich hatte grossen Spass am Schreiben und ich werde den Blog sicher weiterführen, ich kann noch nicht sagen wie oft ich schreiben werde, da ich zu Hause wieder ein intaktes soziales Abendleben führen werde, aber ich will weiter schreiben, es tut mir gut und es ist sehr schön, dass so viele gerne lesen, was ich erzähle. Wer weiss, vielleicht ist auch Bern spannend und sicher sind es meine Besuche in den vielen Wochenbetten, die mich meist auch kreuz und quer durch die ganze Welt führen. Am Samstag bin ich Inshallah wieder in der Schweiz, um dann endlich Ferien zu machen, im Elsass mit SpeedPed und Turtle (das heisst, Ebike und Zeltanhänger), dann noch Berlin mit Michèle (Schulabschluss Gottengeschenk), ja, Olaf wir kommen! Und ab Juli könnte es ein Hebammenblog werden, oder auch etwas anderes.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert