Ultraschall

Und noch einmal Bafoussam. Um sechs Uhr früh sind Fatima und ich losgefahren, mit einem kleinen Bus, achtzehn Sitzplätze und der Chauffeur, zwar eng, aber doch wesentlich komfortabler als in den PW Bussen, ich sass an der Seite und das Blech vom Bus hat sich auf eine Arte bewegt, wie sich Blech in einem Bus, meiner Meinung nach, nicht bewegen sollte, fast als wäre es lebendig, es hat sich an mich geschmiegt, es hat sich der Strasse und mir angepasst, es war etwas unangenehm, ich war mir nicht sicher ob ich auf einmal einfach aus dem Bus falle. Es war eine lange, holprige Fahrt, zwei Stunden brauchten wir für die achtundvierzig Kilometer nach Bafoussam. Dort angekommen stiegen wir um auf ein Mototaxi und das fuhr uns zur Praxis von Doktor Ndame. Dort die grosse Überraschung, angefangen hat es mit dem Schuhwechsel, ja, wir mussten unsere Schuhe ausziehen und ihre Adiletten anziehen, der Boden ist weiss gekachelt und er ist tatsächlich weiss, nicht rot und auch nicht rötlich, eine Person ist angestellt um den Schuhwechsel zu organisieren und zu überwachen, Fatima hat ihre Schuhe zu wenig schön hingestellt und wurde höflich und bestimmt darauf hingewiesen, drinnen ein freundlicher Herr, der das Carnet in Empfang nahm und uns zeigte wo wir warten können, alles blitzblank, die Bodenplatten mit gleichmässigen Fugen verlegt, die Wände sauber, weiss gestrichen, ich war nicht mehr ganz sicher ob wir noch in Kamerun sind.

Und keine zehn Minuten später waren wir schon im Ultraschall. Und auch dort, alles schön sauber, sehr freundlich und die Resultate eins A, wobei dafür kann die Praxis nichts, dem Kind geht es gut, alles ist normal, der Bauch ist etwas kleiner weil die Schwangere halt noch sehr jung und straff ist. Und dann die ganze Reise in die andere Richtung und im zweiten Bus war das Blech auch lebendig und der Chauffeur fuhr wie ein Henker, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne geringste Scheu vor den Schlaglöchern und das Blech wurde sehr lebendig. Aber wir kamen heil in Ngoundoup an.

Fatima hatte Angst, nicht dass mit ihrem Kind etwas nicht gut sein könnte, sie hatte Angst, dass der Ultraschall schmerzt. Das mit dem Kind ist für sie noch sehr abstrakt, es ist einfach, aber sie hat null Vorstellung wie es sein könnte, was es heisst. Hier haben die angestellten Frauen zwei Wochen Urlaub nach einer Geburt, Fatima findet das viel zu lange, sie will nach zwei Tagen wieder arbeiten. Und so haben wir unsere gemeinsame Zeit genutzt, über Verantwortung geredet, über Zukunft, über den Kindsvater, mit dem sie seit vier Jahren zusammen ist und der im Moment das Lycée abschliesst, über ihre Eltern, über Erziehung und über Verhütung. Das Stäbchen heisst hier übrigens Familienplanung, das führte zwischen Fatima und mir zu Verwirrung, ich wollte ihr das Stäbchen empfehlen und sie fragte die ganze Zeit, du meinst Familienplanung? und ich, ja das Stäbchen ist Familienplanung, aber es gibt noch… bis ich dann endlich begriffen habe, es hat gedauert. Ich hoffe innig, dass sie das Kind grosszieht, erzieht, zur Schule schickt, ihm etwas auf den Weg mitgibt, ich hoffe, dass es nicht ein weiteres Kind wird, das einfach da ist.

Im Centre muss ich vor meiner Abreise noch alles für eine Neuorganisation aufgleisen, das ist äusserst knapp und sehr ermüdend. Aber ich glaube, dass es klappen kann. Appoline, die eine IDE wird am 03. Juni anfangen und Awa, die andere IDE Anfang Juli. Wir sind zum Schluss gekommen, dass es am sinnvollsten ist, wenn die zwei IDE’s das Centre co-leiten. Die IDE muss in einem Centre immer auf Abruf bereit sein, sie ist die Verantwortliche. Mit einer Co-Leitung können sie diese Verantwortung teilen und Beide haben auch mal frei. Für die weiteren Leitungsaufgaben, werden Ressorts definiert, die sie untereinander aufteilen. Mit einer Co-Leitung haben wir auch eine bessere Kontrolle über die Weiterführung der Philosophie, für alle strategischen Entscheidungen müssen sie zusammen mit Omar einen Konsens finden. Assana wird in Zukunft als normale Mitarbeiterin arbeiten und ich glaube, sie ist nicht sehr traurig, sie ist überfordert und merkt das langsam auch.

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