Das Leben geht weiter

Nach all den schlechten Gefühlen, nach dem Frust und dem Ärger, brach heute ein neuer Tag an und es hat geregnet und es war der 01. Mai und die Menschen sind zu den 01. Mai Defilees gepilgert und wegen dem Regen konnten sie nicht arbeiten und wegen dem 01. Mai auch nicht. Ausser wir, wir haben gearbeitet, wir haben weiter unser Verständnis als Centre de Santé Mbambeluh diskutiert, weiter über Medikamente depatiert, uns weiter über die unmögliche Bürokratie enerviert, haben am Gebärbett die Beinstützen ausprobiert und sassen bei Stromausfall im Dunkeln. Dann hat es aufgehört zu regenen und zwei junge Männer sind aufgetaucht um Umgebungsarbeiten zu erledigen, Kinder sind gekommen um Fussball zu spielen und wir haben alle intensiv überwacht. Die wartende Haltung haben wir aufgegeben, wir stehen kurz vor der Eröffnung, ob legal oder illegal, wen kümmerts.

Das mit dem Regen hier, ist schon eine andere Liga. Heute war Markttag und das heisst, es hat sehr sehr sehr viele Menschen, die alle, wie ich, einkaufen wollen und es hat sehr sehr sehr viele Pfützen, die so gross sind wie kleine Seen und diese vielen Menschen wollen alle, wie ich, nicht in die Pfützen stehen. Aber dort wo keine Pfützen sind, bleiben nur ganz kleine Wege, weil dort haben die anderen sehr sehr sehr vielen Menschen ihre Waren, wie zum Beispiel tote, getrocknete, flache Ratten auf dem Boden ausgelegt, weil sie wollen diese nämlich auch nicht in die Pfützen legen, obwohl die Ratten dann vielleicht nicht mehr so flach und getrocknet wären. Es ist also ein ständiges Stossen, Schupsen und Balancieren und trotz aller Vorsicht siehst du innert kürzester Zeit aus wie ein Schweinchen das sich im Morast gesuhlt hat. Das Aussehen ist die eine Seite der Regenzeit, die andere Seite ist das Gefühl zwischen den Zehen, zuerst stehst du vorsichtig mit deinen Flipp Flopps auf den Matsch, aber die neigen zu einer Art Vakuum und bleiben kleben und der zweite Schritt, also der andere Fuss muss dann reagieren, damit der erste Fuss das Vakuum lösen kann und schon schmatzt der Morast zwischen den Zehen hoch und es wird schmierig und rutschig und du möchtest lieber umkehren, nach Hause gehen, die Füsse waschen, aber du hast noch nicht eingekauft und am Schluss musst du sowieso wieder durch den Matsch zurück. Der Rückweg ist dann noch etwas schlimmer, weil, während du auf dem Markt einkaufst (dort hat es erstaunlicherweise kaum Pfützen) trocknet der Morast ein und nach erneutem Schmatzen bekommt der Matsch Peelingqualität, etwas wofür viele Menschen viel Geld ausgeben, zwischen den Zehen jedoch selten gemacht wird. Aber ich habe es geschafft, habe mein Gemüse gekauft und gekocht und die Füsse wasche ich mit einer Bürste (anders werden sie nicht sauber), versprochen, bevor ich ins Bett gehe.