Omars Entwicklung

Langsam kennt ihr den Rhythmus von Koutaba auch, also was heisst Mittwoch? Genau, Mittwoch heisst, es ist der Tag der toten, getrockneten, flachen Ratten und ja, ich habe einen Satz genommen, nein, ich bin nicht in der Pfütze gelandet. Ich sehe es schon, das verständnisvolle Lächeln, lassen wir sie erzählen, immer wieder, was können wir machen, sie glaubt den Mist, wahrscheinlich sieht sie mittlerweile tatsächlich tote, getrocknete, flache Ratten, so drei Monate Afrika gehen halt nicht spurlos an ihr vorbei…

Aber Leute, jetzt kann ich es beweisen. Omar war mit mir auf dem Markt und er hat sie für mich fotografiert:

Tote, getrocknete, flache Ratten und darunter das Wundermittel.

Omar, er erzählte mir heute zwei schöne Episoden aus seinem Leben. Wir hatten darüber diskutiert was es braucht um initiativ durchs Leben zu gehen. Omar war sechzehn, als er einen Verein zur Förderung der Schule gründete. Er fand es wichtig, dass alle Kinder in die Schule gehen. Er lud alle Eltern von Ngoundoup zu einer Versammlung ein. Und sie sind erschienen und Omar sah die vielen Erwachsenen vor sich und kam sich jung und dumm vor und hatte Angst. Aber er begrüsste die Eltern, er entschuldigte sich für seine Jugend, dafür, dass er den Erwachsenen, den Respektpersonen ins Gewissen reden wollte und die Leute beruhigten ihn und sagten, er solle sprechen, sie wollen gerne zuhören. Und so kam es, dass seither vor allem auch viel mehr Mädchen die Schule besuchen und hinterher eine Ausbildung machen können. Um die Grösse und den Mut dieses Einsatzes für Schulbildung zu sehen, braucht es noch eine weitere Geschichte. Ein Jahr später, Omar verdiente Geld indem er im Wald Bambus schlug und aus den Fasern Körbe flocht und diese verkaufte, brauchte er neue Turnschuhe für die Schule. Er hatte gehört, dass in Bafoussam Occasionturnschuhe aus Europa verkauft werden und weil die qualitativ besser sind, war sein Ziel, nach Bafoussam zu reisen und solche Turnschuhe zu kaufen. Es war seine erste Reise so weit weg (ca. 50km) von Ngoundoup. Er liess sich erklären, wie er dort hin kommt und wo er die Turnschuhe findet. Er wusste, dass er in Bafoussam vom Busstopp zuerst gerade aus weiter gehen muss und dann rechts, genau so hat er es gemacht, er hat nicht rechts, nicht links geschaut, ist einfach schnurstracks auf sein Ziel zugegangen, fand die Stände mit den Turnschuhen, wählte ein Paar aus, kaufte es, ging direkt wieder zum Busstopp zurück und reiste nach Hause. Dort wurde er von seinen Freunden erwartet, sie hatten Angst um ihn, dachten er werde belästigt oder gar ausgeraubt. Darauf wollten alle solche Turnschuhe und sie fanden, dass Omar, da er jetzt weiss wie es geht, diese holen soll, aber Omar fand, dass sie so nicht lernen sich zu bewegen und bot an, sie zu begleiten.

Morgennebel über dem Wald … dem der voll Wasser ist … dem den ich gerne besucht hätte…

Im Centre haben wir einen weiteren Tag Alltag geübt. Seit heute macht es mir wesentlich weniger Angst, die Frauen alleine zu lassen. Appoline, eine IDE, wird ab Ende Monat voraussichtlich im Mbambeluh arbeiten. Sie war heute im Centre um etwas zu schnuppern. Sie ist kompetent und bereit unsere Philosophie zu unterstützen und nach ihr zu arbeiten. Es ist zwar schade, dass sie erst anfängt wenn ich gehe, aber bis dahin kommt sie noch ein paar Mal schnuppern und es bleibt uns doch noch Zeit vieles zu besprechen. Sie ist sehr offen und ich habe ein gutes Gefühl, sie wird dem Centre gut tun, ausserdem ist sie keine Muslimin, was für die Mischung des Personals positiv ist. Wenigstens eine, die keinen Ramadam machen muss, denn die Ramadam-Frauen sind im Moment noch träger als sie sowieso schon sind. Assana läuft nur noch wie eine Leiche durch die Gegend und die Kranken werden durch ihren Anblick und durch ihr leidendes Sprechen sofort noch viel kranker. Ich plädiere dafür, dass der Ramadan nur noch im Winter in Island stattfinden darf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert