Die ersten Verletzten

Ja, genau so ist es, heute kamen die ersten Verletzten ins Centre. Ein glimpflich abgelaufener Töff Unfall, zwei Bororo-Männer auf dem Weg zum Viehmarkt, sind mit einem Bamoun, der seinen Töff wendete, zusammengestossen, beide Bororos waren von oben bis unten mit Schürfwunden gesprenkelt, das hiess desinfizieren und einer hatte noch ein Loch im Knie, das musste genäht werden und so kam Rafiatou zum ersten Mal in den Genuss eines sterilen Nahtsets und war restlos überfordert. Während ich schockiert war, als sie den Mann unsteril zusammennähen wollte, war sie schockiert über das Theater, das ich veranstaltet habe, steril? wozu? er kriegt so oder so Antibiotika, sie hat dann aber fast steril gearbeitet. Den Zweiten legte sie auf die blutverschmierte Unterlage vom ersten, und Susle, wieder an der Decke, nach Luft ringend, aber es sind doch Brüder, schon mal gehört, dass Brüder einander auch Krankheiten anstecken können? Nein? Aber leider ist es so und in dem Falle glaube ich kaum, dass die Familie sagen wird, so schön, dann bleibt es in der Familie. Während Rafiatou nähte, hielt ich ihr die Taschenlampe hin, aber ich hielt es nicht lange aus, meine Knie wurden immer weicher und ich musste raus, ich bin Hebamme und nicht geschaffen für Töffunfälle, auch nicht wenn alles nur halb so schlimm ist.

Nach der kleinen Chirurgie, so nennt man das hier, wenn einer zusammen genäht wird, oder wenn ein Abszess eröffnet wird oder sonst etwas gruseliges unternommen wird, einfach alles das nicht in den Operationssaal muss, musste ich die Frauen dazu prügeln das Behandlungszimmer zu putzen. Der Boden war voll Blut und sie baten schon die nächste Patientin herein, ich hoffe, dass es in ihre Köpfe reingegangen ist, ich hoffe es wirklich, von ganzem Herzen. Während die Frauen putzten, kümmerte ich mich um Omars Tochter, Nadria, die von ihrer Mutter mit über 39°C Fieber und der Mitteilung, Omar komme gleich, auf dem Weg zum Markt abgeliefert worden war. Nadria fand das gar nicht lustig und weinte und ich nahm sie auf den Arm und sie schmiegte sich ganz fest an mich und Omar kam natürlich nicht gleich, es dauerte mindestens eine Stunde und der Malariatest war positiv und das Fieber liess sich mit Wickel nicht senken, aber alles kommt gut, Nadria wird gegen Malaria behandelt und hat gegen Abend schon wieder gespielt.

Als wir Richtung Wohnung losfahren wollten, sah ich etwas auf der Strasse, etwas das sich ganz lustig bewegte, fast ein wenig wie eine Kröte, aber irgendwie auch anders, es war auch keine Kröte, es war eine kleine Schildkröte (und erst beim Schreiben merke ich, dass es ja auch eine Kröte ist) die die Strasse überquerte, und schwupps waren wir aus dem Auto gesprungen und haben den Verkehr geregelt und die Schilskröte konnte unbehelligt die Strasse überqueren.

Zum Abschluss des Tages haben Zenabou und ich noch Hybiskusblütensirup, Volere, gemacht, für sie (sie wollte lernen wie man den Sirup macht), für Omar und für mein Abschiedsessen am Donnerstag. Ich habe viele Hybiskusblüten gekauft und will zu Hause auch Sirup machen, wer weiss, vielleicht kommt die Eine oder der Andere von Euch in den Genuss.

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